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Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition)

Titel: Clara und die Magie des Puppenmeisters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Amy Schlitz
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noch besserer Puppenspieler.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch und lachte spöttisch auf. »Himmel, Gaspare! Sie spielen immer noch mit Ihren fantoccini? «
    »Und warum nicht?« Cassandras Belustigung ärgerte ihn. »Mein Vater hat in diesem Metier gearbeitet, ebenso mein Großvater. Das Puppenspiel liegt mir im Blut.« Er wechselte das Thema. »Wenn Sie meinen, ein Mädchen ist Ihnen eher zu Diensten, kann ich ebenfalls eines anbieten. Sein Name ist Lizzie Rose Fawr. Ihre Eltern waren Theaterleute. Sie sind gestorben, und ich habe sie aus Barmherzigkeit bei mir aufgenommen.«
    Cassandra schnaubte ungläubig. »Ist sie auch eine Taschendiebin?«
    »Nein, keine Taschendiebin. Wenn Sie sie das erste Mal sehen, wird ihre Unschuld Sie verblüffen. Aber das täuscht. Sie ist ein tückisches kleines Ding. Sie dürfen sich von ihr nicht hinters Licht führen lassen.«
    »Ich bin nicht leicht zu täuschen.«
    Grisini musste sich sehr beherrschen, um nicht zu lachen. Er schloss die Augen, als würde ihn die Unterhaltung ermüden. »Schreiben Sie ihnen. Laden Sie sie auf Ihre Burg ein. Ködern Sie die zwei. Eines der beiden Kinder wird Ihnen den Phönixstein stehlen.«
    Und welches auch immer, dachte er, es wird meine Puppe und mein Sklave sein. Falls Parsefall den Stein stiehlt, wird er ihn nutzen, so wie ich es ihm gebiete. Falls es Lizzie Rose ist … Sie hat noch nicht gelernt, was Angst bedeutet, nicht so wie der Junge. Aber es soll mir ein Vergnügen sein, es sie zu lehren …
    »Nun, also gut. Schreiben Sie den Kindern und laden Sie sie hierher ein«, sagte Cassandra.
    »Es ist besser, wenn die Einladung von Ihnen kommt. Das sind undankbare kleine Lumpen und sie schätzen meine Gesellschaft nicht. Sie werden sie ködern müssen, damit sie herkommen. Und Sie müssen den Brief an das Mädchen richten. Der Junge kann nicht lesen.«
    »Haben Sie ihm denn gar nichts beigebracht?«
    »Ganz im Gegenteil. Ich habe ihm alles beigebracht. Wie man die fantoccini zum Leben erweckt, wie man unauffällig das Portemonnaie aus einer Westentasche verschwinden lässt … aber lesen, nein, das zählt nicht zu seinen Fertigkeiten. Das Mädchen kann lesen. Laden Sie die beiden ein.«
    »Oder vielleicht alle drei«, erwiderte Cassandra scharfsinnig. »Sie wissen doch, Gaspare, ich habe an Ihrem Bett gesessen. Sie haben im Schlaf geträumt und fantasiert. Würden Sie mir also bitte sagen, wer Clara Wintermute ist? Und was ist das für eine Geschichte mit den zehntausend Pfund Lösegeld?«

20. Kapitel

     
    Von Strippenziehern und Beutelschneidern
     
    P arsefall wusch sich die Hände. Lizzie Rose, die wusste, wie selten er mit Wasser und Seife in Berührung kam, hätte gejubelt, aber sie war ausgegangen, und einzige Zeugin dieses ungewöhnlichen Ereignisses war Clara. Sie lag auf dem Kaminsims, das Gesicht zu dem verschmierten, fleckigen Spiegel gewandt. Von diesem Aussichtspunkt aus konnte sie den Großteil des Raums überblicken, und dafür war sie dankbar.
    Clara hatte jedoch bereits die gesamte vergangene Woche auf dem Kaminsims verbracht. Dort sei sie vor Ruby sicher, hatte Lizzie Rose erklärt. Selbst wenn das Mädchen ihre Zweifel hatte, ob ein Mensch tatsächlich in eine Puppe verwandelt werden konnte, trug es Sorge, dass Clara in Sicherheit war. Clara war durchaus dankbar, außer Reichweite des Hundes zu sein, aber sie wurde es leid, tagelang am selben Platz zu liegen. Sie fühlte sich hilflos und ertappte sich dabei, wie sie auf die Geräusche der Straße unten lauschte: das Geklapper der Hufe und das Knirschen der Kutschenräder, das Läuten der Glocken und die Schreie kämpfender Katzen. Sie fieberte den Stunden entgegen, wenn die Kinder zu Hause waren und sie ihren Gesprächen zuhören konnte.
    Auf dem Kaminsims herrschte ein wildes Durcheinander. Lizzie Rose hatte sich darangemacht, die Wohnung zu putzen, und immer wenn sie etwas von einem gewissen Wert fand, legte sie es neben Clara. Im Spiegel erkannte Clara drei Schnupftabakdosen, ein Opernglas sowie eine Fotografie in einem Silberrahmen. Der Rahmen kam ihr seltsam vertraut vor, aber da das Bild in Richtung Zimmer zeigte, konnte sie nur die Rückseite sehen.
    Das Geplätscher hörte auf. Parsefall wischte sich die Handflächen an seiner schmuddeligen Hose ab, marschierte zielstrebig zum Kamin und griff nach Clara. Er trug sie zum Puppengalgen und legte sie auf den Boden. Dann kauerte er sich neben sie. Aus seiner Jackentasche holte er eine Rolle schwarzen Faden, einen

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