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Clara

Clara

Titel: Clara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Gespräch versuchte, hängte Olli sich seinen Walkman auf die Ohren.
    Christian war ordentlich warm geworden beim Trampeln gegen die Zeit, und er ließ das Rad jetzt laufen. Es ging sanft bergab in der weiten Kurve, rechts vorn leuchteten die Straßenlaternen von Wissel. Nun war es nicht mehr weit.
    Wenn Opa Czesnik ging, vielleicht war’s ein Zeichen. Vielleicht bedeutete es ihm, daß es an der Zeit war, sich um seinen eigenen Großvater zu kümmern. Er mußte mit Clara darüber sprechen. Auch wenn das hieß, daß er etwas über seine Familie preisgeben mußte. Aber wenn überhaupt jemandem, dann Clara. Und er mußte darüber sprechen, dringend.
    Als er an der alten Mühle in den Ort einbog, zog er sich schon die Mütze vom Kopf, sein Gesicht glühte. Er konnte quer über den Griether Markt fahren, weil um diese Zeit dort kaum noch Autos parkten. Im Pfarrheim St. Peter und Paul waren alle Fenster erleuchtet. Er lehnte sein Rad unter dem Bogen zur Kirche gegen die Wand und machte sich nicht die Mühe, es abzuschließen. Hier war noch nie geklaut worden. Die anderen mußten schon alle da sein, der Flur war leer, aber ihre Jacken und Schals hingen an der Garderobe, die Handschuhe lagen wild durcheinander auf dem Boden. Aus dem Gruppenraum hörte er ihre Stimmen.
    Sie saßen gemütlich im Kreis, tranken Tee, hatten ein paar Kerzen angezündet.
    »Hallo!«
    »Hej, Christian«, lachte ihm Stefan entgegen. »Schön, daß du’s noch geschafft hast.«
    Christian legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und nickte. Von einem Kaplan hatte Stefan wenig an sich. Er war einer von ihnen.
    Infozettel für das Christival lagen auf den beiden Tischchen. »Laßt mal gucken«, meinte Christian und ließ sich neben Stefan auf das Sofa fallen.
    »Soll ich dir einen Tee eingießen?« Sebastian hielt ihm einen Becher unter die Nase.
    »Klar!«
    Dennis grinste breit. »Ein Schuß Rum wäre nicht schlecht, wa?«
    »Nee«, winkte Christian ab. »Ich steh nicht so auf Alk. Und überhaupt«, er schnüffelte, »hier wird auch zuviel geraucht. Guckt euch doch mal die Aschenbecher an. Am liebsten würde ich alle Fenster aufreißen. Wenn’s bloß nicht so tierisch kalt war.«
    Jan kicherte. »Was ist denn mit dir los? Bist du von allem Weltlichen ab? Oder hat dir die Kälte das Hirn eingefroren? Die ganze Strecke von Kleve auf der Fiets ist ja auch nicht gerade das Wahre!«
    »Eine meiner leichtesten Übungen«, lachte Christian. »Und was ist das da?« Er nahm das Fotoalbum, das auf dem Tisch lag.
    »Das sind Aufnahmen, die ich beim letzten Christival gemacht habe«, antwortete Stefan. »Ich dachte, so als Einstieg. Ihr ward ja alle noch nicht mit dabei.«
    »Sieht echt stark aus.« Christian blätterte die Fotos durch, aber er kam nicht weit, denn Stefan stellte seinen Teebecher fest auf den Tisch.
    »So, Jungs, macht mal eure Kippen aus. Die Mädchen sind schon oben und haben angefangen. Wir sollten uns so langsam in die Küche begeben, sonst dürfen wir uns nachher wieder die alten Sprüche anhören, von wegen Macho und so. Außerdem hab ich Hunger.«
    Meike hatte das Chili-Rezept, für jeden gut leserlich, an die Wand über dem Herd gepinnt.
    »Gebt mir die niedrigste Tätigkeit«, flachste Stefan und stolperte in die Küche.
    »Kein Problem.« Die Mädchen lachten, und Stefan bekam das Kilo Zwiebeln zum Schälen und Hacken. Er stöhnte vernehmlich, fügte sich aber ohne Gegenwehr. Sie alberten herum, irgendwie fand jeder eine Aufgabe, und keine halbe Stunde später schmurgelte das Chili vor sich hin und duftete verheißungsvoll. Christian deckte den Tisch im kleinen Eßraum neben der Küche, in dem sich sonst immer die Frauenhilfe traf.
    »Legt mal einer Musik auf?« rief Natalie, aber keiner fühlte sich angesprochen.
    Christian faltete die letzte Serviette und schlenderte in die Küche zurück. »Ist Clara immer noch krank?«
    Stefan stand über den Riesenpott gebeugt und kostete. »Noch eine Prise Salz, wenn du mich fragst«, sagte er zu Meike und legte den Löffel weg. »Ja, Clara ist immer noch nicht wieder auf dem Damm. Ich habe mit ihren Eltern gesprochen. Sie hat wohl eine Virusgrippe, und damit ist nicht zu spaßen.«
    Christian ließ die Arme hängen. »Na, hoffentlich ist sie bis Freitag wieder fit …«
    »Freitag?« rief Meike. »Was ist denn am Freitag?«
    »Die Exerzitien im Haus Barbara«, erklärte Stefan.
    »Ach Gott, stimmt ja!« Meike schlug sich gegen die Stirn. »Muß ich verdrängt haben. Ich wollte nämlich

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