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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Narren halten. Elendes Pack!«
    So hatte sie Alex noch nie reden gehört. Er war kein Mann, der die Schuld am eigenen Versagen bei anderen suchte, schon gar nicht bei seinen Huskys, die er über alles liebte. Obwohl er in der Gegenwart anderer Fallensteller schon mal derb werden konnte und auch mal einen Whiskey zu viel trank, war er vor ihr niemals ausfällig geworden. Es gab sogar Männer, die ihn als »Gentleman« und »gezähmten Wilden« verspotteten.
    Entsetzt beobachtete Clarissa, wie Alex davonlief und mit ungelenken Schritten zwischen den Bäumen verschwand. Sie war so verstört, dass sie einige Sekunden brauchte, um die Gefahr zu erkennen, und hinter ihm herlief. »Alex!«, rief sie verzweifelt. »Alex! Wo willst du denn hin?«
    An den Hunden vorbei, die neugierig die Köpfe nach ihr drehten, folgte sie seinen Spuren durchs Unterholz. Mit den Unterarmen schützte sie sich gegen die tief hängenden Zweige, die ihr bei jedem Schritt ins Gesicht schlugen. Eisiger Schnee rieselte von den Baumkronen auf sie herab. Im dichten Fichtenwald war es wesentlich dunkler als auf dem Trail, und da auch Alex’ Spuren kaum zu erkennen waren, hatte sie schon bald keine Ahnung mehr, wohin er in seiner plötzlichen Verwirrung gelaufen war.
    »Alex!«, rief sie immer wieder. »Alex! Komm zurück!«
    Nachdem sie sich ungefähr eine Viertelmeile durchs Unterholz gekämpft hatte, entdeckte sie ihn auf einer Lichtung. Er lag auf einen Arm gestützt im tiefen Schnee und blinzelte in das trübe Zwielicht, das den Schnee in einem seltsamen Violett erscheinen ließ. Die Bäume warfen lange Schatten, die wie Pfeile auf ihn wiesen. »Alex!«, rief sie dankbar.
    Sie stapfte zu ihm und sank neben ihm auf die Knie. »Alex! Mein Gott, Alex!« Diesmal flüsterte sie, und als er sie in die Arme nahm, schlang sie die Arme um ihn und fing an zu weinen. »Alex!« Immer wieder flüsterte sie seinen Namen. Sie küsste ihn auf die Wange und den Nacken und strich ihm mit einer Hand über den Kopf.
    Auch er hatte Tränen in den Augen, als sie sich von ihm löste. »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Ich wollte doch nicht … Ich wollte dich nicht anfahren. Und die Huskys … Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.«
    »Du bist gerade erst aus dem Krankenhaus entlassen worden, das ist los«, erwiderte sie sanft. Ein vorsichtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Und du hast eine schwere Operation hinter dir, die steckt man nicht so einfach weg. Gib dir ein paar Tage, Alex, ruh dich ein bisschen aus, bevor du wieder auf den Schlitten steigst. Nicht mal ein ausgewachsener Grizzly wäre nach einer solchen Operation gleich wieder der Alte. Der würde sich erst mal in seine Höhle zurückziehen und eine Runde schlafen.«
    »Du hast ja recht, Clarissa. Ich reiß mich zusammen, okay?«
    Sie half ihm hoch und hielt ihn eine Weile fest, bis er sich von seiner Benommenheit erholt hatte. Hand in Hand stapften sie durch den Tiefschnee zum Wald zurück. Über ihnen kreiste ein einsamer Adler.
    Beide waren so in Gedanken vertieft, dass sie weder den Adler sahen noch die schemenhafte Bewegung am Waldrand wahrnahmen, einen flüchtigen Schatten, der sich für den Bruchteil einer Sekunde gegen die verschneiten Bäume abhob. Erst das kehlige Kichern ließ sie aufhorchen.
    Erschrocken blieben sie stehen. Ein Kichern war der letzte Laut, den man im Wald abseits des Trails zu hören erwartete. Oder hatten sie sich getäuscht? Ein Rabe, der sich über sie lustig machte? Ein anderes Tier? Der Wind, der sich in den Bäumen verfing und ihnen etwas vorgaukelte?
    »Ist da jemand«, rief Alex laut.
    Keine Antwort.
    »Wenn du einer der Fallensteller bist, die mir bei unserem letzten Treffen ein Stinktier in die Decken geschmuggelt haben, solltest du dich besser zeigen, damit ich dir die längst fällige Abreibung verpassen kann.« An seinen körperlichen Zustand, der wohl kaum einen Faustkampf erlaubte, schien er nicht zu denken. »Oder bist du inzwischen so hässlich, dass du dich im Wald verstecken musst? Ist dir deine fünfte Frau auch schon abgehauen?«
    Wieder keine Antwort.
    »Wir haben uns sicher getäuscht«, sagte Clarissa. »Wahrscheinlich sehen wir beide schon Gespenster nach der ganzen Aufregung. Außer deinen Freunden wüsste ich auch keinen, der uns im Wald auflauert und kichert.«
    »Dolly brächte das fertig.«
    »Dolly kümmert sich um ihr Roadhouse.«
    Sie gingen langsam weiter und erreichten den Wald. Zwischen den Bäumen warteten sie, bis sich

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