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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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Keystone Canyon gab es eine solche Blockhütte, doch Alex fuhr mit einem lauten »Giddy-up!« an ihr vorbei.
    Der Keystone Canyon klaffte wie ein riesiger Keil in den Ausläufern der Alaska Range. Gewaltige Felswände ragten zu beiden Seiten des Trails empor und verdunkelten den düsteren Himmel. Über dem östlichen Rand der Schlucht war das Zwielicht des Tages nur als rötlicher Schimmer zu erkennen. Nur wenige Sonnenstrahlen verirrten sich in die Schlucht und ließen die Eiszungen der gewaltigen Gletscher, die bis in den Canyon hinabreichten, geheimnisvoll glitzern. Die Stille war unheimlich, als hätten sie die Erde verlassen und befänden sich auf einem Planeten, auf dem es außer ihnen und den Huskys und den Bäumen kein Leben gab. Der Schnee bedeckte die meisten Pflanzen, auch das wuchernde Grün an den Felsen, und selbst die Bäume waren unter der winterlichen Kälte erstarrt und machten nicht den Eindruck, als würden sie jemals wieder zum Leben erwachen. Es gab keine Tiere, nicht mal ein Raubvogel kreiste über dem Trail. Ein Wasserfall, zu Eis erstarrt, klebte an den Felsen. Die Zeit stand still, nur das Scharren der Schlittenkufen durchbrach die einsame Stille der Schlucht.
    Die Stille vor dem Sturm, hätte ihr Vater gesagt. Sie war zu oft mit ihm aufs Meer gefahren, um diese Zeichen nicht zu erkennen, doch noch hielt das Wetter, und sie kamen tatsächlich schneller voran, als sie angenommen hatte. Sie drehte sich zu ihrem Mann um und lächelte ihm aufmunternd zu, in seinen Augen glaubte sie zu sehen, wie stolz er darauf war, schon wieder vollständig genesen zu sein. Der Eindruck täuschte. Ohne dass der Wind aufgefrischt hätte oder ein Hindernis aufgetaucht wäre, verlor Alex plötzlich die Kontrolle über die Hunde, der Schlitten geriet ins Schleudern und prallte gegen die Felswand zu ihrer Linken. Clarissa konnte von Glück sagen, dass sie sich mit beiden Händen festhielt und nicht vom Schlitten fiel.
    »Verdammt! Könnt ihr nicht aufpassen?«, gab er den Huskys die Schuld. »Tut gefälligst das, was ich euch sage, dann passiert auch nichts!«
    Clarissa ahnte, dass er einen Wutanfall bekommen würde, wenn sie etwas sagte, und schwieg. Sie würde warten, bis er sich erholt hatte, und ihn dann bitten, wieder den Schlitten steuern zu dürfen. Solange er noch so sensibel und solchen Gemütsschwankungen unterworfen war, wollte sie ihn auf keinen Fall reizen. Mach dir keine Gedanken, sagte sie sich, sei lieber froh, dass er die Operation so gut überstanden hat. Weder den Huskys noch dir ist etwas passiert, also halt die Klappe und nimm’s nicht so schwer, wenn er dir oder den Hunden die Schuld gibt und unflätig flucht.
    Entgegen ihren Befürchtungen kamen sie heil durch die Schlucht. Das Wetter hielt, und Alex stand jetzt sicherer auf dem Trittbrett und lächelte jedes Mal, wenn sie sich nach ihm umdrehte, als wollte er sagen: Siehst du, ich hab’s dir ja gesagt! Beinahe lautlos glitt der Schlitten über den festgestampften Trail, immer dicht an der Felswand entlang und über eine schmale Brücke über den gefrorenen Fluss, bevor es im Schatten eines riesigen Gletschers weiter nach Norden und zum Ausgang des Canyons ging.
    Der Ausblick, der sich ihnen jenseits der Schlucht bot, war unvergleichlich. Ringsum erhoben sich steile Berge und Gletscher, als gäbe es nichts anderes auf der Welt, reichten dunkle Wolken bis auf die verschneiten Felshänge hinab und hingen wie düsterer Nebel über dem schroffen Land. Der Trail wand sich in steilen Serpentinen zum Thompson Pass empor, der ebenfalls im dichten Nebel lag und meilenweit entfernt zu sein schien. Selbst mit vier Pferden und bei klarem Wetter hatten die Kutscher der großen Schlitten ihre Mühe, den windumwehten Thompson Pass zu erreichen.
    Alex sah die Fahrt als Herausforderung, anscheinend wollte er beweisen, wie sehr wieder mit ihm zu rechnen war, und gab Clarissa keine Gelegenheit, ihn um eine Ablösung zu bitten. Ein Blick in seine Augen genügte, um diese Idee sofort wieder fallen zu lassen. So viel Entschlossenheit, aber auch Leichtsinn hatte sie selten bei ihm gesehen. Schon auf der ersten Steigung bekam sie es mit der Angst zu tun. Er fuhr unruhig, sprang alle paar Schritte vom Schlitten und verpasste es beinahe, wieder auf die Kufen zu springen, feuerte die Huskys mit so unflätigen und wilden Ausdrücken an, dass sie wahrscheinlich stehen geblieben wären, wenn sie ihn verstanden hätten. »Verdammt, nun lauft doch endlich, ihr Versager!

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