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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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seinen Armen, wollte sich mit Gewalt losreißen und schlug wild mit den Fäusten um sich, verhedderte sich in der nassen Decke und erschlaffte weinend in Jerrys Armen. Der Ire ließ sie langsam zu Boden gleiten. »Alex!«, wollte sie schreien und bekam doch nur ein Flüstern heraus. Ein heftiger Weinkrampf schüttelte sie und ließ sie unkontrolliert mit den Armen und Beinen zucken. »Du darfst nicht sterben, Alex!« Sie faltete die Hände. »Bitte, lieber Gott, lass ihn nicht sterben! Er ist alles, was ich habe.«
    Sie bekam das Gesicht frei und spürte die sengende Hitze des Feuers auf ihrer Haut. Die Flammen prasselten unentwegt, fraßen sich immer weiter in ihre Blockhütte hinein. Beißender Geruch ließ ihre Augen brennen, schwarzer Ruß drang in ihre Nase und ihren Mund. Sie spürte Asche zwischen den Zähnen. Durch die Tränenschleier vor ihren Augen beobachtete sie fassungslos, wie ihr Haus ein Opfer der Flammen wurde, das Feuer mit lodernden Armen nach ihrer Habe griff und sie in Asche und Rauch aufgehen ließ. Weder sie noch Dolly und Jerry konnten etwas dagegen tun. Das Feuer war stärker und ließ ihr nur die Hunde und den Schlitten und die Kleidung an ihrem Körper.
    Clarissa blieb im Schein des Feuers sitzen, bis es heruntergebrannt war, und ließ ihre Tränen von der Hitze trocknen. Sie hatte ihre Panik überwunden und konnte wieder klar denken, sagte zu Dolly und Jerry, die ebenfalls geblieben waren: »Wer sagt denn, dass Alex in der Hütte war? Gut möglich, dass er hier war, aber wenn er einigermaßen bei Sinnen war, musste er doch sehen, dass der Schlitten und die Hunde fehlten und ich nicht im Bett lag. Vielleicht wollte er auf die Jagd!« Sie schlug die nasse Decke zur Seite und stemmte sich vom Boden hoch. »Ich muss ihn finden, Dolly. Er hatte keinen Schlitten, also ist er auf Schneeschuhen los. Weit kann er noch nicht sein.«
    Jerry hatte sich dicht an die niedergebrannten Trümmer herangewagt und stocherte mit einem langen Ast darin herum. Die Überreste eines verbrannten Menschen konnte er tatsächlich nicht finden, und es stank auch nicht nach verbranntem Fleisch, aber die Überreste der Möbel und die Asche lagen so hoch, dass man sie leicht übersehen konnte. Die schwelenden Trümmer, zwischen denen immer noch winzige Stichflammen emporschossen, waren so heiß, dass ihn selbst seine schweren Stiefel nicht geschützt hätten. »Vielleicht war er wirklich nicht in der Hütte. Zuzutrauen wär’s ihm ja. Aber zu viel Hoffnung würde ich mir nicht machen.«
    Clarissa machte sich nichts vor, wollte aber auch nichts unversucht lassen. Im Hitzedunst des heruntergebrannten Feuers lief sie zum Schlitten und zog ihre Schneeschuhe unter den Decken hervor. »Ich gehe Alex suchen«, sagte sie zu ihrem Leithund. Könnte sein, dass Alex in seinem Whiskeyrausch auf die Jagd gegangen ist und irgendwo im Schnee liegt. Nein, mit dem Schlitten kommen wir da nicht durch. Wenn er zu Fuß unterwegs ist, nimmt er bestimmt den schmalen Jagdtrail hinterm Haus. Ich muss allein weiter. Ich weiß, vor ein paar Minuten dachte ich noch, es wäre alles aus und er wäre in der Hütte verbrannt, aber warum sollten uns Bones und seine Wölfe dann gewarnt haben? Sie melden sich doch nur, wenn es noch eine Chance gibt. Er ist bestimmt noch am Leben, Emmett!« Sie kraulte ihn zwischen den Ohren und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps. »Ich bin bald wieder zurück.«
    »Wir suchen auf der anderen Seite«, sagte Dolly. Auch sie klang nicht besonders optimistisch. »Wer ihn findet, feuert einen Schuss ab, okay?« Sie wartete, bis Clarissa auf die Kufen stieg. »Du hast deinen Revolver dabei?«
    Clarissa klopfte auf ihre rechte Anoraktasche und stapfte los. Nachdem sie im Umkreis der Hütte vergeblich gesucht hatte, betrat sie den Jagdtrail und folgte ihm in den Wald hinein. Während der letzten Tage war kaum Neuschnee gefallen, und die Spuren auf dem Trail waren kaum auszumachen. Selbst wenn sie deutlicher gewesen wären, hätte sie sich schwergetan, die neuesten Abdrücke zu bestimmen. Das konnten nicht mal alle Indianer und Fallensteller. Sie musste sich auf ihren Instinkt verlassen, auf den siebten Sinn, den sie in der Wildnis entwickelt, und der sie schon einige Male vor einem Unglück bewahrt hatte. »Alex!«, rief sie. »Alex! Bist du hier irgendwo?«
    Die einzige Antwort, die sie erhielt, war das Rauschen des Windes in den dichten Baumkronen. Einem Impuls folgend, blickte sie nach oben und sah eine Eule aus einer der

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