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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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eidesstattliche Erklärung zugunsten von Frank Whittler abgegeben zu haben. Sie hätte doch wissen müssen, zu welchen Schandtaten ein mächtiger Mann wie Thomas Whittler fähig war. Spätestens ihre abgebrannte Hütte hätte ihr Warnung genug sein müssen. Wer eine solche Gemeinheit beging, schreckte auch vor anderen Schandtaten und vor Mord nicht zurück.
    In der Gewissheit, den Wachhunden des Millionärs hilflos ausgeliefert zu sein, musste sie dabei zusehen, wie Smith vom Wagen sprang und die Heckklappe schloss. Jetzt konnte sie gar nichts mehr sehen. Nur am Schwanken des Wagens merkte sie, dass ihre beiden Entführer auf den Kutschbock kletterten und die beiden Zugpferde antrieben. Mit knarrenden Achsen setzte sich der Wagen in Bewegung. Die Räder gruben sich tief in den schmutzigen Schnee und holperten über die Bretter, die von einem Gehsteig zum nächsten führten. »Hüaah!«, hörte sie Smith rufen. »Vorwärts, ihr müden Ackergäule!«
    Clarissa stöhnte vor Schmerz, als der Wagen zu schaukeln begann und sie auf ihre gefesselten Hände zu liegen kam. Sie rollte sich erneut zur Seite. Während sie nach einer einigermaßen bequemen Stellung suchte, entdeckte sie einen klaffenden Riss in der Seitenplane und robbte sich näher heran. Indem sie sich auf die Knie hochstemmte und die Plane mit der Stirn nach außen bog, gelang es ihr, durch den Spalt nach draußen zu spähen. Sie beobachtete drei Goldsucher, die rauchend vor einem der Saloons standen und sich nicht einmal nach dem Planwagen umdrehten, sah einen Hund, der aufgeregt über die Straße gerannt kam und bellend an der Plane emporsprang, bis ihn sein Besitzer zurückrief, und zwei Frauen vor einem Gemischtwarenladen.
    Sie hatten bereits einen Häuserblock hinter sich gebracht, als sie Dolly auf dem Gehsteig vor dem Drugstore entdeckte. Entweder war ihr die Wartezeit in dem Café zu lange geworden, oder sie ahnte, dass irgendetwas nicht stimmte. Ihr Blick glitt suchend über die Straße, blieb an den beiden Männern auf dem Kutschbock des Planwagens hängen, wanderte zum anderen Gehsteig hinüber und wieder zum Planwagen zurück. Beim Anblick ihrer Entführer zog sie wahrscheinlich die richtigen Schlüsse. Sie unternahm jedoch nichts, ob aus Angst vor den Entführern oder weil sie sich nicht sicher war, ließ sich nicht sagen, und verschwand kopfschüttelnd in einer Seitengasse.
    Ohne ihren Knebel hätte Clarissa wahrscheinlich laut um Hilfe gerufen, ungeachtet der Gefahr, in die sie ihre Freundin Betty-Sue damit gebracht hätte. Die Versuchung war zu groß, die Rettung so nahe, dass es übermenschliche Anstrengung gekostet hätte, in diesem Augenblick zu schweigen. Das hatte wohl auch Smith gewusst und ihr deshalb den Knebel in den Mund geschoben. Sie würgte vor Verzweiflung, stieß einige dumpfe Laute aus, die nicht einmal die nahe Straße erreichten, und ließ sich erschöpft auf die Decken zurückfallen.
    Nur wenige Minuten später hielt Smith den Wagen an, und sie glaubte zu hören, wie jemand neben den Kutschbock trat. Dolly, war ihr erster Gedanke, doch die Stimme, die gleich darauf erklang, gehörte einem Mann. »Wo soll’s denn hingehen, meine Herren?«, fragte Deputy U.S. Marshal Chester Novak.
    Seine Stimme klang höflich, aber bestimmt, eine Routinefrage, die man dem Marshal bei einem Mann, der sich John Smith nannte und mit einem schweigsamen Indianer durch die Gegend fuhr, nicht übelnehmen konnte.
    »Zu den Goldfeldern«, erwiderte Smith bereitwillig. »Sieht so aus, als würde der Sommer doch noch kommen, und wir haben keinen Wagen da draußen.« Er zwang sich wohl zu einem Grinsen. »Könnte doch sein, dass wir auf eine dicke Goldader stoßen und das Gold tonnenweise wegkarren müssen.«
    Dem Marshal war nicht nach Scherzen zumute. Entweder war er auf einem seiner Streifzüge durch die Stadt, oder Dolly hatte ihn alarmiert, und er war tatsächlich misstrauisch geworden. »John Smith, nicht wahr? Origineller Name. Soweit ich weiß, heißen fast alle auf den Goldfeldern Smith oder Jones.«
    »Keine Ahnung«, blieb Smith die Ruhe selbst, »ich kann nur für mich sprechen. Und mich hat mein Vater tatsächlich auf den Namen John Smith taufen lassen. Das würde mich hart machen, sagte er, weil mich jeder für einen Niemand halten würde und ich besser als der Durchschnitt sein müsste.«
    »Und wie heißt der Indianer?«
    »Raven«, antwortete Smith, »wegen seiner rabenschwarzen Haare, nehme ich an. Er redet nicht viel, müssen Sie

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