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Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis

Titel: Clarissa Alaska-Saga 04 - Allein durch die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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schon seit Wochen verbreitete, dass ein Teil der Telegrafenstrecke bereits fertig war und man bereits den Militärstützpunkt in Eagle erreichen konnte. Dort hatte Whittler bestimmt einen Verbindungsmann.
    »Warum tun Sie das?«, fragte sie. »Warum entführen Sie mich?«
    »Wir werden gut bezahlt, Ma’am.« Er sprach wie ein Gentleman.
    »Haben Sie denn kein Gefühl im Leib? Lassen Sie wenigstens meine Freundin frei. Sie hat Ihnen doch nichts getan. Ich verspreche Ihnen, dass ich keinen Fluchtversuch unternehmen und die Aussage unterschreiben werde.«
    »Darum geht es nicht«, entfuhr es Smith.
    »Um was denn sonst?«
    »Das werden Sie noch früh genug erfahren«, erwiderte Smith. Er warf einen schnellen Blick auf die Pfanne mit den Bohnen. »Und jetzt beeilen Sie sich, verdammt! Ich habe heute noch nichts gegessen. Essen Sie endlich auf!«
    Clarissa schluckte eine unflätige Bemerkung hinunter.

24
    Die Bohnen schmeckten fürchterlich. Nur weil sie den ganzen Tag kaum etwas gegessen hatte, stellte sie den Teller nicht beiseite. Sie musste bei Kräften bleiben, schon wegen ihres ungeborenen Kindes, aber auch, um die Strapazen der langen Reise besser ertragen zu können. Falls ihre Entführer vorhatten, sie nach Valdez zu bringen, lag eine lange und beschwerliche Riese vor ihnen, die sie nur überstand, wenn sie stark und ausdauernd genug war.
    Clarissa vermied es, die Männer anzublicken. Sie waren eiskalte Verbrecher, die beinahe alles für Geld taten und nicht das geringste Mitleid kannten. Nichts würde sie daran hindern, ihren Auftrag zu erfüllen, und sie würden jeden, der sich ihnen in den Weg stellte, mit Gewalt aus dem Weg räumen. Von ihnen hatte sie keine Nachsicht zu erwarten. Sie würden weder ihre Fesseln lockern noch ihr andere Annehmlichkeiten verschaffen, und sie konnte von Glück sagen, dass sie viel zu gefühllos waren, um sich ihr auf andere Weise zu nähern. Sie wussten mit Frauen nichts anzufangen. Nicht viel anders wären sie mit einem Pferd umgegangen, wenn Whittler danach verlangt hätte.
    Besonders der Indianer machte ihr Angst. Mit seinen sparsamen Bewegungen, den langen Haaren, die unter seiner Pelzmütze bis auf die Schultern fielen, dem hageren und knochigen Gesicht und seinem düsteren Blick wirkte er beinahe dämonisch, wie ein dunkler Rächer aus einer anderen Welt. Ein eiskalter Killer, wie sie vermutete, der keine Miene verziehen würde, wenn er einen Mord beging. Sein Revolver steckte stets griffbereit hinter seinem Gürtel, und sein Gewehr lag immer in Reichweite, auch während des Essens. Der Mann, der sich John Smith nannte, drückte sich wie ein Gentleman aus und sparte nicht mit höflichen Floskeln, war aber ebenso gefährlich und würde auch nicht davor zurückschrecken, eine Frau zu töten, sie oder ihre Freundin.
    »Wurde auch Zeit«, murmelte er, als Raven ihm den Teller reichte und sofort nach seinem Gewehr griff, nachdem er die Hände frei hatte. Smith schaufelte den Rest der Bohnen auf seinen Teller und begann zu essen. Der Indianer zog eine Zigarre aus seiner Jackentasche und zündete sie mit einem glühenden Span aus dem Feuer an, alles mit einer Hand, um sofort eingreifen zu können, falls sie etwas versuchte. Auch wenn er in diesem Moment nichts von ihr zu befürchten hatte, ging er nicht das geringste Risiko ein. Der Zeigefinger seiner rechten Hand war um den Abzug seines Gewehres gekrümmt.
    Clarissa hielt den Kopf gesenkt, sie wollte auf jeden Fall einen Blickkontakt mit dem Indianer vermeiden. Immer wenn sich ihre Blicke trafen, schien er sie mit seinem stechenden Blick durchbohren zu wollen, und in seinen Augen flackerte Spott auf, als machte er sich über ihre Angst lustig. Das einzige Gefühl, das er sich zu leisten schien und das jedes Mal gleich wieder verschwand. Um Smith brauchte sie sich nicht zu kümmern. Er war damit beschäftigt, doppelt so viele Bohnen wie sie in sich hineinzuschaufeln, und verließ sich ganz auf seinen indianischen Partner. »Du hättest mir ruhig ein paar mehr Bohnen übrig lassen können«, warf er ihm vor. »Haben wir Biskuits?«
    Der Indianer hielt es nicht einmal für nötig, darauf zu antworten, zuckte lediglich mit den Mundwinkeln und hüllte sich in eine Rauchwolke. Ohne seinen Blick von Clarissa zu nehmen, zog er eine Flasche aus seiner Jackentasche und nahm einen tiefen Schluck. Whiskey, vermutete Clarissa. Anders als viele Indianer, die dem Feuerwasser des weißen Mannes verfallen waren, nahm er nur einen Schluck und

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