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Clarissa - Wo der Himmel brennt

Clarissa - Wo der Himmel brennt

Titel: Clarissa - Wo der Himmel brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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zeigen. Ich bin sicher, er hat die Stadt nicht verlassen. Sie irren sich, Ma’am.«
    »Sie spielen ein falsches Spiel, Soapy Smith! Wenn ich jemals herauskriegen sollte, dass Sie etwas mit diesem gemeinen Mord zu tun haben, werde ich …« Sie wusste nicht, wie sie ihm drohen konnte, und fluchte stattdessen.
    Der Verbrecherkönig gewann seine Selbstsicherheit wieder. »Hören Sie, Ma’am«, sagte er in jener jovialen Tonlage, die er wohl für aufgebrachte Frauen reserviert hatte, »ich verstehe Ihre Aufregung und Ihren Ärger. Der Mann Ihrer Freundin ist ermordet worden, da ist es ganz natürlich, dass man die Nerven verliert und auch mal ehrenwerte Gentlemen mit falschen Anschuldigungen belastet. Ich kann Ihnen jedenfalls versichern, dass weder ich noch Reverend Ike etwas mit dem Mord zu tun haben. Um Ihnen meinen guten Willen zu zeigen, bin ich sogar bereit, die Beerdigungskosten für den armen Mann zu übernehmen und der Witwe mit einem großzügigen Kredit auszuhelfen. Sagen Sie ihr das bitte, und richten Sie ihr mein herzliches Beileid aus. In einer Stadt wie Skaguay bleibt es leider nicht aus, dass sich neben ehrenwerten Goldsuchern und Kaufleuten auch allerhand Gesindel breitmacht. Und US Marshal Tanner hat Ihnen sicher auch schon erklärt, dass wir trotz größter Bemühungen meist nicht in der Lage sind, dem Treiben dieser Halunken Einhalt zu gebieten. Aber ich kann Ihnen versichern, dass wir alles tun werden, um die Täter zu fassen. Ich werde gleich morgen früh einen Brief an die kanadische Polizei schicken. Vielleicht kommen die Mounties der Mörderbande auf die Spur.«
    »Sehr verbunden«, imitierte Clarissa den Südstaaten-Slang des Verbrecherkönigs und trieb die Pferde mit einem lauten »Hüüaah!« an. Dem verschreckten Jungen blieb nichts anderes übrig, als die Zügel aufzunehmen und den Wagen an Soapy Smith vorbeizulenken. Er machte sich so klein wie möglich, als hätte er Angst, von seinen strengen Blicken getroffen zu werden.
    Clarissa machte etwas ganz anderes zu schaffen. Als sie den Saloon passierte, glaubte sie, ein bekanntes Gesicht im Schein einer Öllampe zu erkennen. Sam Ralston. Der Spieler hatte bei dem Verbrecherkönig angeheuert!
    »In dieser Stadt ist wirklich alles möglich«, schimpfte sie leise.

19
    Schon von Weitem sah Clarissa, dass Dolly verschwunden war. Weder bei ihrem toten Mann noch auf der Straße war sie zu sehen. Sie stand auf, um einen besseren Überblick zu haben, und versuchte krampfhaft, eine Bewegung auf der verschneiten Ebene vor dem Waldrand auszumachen, konnte sie aber auch dort nirgendwo entdecken. Wie erstarrt lag die verschneite Straße vor ihr, bleich und trostlos wie die Kulisse in einem unheimlichen Theaterstück. »Schneller! Warum fährst du nicht schneller?«, fuhr sie den Jungen an.
    Matt war viel zu verstört, um sofort zu reagieren, und auch der lahme Ackergaul machte wenig Anstalten, sich zu beeilen. Ungeduldig riss Clarissa dem Jungen die Zügel aus der Hand. Sie stand auf und trieb damit das Zugpferd an. »Vorwärts! Nun heb endlich die Hufe, verdammt!« Der Junge, erschrocken darüber, eine Frau fluchen zu hören, blickte sie ängstlich von der Seite an.
    Neben dem Toten hielt Clarissa an und sprang vom Kutschbock. Der Wind hatte noch einmal aufgefrischt. Sie beugte sich über den leblosen Iren und kniff die Lippen zusammen, als sie das verunstaltete Gesicht des einst so fröhlichen Mannes sah. Kein Wunder, dass Dolly die Nerven verloren hatte und davongelaufen war. Sie hätte die Engländerin niemals allein lassen dürfen. »Nun hilf mir schon!«, rief sie dem Jungen zu. Er saß wie versteinert auf dem Kutschbock und starrte auf den Toten. »Hilf mir, ihn auf den Wagen zu legen! Komm schon, ich hab nicht ewig Zeit!«
    Wie in Trance stieg der Junge vom Wagen. Sein Blick war ständig auf den toten Iren gerichtet, als er ihn unter den Armen packte und zusammen mit ihr auf die Ladefläche des Wagens wuchtete. Er warf rasch eine mitgebrachte Decke über den Toten und hielt sich mit beiden Händen am Wagen fest, bis das Würgen in seinem Hals nachließ und er wieder einigermaßen befreit atmen konnte. Sein Gesicht war blass.
    »Bring ihn zum Doktor!«, trug ihm Clarissa auf. »Er soll den Totenschein ausstellen und dem Bestatter sagen, dass Mister Smith die Kosten für die Beerdigung übernimmt. Ich würde mich dann melden, sobald ich Dolly … die Witwe des Toten gefunden habe. Schlaf unterwegs nicht ein, hörst du?«
    »Sie … Sie kommen nicht

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