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Clarissa

Clarissa

Titel: Clarissa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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spürten, daß etwas nicht stimmen könne.
    »Es wäre besser, wenn sie nicht merkten, daß ich verwundet bin«, sagte Raine zu ihr. »Es ist schon schwierig genug, sie mit zwei gesunden Beinen zu bändigen, und im Augenblick habe ich schon genug Probleme. «
    Rasch glitt sie vom Pferd und stellte sich so vor den Reiter, daß sie mit ihrem Körper den Leuten den Blick auf sein Bein verwehrte.
    »Wir hörten, es habe einen Kampf gegeben«, sagte ein Mann mit schwarzen Zahnstummeln und gierigen Augen.
    »Der Kampf existiert nur in deinem Verstand, Alter«, rief Clarissa, und sie erschraken alle vor der Kraft ihrer Stimme. Man konnte sogar sehen, wie die Menge zusammenzuckte, und auch Raines Pferd bäumte sich auf. »Tretet zurück! « rief sie. »Der Hengst ist wild geworden. Wir mußten die Peitsche nehmen, sonst wäre er uns durchgebrannt. «
    Während die Leute ängstlich auf den riesigen Hengst starrten, der bei der Witterung von Raines Blut mit den Augen rollte, zog Raine einen Morgenstern aus der Lederschlaufe an seinem Sattel. »Habt ihr nichts zu arbeiten? « sagte er grollend. »Joss, komm mit zu meinem Zelt. Ich habe einen Auftrag für dich. «
    Murrend gingen die Leute wieder zu ihren Feuern und Hütten zurück.
    Als sie mit dem Hengst vor dem Zelt anhielten, stemmte Clarissa die Arme unter Raines Achseln, um ihm beim Absteigen zu helfen.
    »Um Himmels willen, tu das nicht«, sagte er durch die zusammengebissenen Zähne. »Die Leute beobachten dich. Geh und halt den Kopf des Pferdes fest. Und dann singst du so laut und schön, daß sie alle nur dich ansehen. «
    Clarissa tat, was er ihr befahl, und lenkte tatsächlich so viel Aufmerksamkeit auf sich, daß es fast eine halbe Stunde dauerte, bis sie sich in das Zelt zurückziehen konnte; denn die Leute wollten ein Lied nach dem anderen hören. Doch dann weigerte sie sich schließlich, denn sie hatte ja nur Raines Verwundung verschleiern wollen.
    Als sie ins Zelt kam, lag er, ein paar Kissen im Rücken, auf seiner Koje und trug sein Hemd und seinen Lendenschurz.
    Rosamund kniete bei seinem Schenkel, eine Schüssel voll blutigem Wasser neben ihren Knien.
    »Da bist du ja! « grollte Raine. »Kannst du noch mehr als nur deine Stimme entfalten? Der Himmel helfe uns, wenn wir in den Krieg ziehen müssen. Dein Gegner würde dich bitten, zu singen, und du würdest alle Waffen fallen lassen, um dich vor ihm zu produzieren wie ein Komödiant. Geh jetzt, Rosamund, und kümmere dich um den Mann, den ich verletzt habe. Jocelin, zeig ihr den Weg. Und du, mein wertloser Singvogel, siehst zu, ob du dieses Bein verbinden kannst, oder meinetwegen singst du auch, bis die Wunde sich schließt. «
    Clarissa öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen; doch Joss, der mit dem Rücken zu Raine stand, legte ihr rasch die Hand auf die Schulter. »Er hat große Schmerzen, denke daran«, flüsterte er, ehe er das Zelt verließ.
    Ein Blick auf Raines wachsweißes Gesicht belehrte sie, daß Jocelin die Wahrheit gesagt hatte.
    »Starr mich nicht so an! Mach dich nützlich«, fauchte Raine.
    So eine Behandlung brauchte sie sich doch nicht gefallen zu lassen. Sein Ärger und seine Feindseligkeit konnten nur ihm schaden. »Seid still, Raine Montgomery! « sagte sie mit einer Kommandostimme. »Ich lasse mich nicht mehr von Euch beleidigen. Haltet das Bein ruhig, und ich werde Eure Wunde verbinden; aber an der Tatsache, daß Ihr verwundet worden seid, könnt Ihr nichts ändern. Daß Ihr mich anfaucht, wird Euch nur elender machen. «
    Er wollte sich erheben, doch ein Blick auf Clarissa ließ es ihn geraten erscheinen, sich wieder hinzulegen. »Sie werden sich gegenseitig umbringen«, sagte er niedergeschlagen, womit er die Geächteten vor seinem Zelt meinte.
    »Wenn schon«, sagte sie gefühllos und ging um die Koje herum zu Raines verwundetem Bein. »Nicht fünf von ihnen sind es wert, auf dieser Erde zu leben. «
    Sie kniete sich neben Raines Schenkel nieder und hob das Tuch, das Rosamund darauf gebreitet hatte. Es war das erstemal, daß sie so eine Wunde erblickte, die klaffende Haut, das rotentzündete Fleisch und das Blut, das immer noch daraus hervorquoll. Sie spürte ein Ziehen im Magen.
    »Hast du vor, dein Mittagessen wieder von dir zu geben? « spöttelte Raine, als er ihre Blässe sah. »Ich habe noch viel schlimmere Wunden empfangen, nur daß diese so tief zu sitzen scheint. «
    Seine Beine mit den schweren muskulösen Schenkeln, die vor ihr ausgestreckt lagen, zeigten eine Reihe von

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