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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wäre ein richtiger Genghiz-Khan aus ihm geworden.
    Der Major Noltitz citirt mir bei dieser Gelegenheit ein turkmenisches Sprichwort:
    »Wenn Du einen Mervier und eine Viper antriffst, so tödte zuerst den Mervier und schaffe die Giftschlange nachher aus der Welt!«
    Ich glaube, seit Mervien russisch ist, wird man wohl die Vipern zuerst umbringen müssen.
    In Merv sieben Stunden Aufenthalt. Ich werde Zeit haben, diese merkwürdige Stadt zu besuchen, deren physische und moralische Umwandlung, Dank den freilich etwas willkürlichen Maßregeln der russischen Behörden, eine wirklich erstaunliche ist.
    Es ist ein Glück, daß ihre, acht Kilometer im Umfang messenden Festungswerke, die erst 1873 von Nur-Verdy errichtet worden sind, dem Sturme der Truppen des Czaren nicht zu widerstehen vermochten. So ist aus dem Verbrecherneste eine der wichtigsten Städte Transcaspiens geworden.
    Ich wende mich an den Major Noltitz.
    »Wenn es kein Mißbrauch Ihrer Gefälligkeit ist, so darf ich Sie wohl um Ihre Begleitung bitten ….
    – Recht gern, antwortet er, ich freue mich selbst darauf, Merv einmal wiederzusehen.«
    Wir sind schnellen Schrittes aufgebrochen.
    »Ich muß Sie übrigens dahin aufklären, bemerkt da der Major, daß wir nur die neue Stadt sehen werden.
    – Warum nicht zuerst die alte? … Das wäre logischer und auch chronologischer …
    – Weil das alte Merv von dem neuen dreißig Kilometer entfernt liegt, und Sie werden es ein wenig im Vorüberfahren zu sehen bekommen. Verlassen Sie sich nach dieser Seite völlig auf die so vortreffliche Schilderung Ihres großen Geographen Elisée Reclus.«
    Die Leser werden bei diesem Tausche nichts einbüßen.
    Die Entfernung des Bahnhofs vom neuen Merv ist nur gering. Doch welch’ abscheulicher Staub! Die Handelsstadt ist auf dem linken Flußufer erbaut – eine Stadt nach amerikanischem Muster, die Fulk Ephrjuell gefallen muß. Breite, nach der Schnur gezogene Straßen, die sich in rechten Winkeln schneiden; geradlinige Alleen mit Baumreihen; ein Getümmel von orientalisch gekleideten Händlern, von Israeliten, Mercantis der verschiedensten Stämme; sehr viele Kameele und Dromedare, die letzteren sehr gesucht wegen ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Ermüdung, und die mit dem Hintergestell wesentlich von ihren Stammesverwandten in Afrika abweichen. Wenige Frauen auf den sonnenübergossenen Straßen, die bis zur Weißglut erhitzt erscheinen. Immerhin habe ich einige recht bemerkenswerthe weibliche Typen gesehen, die in halb militärischer Tracht und weichen Stiefeln nach circassischer Mode Patronenbehälter auf der Brust tragen. Uebrigens hüte man sich hier vor den umherschweifenden Hunden, ausgehungerten, langhaarigen Thieren mit beunruhigenden Spitzzähnen. Sie gehören einer Rasse an, die man Hunde vom Kaukasus nennt, und diese Thiere haben ja wohl, wie der Ingenieur Boulangier berichtet, einen russischen General aufgezehrt?
    »Nicht ganz und gar, antwortet mir der Major, die Thatsache bestätigend. Sie haben seine Reiterstiefeln übrig gelassen!«
    Im Handelsquartiere, im Hintergrunde dunkler Räume zu ebener Erde, die von Persern und Juden bewohnt werden, sowie im Innern elender Schuppen, werden jene unglaublich seinen und wunderbar künstlerisch gefärbten Teppiche verkauft, die größtentheils von alten Frauen und ohne Jacquard’sche Cartons gewebt werden.
    An beiden Ufern des Murgab haben die Russen ihre Militäretablissements errichtet. Hier paradiren die turkmenischen Soldaten im Dienste des Czaren. Sie tragen blaue Mützen und weiße Achselkappen mit der gewöhnlichen Uniform und exercieren unter der Leitung russischer Officiere.
    Eine fünfzig Meter lange Brücke, deren Bahn auf Holzböcken ruht, überspannt den Fluß. Sie ist nicht nur für Fußgänger, sondern auch für Bahnzüge berechnet, und über ihrer Brustwehr ziehen sich die Telegraphendrähte hin.
    Auf dem andern Flußufer liegen die Verwaltungsgebäude, die eine große Anzahl von Civilbeamten enthalten, welche alle gleichmäßig die russische Mütze tragen.
    Von großem Interesse ist der Besuch eines Anhängsels der Stadt, des Dorfes Teke, einer Enclave von Merv, deren Bewohner den Verbrechertypus der aussterbenden Rasse bewahrt haben und die sich durch muskulösen Körper, weit abstehende Ohren, dicke Lippen und schwarzen Bart auszeichnen. Von hier strahlt noch ein Ueberbleibsel jener Localfarbe aus, die der neuen Stadt gänzlich fehlt.
    An der Biegung einer Straße des Mercanti-Quartiers stoßen wir

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