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Claudius Bombarnac

Claudius Bombarnac

Titel: Claudius Bombarnac Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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artesische Brunnen angelegt, die die Wasserbehälter der Bahn hinlänglich speisen.
    Der Major berichtet mir, daß die Ingenieure hier große Schwierigkeiten gehabt haben, die Dünen neben der Strecke der Bahn festzulegen. Wären die dazu dienenden Palissaden nicht schräg aufgestellt gewesen, wie der Bart einer Gänsefeder, so würde die Bahn sehr bald vom Sande überweht und damit jeder Verkehr unterbrochen worden sein. Nachdem diese Dünengegend überwunden ist, werden wir die ganz horizontale Ebene vorfinden, wo die Schienenlegung ungemein schnelle Fortschritte gemacht hatte.
    Allmählich schlafen meine Reisegefährten ein und unser ganzer Waggon ist in einen Sleeping-car verwandelt.
    Ich komme nun auf meinen Rumänen zurück. Soll ich versuchen, ihn diese Nacht wieder zu sehen? Unzweifelhaft, und zwar nicht allein, um eine sehr natürliche Neugier zu befriedigen, sondern auch, um ihn aus seiner Unruhe zu reißen. Wenn er nun im Bewußtsein, daß der, der ihn durch die Wände seines Kastens ansprach, doch sein Geheimniß kennen mußte, wenn ihm einfiel, auf irgend einer Station heimlich auszusteigen, seine Reise zu opfern, auf das Zusammentreffen mit Fräulein Zinca Klork zu verzichten, um der Bestrafung durch die Bahngesellschaft zu entgehen …. Das ist Alles in Allem wohl denkbar, und dann wäre meine Intervention für den armen Jungen schädlich gewesen … ohne zu rechnen, daß ich meine Nummer 11 verlöre, die eine der kostbarsten meiner Sammlung ist.
    Ich bin also entschlossen, ihm vor Anbruch des Morgens einen Besuch abzustatten. Aus übergroßer Klugheit denk’ ich zu warten, bis der Zug die Station Tchardjui passirt hat, wo er um zwei Uhr siebenundzwanzig Morgens ankommen muß. Hier ist dann ein viertelstündiger Aufenthalt, ehe es nach dem Amu-Darja weiter geht. Popof wird sich dann sicherlich nach seinem Coupé begeben, und ich kann, ohne Furcht bemerkt zu werden, in den Packwagen schlüpfen.
    Wie lang erscheinen mir doch die Stunden! Manchmal war ich nahe daran einzuschlafen. Deshalb bin ich zwei-bis dreimal nach der Plattform gegangen, um mich durch die Zugluft zu erfrischen.
    Zur vorgeschriebenen Minute rollt der Zug in den Bahnhof von Tchardjui, an der tausendundfünften Werst, ein. Das ist eine wichtige Stadt des Khanats der Bukharei, die die Transcaspische Bahn gegen Ende November 1886, siebzehn Monate nach Legung der ersten Querschwelle, erreichte. Wir sind nur noch zwölf Werst vom Amu-Darja, und jenseits des Stromes will ich mein Vorhaben ausführen.
    Ich sagte, daß der Aufenthalt in Tchardjui eine Viertelstunde währte. Einige Reisende steigen aus, denn sie wollen nach dieser Stadt, deren Bevölkerung sich auf dreißigtausend Seelen beläuft. Andere steigen ein, um sich nach Bukhara und Samarkand zu begeben, doch ausschließlich in Wagen zweiter Classe. Es herrscht auf dem Perron demnach eine ziemliche Bewegung.
    Ich bin ebenfalls ausgestiegen und gehe neben dem vorderen Packwagen einher, als dessen Thür sich öffnet und geräuschlos wieder schließt. Ein Mann schleicht auf die Plattform und eilt nach dem, kaum von einigen Petroleumlampen erhellten Bahnhofsgebäude.
    Das ist mein Rumäne … das kann nur er sein …. Gesehen worden ist er nicht und nun bereits im Gewühle der Passagiere verschwunden …. Warum diese Flucht? Will er seinen Mundvorrath erneuern? Oder sollte seine Absicht nicht vielmehr die sein, wie ich befürchte, unserer Gesellschaft den Rücken zu kehren?
    Nun, ich werde ihn schon daran zu hindern wissen …. Ich gebe mich ihm zu erkennen … verspreche ihm Hilfe und Unterstützung … ich werde ihn französisch, englisch, deutsch oder russisch – ganz nach seiner Wahl anreden …. »Ich verrathe Sie nicht, werd’ ich zu ihm sagen … Lebensmittel stecke ich Ihnen in der Nacht zu … Herzstärkungen werd’ ich Ihnen auch noch verschaffen!
    Vergessen Sie nicht, daß Fräulein Zinca Klork, offenbar die allerhübscheste Rumänin, Sie in Peking erwartet.« … u.s.w.
    So folge ich ihm denn unauffällig. Bei dem vielen Hin-und Hergehen läuft er nicht viel Gefahr, bemerkt zu werden. Weder Popof noch sonst einer der Beamten konnten in ihm Einen vermuthen, der die Gesellschaft hintergangen hat. Wenn er sich nach der Ausgangsthür wendete … mir entwischte? …
    Nein, er hat sich nur einmal die Beine auslaufen wollen; mehr, als er es vielleicht in der Nacht im Packwagen thun kann. Nach seiner Einkerkerung, die schon seit der Abfahrt von Baku dauert … das heißt, seit

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