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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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Knurren, das unter der Erde entstand, und einen protestierenden Laut, den entsetzlichen Schrei eines verzweifelten Tiers. Er wühlte und wühlte, bis seine Hände bluteten, doch man hatte die Leiche nicht tief vergraben. Das böse Knurren des Wolfs erfüllte seinen Kopf, die Arme und die Beine. Der Hunger zog ihn wie ein Strudel hinab. Sein Herz pochte so schnell wie der Regen auf einem Zelt, sein Mund war feucht, die Sinne geschärft. Er musste essen, also aß er.
    »Herr, Segel! Das ist unsere … was machst du da? Bei Freyrs heiligem Gemächt, was machst du da? Isst du das etwa? Was tust du da? Egil, Fastarr, der Mönch ist verrückt geworden! Er hat eine Leiche ausgegraben!« Ofaeti, der in vielen Schlachten gekämpft und eigenhändig zehn Männer getötet hatte, stand auf dem Friedhof der Kirche und übergab sich, als er zusehen musste, wie der Mönch in der Hocke saß und vor dem zerstörten, verwesten Leichnam spie und heulte.
    Jehan versuchte, das Knurren runterzuschlucken, das in ihm aufstieg, doch dann erinnerte er sich, dass er sich geweigert hatte, die Wikinger zu taufen. Dennoch würde er es nicht tun, er würde den Mann nicht niederreißen. Ofaeti war auf seine Weise gut zu Jehan gewesen, und der Beichtvater blickte in sich hinein, zu dem Gott, der in ihm lebte, um dem mörderischen Impuls seines Körpers zu widerstehen. Es gab andere, die er töten konnte, wahre Feinde.
    Er stand auf und blickte zur Bucht. Da war das Schiff, eines der drei. Unter dem Mond wirkten die Boote winzig und zerbrechlich, als sie die Ruder ausstreckten und auf das Ufer zuhielten. Er warf weg, was er in Händen hielt, und als er zu den Schiffen blickte, flammte etwas in der Dunkelheit auf. Ein Licht wie ein zweiter Mond schien auf das Wasser, ein Symbol, das klapperte wie der Hagel und kalt war wie Eis. Auf diesem Schiff war etwas, das ihm nichts Gutes verhieß.
    Jehan erinnerte sich an das Mädchen, an das Wasser, das Sonnenlicht und dann an den Schatten des Wolfs, der alles andere überdeckte. Der Schatten, der er selbst war. Er hörte kein Heulen mehr, sondern nur die eigene Stimme, als er es in die Nacht hinausschrie, als er Aelis rief, oder wer das Mädchen auch war, das er in den Erinnerungen erblickte: »Ich bin hier. Wo bist du?«

47
    Schatten des Wolfs
    K ylfa starrte Aelis im Feuerschein an. Zu viele hatten sich in den Wärmeraum gedrängt, weshalb Aelis entschieden hatte, die Nacht in einer Ecke unter dem Dach des Kreuzgangs zu verbringen.
    Leshii war drinnen und unterhielt die Wikinger mit einer Geschichte. Sie schnappte lateinische Worte auf – Kamel und Hoden – und nahm an, er trug die übliche Schnurre über einen Sarazenen vor, der seine Männlichkeit verloren hatte, als ihn ein Kamel, das er kastrieren wollte, ins Gemächt getreten hatte. Sie hörte, wie nervös er war, was den Wikingern offenbar entging, und anscheinend hatte er die Grenzen seiner Kräfte erreicht. Seine Stimme klang alt. Er wollte mit einem Becher am Feuer im Kreis seiner Freunde sitzen und den Hund vor seinen Füßen kraulen, aber nicht eine Kriegertruppe unterhalten müssen. Sie hatte ihn am Morgen beobachtet, als er vor der Glut des Feuers aufgestanden war. Mit knackenden Gelenken war er auf die Füße gekommen, hatte sich gebückt, ausgeruht, ein Bein gestreckt, sich mühsam aufgerichtet, während die Knie noch gebeugt waren und der Rücken krumm blieb. Sobald er das Feuer neu entfacht und sich in die Morgensonne gesetzt hatte, war es ihm gut gegangen, und er hatte die Reise fortsetzen können. Doch sie sah, dass er ein müder, alter Mann war.
    Und sie selbst? Die Empfänglichkeit, die sie schon als kleines Mädchen besessen hatte, und die es ihr erlaubte, die Menschen wie Musik zu hören, wie Farben zu sehen oder wie Gegenstände zu ertasten, hatte sie kaum einmal benutzt, um nach innen zu blicken. In einer Ecke brütete Kylfa, die Axt über die Knie gelegt. Sein Bruder war bei ihm, ein großer und dummer Kerl mit Oberarmen, die so dick waren wie ihre Beine. Fürchtete sie den Tod? Ja. In ihrem Innern flüsterte eine Stimme: Das ist schon einmal geschehen.
    Wessen Stimme war es? Ob sie einem Kind oder einer Frau gehörte, wusste Aelis nicht zu sagen. Sie klang gebrochen und heiser, voller Leiden.
    Auch sie war müde und ertrug das Gefühl nicht mehr, ständig von Schatten beobachtet zu werden, von Schrecken, die gerade außerhalb der alltäglichen Sinne lauerten, während der Schlaf ein Königreich voller Ungeheuer war, die im

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