Claw Trilogy 01 - Fenrir
wie in dem Augenblick, da der Anfänger spürt, wie man es tun muss, wenn die steifen Beine, der Rücken und die Arme vergessen sind und das Tier und der Reiter im Galopp eins werden. Es fühlte sich so leicht an.
Sindre war wieder bei ihr, sie hörte ein Flattern. Der Rabe war weggeflogen. Aelis lag am Boden, Sindre auf ihr, doch der Kampfgeist hatte ihn verlassen.
»Siehe«, sagte sie zu ihm. »Siehe, wer du bist.«
Das Licht in ihr flog zu ihm, als die Wikinger ihn von der Seite angriffen. Ein schlechterer Kämpfer wäre gleich an Ort und Stelle gestorben, doch der Wolfsmann musste nicht nachdenken und keinen Wimpernschlag zögern, um sich zu vergewissern, wo er stand und wo die Feinde waren. Er riss sich aus der Benommenheit und blockte einen Schwerthieb des Angreifers ab, indem er ihm das Handgelenk brach. Die Klinge flog wirbelnd davon. Er richtete sich auf und schlug einem Axtträger die Handkante vor das Kinn. Der Mann ging bewusstlos zu Boden. Dann zog er Aelis hoch und schob sie zur Tür. Die Dänen sprangen ihn mit Schwert und Speer an, doch er duckte sich und wich aus, rollte sich zur Seite und blockte die Hiebe ab. Endlich hatte Aelis die Pforte des Kreuzgangs erreicht.
»Öffne die Tür!«, rief er. »Ich war verhext, aber ich werde dich retten. Geh! Es ist mein Schicksal, bei dir zu sein, ich kann hier nicht sterben.«
Aelis schob den Riegel hoch, der die Tür sicherte, und trat hinaus. Sie wusste nicht, wohin sie sich wenden sollte. Der Mond schien hell auf den Strand. Die Männer, die da unten die Schiffe bewacht hatten, kamen schon zum Kloster gerannt. Auf der einen Seite führte der Weg zu den Schiffen hinunter, auf der anderen in die Sumpfniederungen. Am Horizont konnte sie gerade eben eine Baumgruppe ausmachen. Sie musste also im Dunklen mit einem Haufen wilder Wikinger auf den Fersen durch die Salzwiesen rennen.
Das Licht des seltsamen Symbols, das in Aelis lebte, schien jeden Winkel ihres Geistes auszuleuchten und schenkte ihr Verständnis und Klarheit. Sie konnte nicht weglaufen. Sie drehte sich um und kehrte ins Kloster zurück.
Sindre war nahe an der Tür, mitten in einer Gruppe Wikinger, er knurrte und spuckte, riss ihnen die Speere aus den Händen, wich Angriffen von hinten aus, schmetterte die Männer zu Boden. Als er einen Moment lang in ihre Richtung blickte, durchbohrte Giuki ihn mit dem Schwert.
Er sank auf die Knie und wollte etwas sagen. Im Augenblick seines Todes konnte Aelis in den Augen lesen, was es war. Er wollte ihr sagen, er könne hier unmöglich sterben, weil sein Schicksal unauflöslich mit dem ihren verknüpft sei, einer größeren Bestimmung untergeordnet, und ein Tod, der etwas bedeute, warte auf ihn. Hustend schlug er um sich und trieb die Wikinger zurück.
»Wir werden uns wiedersehen«, sagte er zu Aelis, als er stürzte. Dann fielen die Wikinger über ihn her und waren selbst wie die Wölfe, verletzten ihn mit Speer, Axt, Schwert, mit Tritten und Schlägen, und brachen ihm die Knochen.
Der Wolfsmann lag mit dem Gesicht nach unten auf den Steinen und blutete aus unzähligen Wunden. Nach den Schnitten und Schlägen, die er abbekommen hatte, war der Kopf kaum noch zu erkennen. Sie beugte sich über ihn und legte ihm die Hand auf. Sie sprach und wusste nicht, was sie sagte, die Worte brachen einfach aus ihr hervor. »Du warst es nicht, Sindre. Das warst nicht du. Du bist für mich gestorben, und dafür danke ich dir, aber du hast dich geirrt. Die Rune ruft, aber sie ruft nicht dich.«
Die Rune? Sie hatte dem Symbol in ihrem Innern einen Namen gegeben. Auch wenn sie es noch nie gehört hatte, das Wort kam ihr bekannt vor.
Sie legte dem Wolfsmann die Hand auf den Kopf und streichelte ihn. Ein großer Wikinger versetzte dem Toten einen Tritt in die Seite. Heißer Ärger brandete in ihr auf. »Du hast ihn getötet«, sagte sie. »Willst du ihn noch einmal töten?«
»Wenn ich kann«, antwortete der Wikinger und trampelte auf den Bauch des Wolfsmannes.
Aelis blickte ihn an. »Jetzt, da er tot ist, stehst du allein vor ihm. Als er noch geatmet hat, bist du nicht ganz so schnell in den Kampf gezogen.«
Der Wikinger zielte mit dem Speer auf sie, doch Giuki schob ihn mit dem Schwert weg. Er beugte sich zu ihr herunter. »Du bist interessanter, als es scheint, Junge. Seit wann sprichst du Norwegisch?«
»Ich … « Aelis brachte kein Wort mehr über die Lippen. Sie versuchte es zwar, doch als sie sprach, benutzte sie die romanische Sprache. »Ich … « Sie wandte
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