Claw Trilogy 01 - Fenrir
das Heulen. Woher kam es? Unwillkürlich antwortete sie.
»Ich bin hier«, sagte sie, »und ich komme zu dir.«
Ofaeti hatte die Axt geborgen und war schon in dem Boot, das gerade vom Sand freikam. Vier von Giukis Wikingern waren ihm jedoch auf den Fersen. Einer wollte mit erhobener Axt auf Aelis losgehen, und sie zog den Kopf ein, doch er rannte an ihr vorbei und drosch mit der Axt auf das Steuerruder ein. Mit zwei Hieben hatte er es zerstört, und nun war das Boot manövrierunfähig und konnte nur noch dahinkriechen. Dann wandte er sich den Berserkern zu.
Aelis rollte sich am Boden des Schiffs zusammen. Sie hörte Schreie, neben ihr gab es einen Knall. Der dicke Wikinger war auf die Bretter gestürzt. Die anderen Berserker kämpften erbittert, wurden aber bald übermannt. Varn verlor die Axt und vier Finger, als ihn ein Sax traf, doch der Berserker packte den Gegner, sprang mit ihm zusammen über Bord und drückte ihn unter Wasser, um ihn zu ertränken.
Am Strand tobte noch der Kampf, allerdings waren Giukis Männer in Unterzahl und mussten zum Meer zurückweichen. Überall auf dem weiten Strand lagen, knieten oder hockten sterbende Krieger, einige wiegten sich leise, pressten die Hände auf Wunden in Brust oder Bauch, während andere, die äußerlich unversehrt schienen, sich nicht mehr rührten. Die Lebenden rangen unterdessen weiter, Sax gegen Speer, Speer gegen Schwert, Schwert gegen Axt. Sie taumelten, kreischten, hackten und steckten Hiebe ein. Schilde barsten, Waffen brachen, Helme wurden von Köpfen gerissen und blieben verbeult im Sand liegen. Wie Betrunkene gingen die Krieger aufeinander los. Auf beiden Seiten keuchten und japsten die Kämpfer und hielten manchmal inne, bis sie wieder stark genug waren, sich in das Gemetzel einzuschalten oder bis jemand sie von hinten niedermachte.
Giuki führte zwei Schwerter, parierte nach der Art der Franken mit einem und griff mit dem anderen an. Drei Männer lagen tot vor ihm, jetzt war er in ein ermüdendes Duell mit einem Speerkämpfer verwickelt. Er kam nicht nahe genug an den Gegner heran, um ihn zu töten, und musste sich ständig um die Verteidigung kümmern, ohne seinerseits angreifen zu können. Der Rhythmus der Schlacht hatte sich verändert. Vorher war es ein wildes Gehaue gewesen, jetzt flammten nur noch gelegentlich hitzige Auseinandersetzungen auf, weil jeder zunächst an die eigene Sicherheit und dann erst an den Gegner dachte.
Auf dem Langschiff tobte jedoch immer noch der Kampf. Zwei Männer stürzten neben Aelis der Länge lang hin. Beide hatten die Waffen verloren und rangen mit bloßen Fäusten, traten und bissen einander. Ein Speer fuhr direkt neben ihrem Bein in das Deck. Ein Berserker durchbohrte einen Mann, der direkt vor ihr stürzte und starb. Fluchend riss der Berserker die Schwertklinge aus der Leiche.
Das Boot erbebte und neigte sich zur Seite. Aelis sah, dass es fast vom Strand freigekommen war. Endlich überwand sie sich und richtete sich auf. Sie musste zu Giuki gelangen. Mit einem Sprung wollte sie vom Boot fliehen, doch ein Berserker hielt sie mit der freien Hand fest, obwohl er keuchte wie ein Hund, der gerade eine Hetzjagd hinter sich hatte. Die Berserker auf dem Boot hatten inzwischen Giukis Männer erledigt, doch sie waren nur noch vier. Der dicke Wikinger war wieder aufgestanden, allerdings krümmte er sich. Zuerst dachte sie, er sei verletzt, doch dann erkannte sie, dass er nur vor Erschöpfung keuchte und um Atem rang.
Wie lange hatten die Gegner miteinander gerungen? Anscheinend eine halbe Ewigkeit. Am Strand lagen viele Verwundete und Sterbende. Inzwischen hatten sich die Kämpfer voneinander gelöst, standen sich gegenüber und waren beinahe zu müde, um sich mit Beleidigungen einzudecken. Ein Krieger setzte sich sogar hin, behielt seinen zwanzig Schritte entfernt stehenden Gegner im Auge und nutzte die Atempause, um sich zu erholen. Dann flammte der Kampf wieder auf, als hätten sich die Männer vollständig erholt. Aelis sah schreckliche Dinge: Ein Mann wurde von einem Speer gepfählt, seine Füße strampelten weiter wie bei einem aufgespießten Käfer. Einer kroch, um die Waffe zu holen, obwohl ihm jemand die Hand abgehackt hatte.
Dann ließ sich eine laute Stimme vernehmen: »Halt! Ich bitte um Frieden!« Es war Giuki.
Beide Seiten waren froh, wieder eine Verschnaufpause zu bekommen, und zogen sich voneinander zurück. Giuki trat zwischen die Krieger. Sein Schild bestand nur noch aus einem einzigen Brett, und
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