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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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denn?«
    »Der Totengott. Der Herr der Gehenkten.«
    »Nein, da ist nichts.«
    »Er singt, hör doch.« Mit schwankender Stimme sang sie ihm vor.
    »Dreimal ward ich getäuscht,
    Diese hinterlistigen Knoten,
    Ein Ding steckt in dem anderen
    Und hält wieder in einem anderen fest.
    Ungesehen,
    Ungehört,
    Schließt sich das Halsband des Totengottes
    Und öffnet den Weg zur Magie.«
    Er hörte sie im Dunklen umherkrabbeln, sie zerrte an irgendetwas. Erst als ihm bewusst wurde, dass sie dem Ersticken nahe war, erkannte er, dass sie das Seil gefunden hatte. Verzweifelt tastete er nach ihr und riss an den drei Knoten, die ihr den Hals einschnürten. Er wollte sie lockern oder entwirren, doch seine Finger waren wund und taub von der Kälte. Er zerrte und zog und schrie, und sie hörte nicht auf zu röcheln. Blind tastete er den Boden ab, um einen scharfkantigen Stein zu finden, mit dem er das Seil zerschneiden konnte, doch es war vergebens. So sehr er auch riss und zerrte, er konnte sie nicht von dem Seil befreien.
    Verzweiflung, Hunger und Müdigkeit übermannten ihn. Er hustete und würgte vor Durst. Dann auf einmal stand sie vor ihm und war in das Licht eigenartiger Symbole getaucht, die leuchteten und sprachen. Sie machten Geräusche wie der Wind über dem Wasser, wie Donner und Regen, wie prasselnder Hagel auf einem Dach, er hörte sogar die Pflanzen wachsen und den Verfall der Herbstzeit, spürte die Sommersonne und das winterliche Eis.
    Ysabella streckte die Hände nach den Symbolen aus. Sie pflückte eines wie eine Frucht von einem Zweig und nahm es an sich. Es verschwand in ihr, ohne die Leuchtkraft zu verlieren. Andere Runen – die weise Frau hatte sie für einen Zauberspruch geritzt, um das Fieber zu heilen, und er selbst hatte als letzte Zutat den Tod des Abtes hinzugefügt – glühten und wanden sich auf ihrer Haut. Ihr Gesicht veränderte sich ständig, in einem Moment erstrahlte es verzückt in goldenem Licht, im nächsten war es blau und aufgedunsen, und die Augen traten hervor wie bei einem Wasserspeier, der ihn durch den Nebel anglotzte. Sie griff nach ihm und führte seine Hand zu dem Seil und den Knoten. Als er sie berührte, erkannte er die Wahrheit. Für ihn gab es nur seine Schwester. Sie waren schon einmal zusammen gewesen und würden es wieder sein. Zwei ewig verflochtene Fäden, ihr Schicksal war in früheren Leben verknüpft gewesen, und so sollte es auch in zukünftigen Zeiten wieder sein. Musik erklang in der Höhle. Er und sie tanzten dazu, sie hatten schon immer getanzt und würden ewig tanzen, ihr Fleisch und Blut brachte die ewige Melodie zum Ausdruck.
    »Ich bin für dich da«, sagte er zu ihr. »Immer.«
    »Etwas kommt und trennt uns.«
    »Das Seil sitzt so fest um deinen Hals, lass es mich lockern.«
    »Es ist meine Stärke, zu der ich zurückfinden muss. Wir haben einen bösen Feind.«
    Sie öffnete die Hand, in der sich ein weiteres seltsames Symbol wand, das sich jedoch von den anderen unterschied. Es war eine gezackte schwarze Linie mit einem Schrägstrich, als hätte jemand etwas geschnitzt und es sich dann anders überlegt und es durchkreuzt. Ein Halbwesen, dachte er, kein eindeutiger Umriss. Die Fremdheit erschütterte ihn, er wurde das Bild nicht mehr los. Aus der Figur drang ein Laut, der nach Qualen und Verzweiflung klang.
    Er wusste nicht warum, aber er sagte: »Das ist die Rune, die den Mörder zu uns führt.«
    Das Symbol schien aus ihrer Hand in sein Gesicht zu springen, es blendete ihn, und er stürzte durch die Finsternis. Helle Lichter strömten an ihm vorbei, Stimmen riefen ihn. Dann war er an einem anderen Ort, in einer Sommernacht an einem Fluss. Das metallische Mondlicht färbte die Blätter der Bäume wie Zinn.
    Jemand lief auf ihn zu. Es war eine Frau oder vielmehr ein Mädchen. Sie war jung und blond, das Gesicht konnte er nicht erkennen. Er wusste nur, dass sie nach ihm suchte. Jagte sie ihn? Nein, wohl nicht. Etwas anderes folgte ihr. Der Mörder. Sein Kopf fühlte sich an, als könnte er gleich platzen, seine Gedanken wurden zerschmettert, aber er wusste, dass diese Frau für ihn ungeheuer wichtig war und seinen Untergang bedeutete. Irgendetwas verfolgte sie, und wenn es sie fand … was dann? Verletzung. Er spürte es so deutlich wie den Durst, den Hunger und die Kälte.
    Über ihm wuchs der Mond, das Licht überflutete alles, was er sah. Keuchend stürzte er zu Boden und versuchte, in dem grellen Licht irgendetwas zu erkennen. Dann wurde ihm klar, dass es

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