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Claw Trilogy 01 - Fenrir

Claw Trilogy 01 - Fenrir

Titel: Claw Trilogy 01 - Fenrir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M D Lachlan
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war ein Krieger, also ein Mann, der absolute Gewissheit brauchte. Es bereitete ihm große Sorgen, dass diese Toten weder ganz da noch völlig abwesend waren. Sie schienen ihm etwas vorzuwerfen, die aufgequollenen blutigen Augen klagten ihn an. Seltsamerweise berührte ihn dies sogar. Irgendwie taten sie ihm leid, auch wenn er keine Ahnung hatte, warum. Er hatte für sie bezahlt, ihr Leben hatte ihm gehört. Niemand konnte behaupten, er habe etwas Falsches getan, als er sie getötet hatte.
    Das aufgemalte Gesicht blickte ihn an. Höhnisch und wissend, wie es ihm schien. Helgi war klar, dass das Orakel viele Dinge wusste. Es besaß geheime Informationen, es war verschlagen und wirkte hinter dem Rücken großer Könige. Dieses Orakel war kein Mann mit wirren Gedanken, sondern ein kluger Kopf. Was geschah nur mit Helgis Gedanken? Er kaute auf gar nichts, spannte die Gesichtsmuskeln und streckte die Zunge heraus. Aus der Nase lief ihm der Rotz, er wollte dringend etwas trinken und konnte sich nicht bewegen.
    Die Priesterin war bei ihm, eine Frau in einem Wolfsfell. Sie schnüffelte und scharrte. Nein, es war keine Frau. Ein Wolf.
    »Wo bin ich?«
    »Am Brunnen.«
    Er sah sich um. Der Raum war nicht mehr da, auch die Toten waren verschwunden. Er stand jetzt auf einer weiten Ebene voller schwarzer Asche unter einem hellen stählernen Himmel. Außer einer Erhebung, die aus dem gleichen Material zu bestehen schien wie der Boden, ähnlich einem alten Baumstumpf, jedoch ohne Wurzeln, schwarz und innen hohl, war weit und breit nichts zu entdecken.
    Er ging darauf zu und blickte hinein. Darin schimmerte silbriges Wasser. Es erreichte beinahe den Rand der Öffnung, die tatsächlich ein Brunnen war.
    Neben sich entdeckte Helgi zwei Gestalten. Eine war ein schrecklicher alter Mann, dessen Gesicht verzerrt war. Er sabberte beinahe, wie es bei faszinierten Männern geschieht, wenn sie kämpfende Hunde oder Duelle beobachten. Um den Hals trug er eine seltsame Schlinge mit einem komplizierten Knoten. Wie erstarrt stand er dort mit ausgebreiteten Armen. In einer Hand hielt er etwas, von dem Blut auf den Boden tropfte. Es war ein Auge. Sein eigenes Auge. Helgi begriff, dass der Mann es sich aus dem Kopf gerissen hatte. Er stand am Brunnen, als wollte er es dem Himmel opfern.
    Davor lag eine enthauptete Gestalt und neben dieser der unbeholfen gearbeitete Kopf des Orakels, der Helgi vom schwarzen Boden aus anblickte.
    »Dies ist der Brunnen.« Helgi konnte nicht erkennen, wer sprach.
    »Wessen Brunnen?«
    »Er gehört Mimir, dem ersten Menschen.«
    Helgi kannte die Legende. Es war der Brunnen, an dem Odin sein Auge hergegeben hatte, um Weisheit zu erlangen. Helgi tauchte die Hände ins Wasser und trank sich satt. Jetzt war er nicht mehr auf der öden Ebene, sondern über ihm spannte sich die Krone eines gewaltigen Baums. Es war eine schwarze Esche, deren Äste sich über den ganzen Himmel reckten. Darunter, vor seinen Füßen, glitten fauchende Schlangen umher, umringten den Brunnen, den enthaupteten Leichnam und die Füße des seltsamen alten Mannes, der sein eigenes Auge zerstört hatte.
    Helgi hatte Visionen. Ein sich aufbäumendes Pferd mit acht Beinen trampelte ihn nieder. Sein ganzes Land verbrannte, Ingvar führte ein Heer und stahl ihm den Ruhm und die Beute. Er wurde lebendig begraben, eine mächtige Fuhre Erde fiel ihm auf das Gesicht, verstopfte den Mund und die Nase und raubte ihm den Atem. Er lag in einer Grube, die zugeschüttet wurde, in einem Grab nach christlicher Art, das versiegelt und mit Erde aufgefüllt wurde.
    Er hörte Stimmen: »Odin kommt und zerrt dich vom Thron. Ingvar wird König sein. Dich wird das Wesen töten, das Huf und Mähne besitzt, und Ingvar wird deinen Ruhm einheimsen.«
    »Ich werde ihn töten.«
    »Du wirst ihn niemals töten. Der Gott kommt, und sein Erscheinen ist dein Tod. Stelle dich ihm nur in den Weg.«
    Helgi würgte an der Erde im Mund, die Vision verschwand, er konnte immer noch nicht atmen.
    Auf einmal war er wieder im Licht und der Luft auf dem Marktplatz, über ihm spannte sich ein kühler, dunstiger Abendhimmel, ringsum vergnügte sich sein Volk, und sein druzhina bot ihm feuchte Kleider, Trank und Speise an.
    »Eine Vorwarnung, khagan ?«
    Helgi schluckte, spuckte und überwand sich zu sprechen. »Ein großes Glück«, sagte er. »Großes Glück.«
    »Dies ist der Segen der Götter«, teilte ein druzhina lautstark der Menschenmenge mit. »Eine Prophezeiung ward geschickt, um die Geburt

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