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Clean Team

Clean Team

Titel: Clean Team Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Huston
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mit irgendwas zu tun hatte, wird es einem vertraut.
     
    Wir rumpelten auf die Straße, er schaltete und bog in Richtung Osten.
     
    - Po Sin und mir sind bestimmte Dinge vertraut. Und dafür gibt es Gründe. Sachen, die passiert sind, als wir noch jünger waren.

ABNORM
     
     
     
     
    Chevs Apache stand nicht vorm Haus.
    Ich war mir nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht für mich war. Dass ein weiterer Tag verstrich, bevor ich mich wieder bei ihm einschleimen konnte, ihm auf die ironische Tour in den Arsch kroch, entspannte womöglich die ganze Situation. Andererseits kam er dadurch vielleicht noch schneller an den Punkt, an dem er endgültig die Nase voll von mir hatte und meinen Kram durchs Fenster auf die Straße schleuderte, wo ich ihn dann einsammeln durfte.
    Aus der Gasse drangen Stimmen herauf.
     
    - Du verfickte Schlampe, du hast ihn gefickt, oder?
    - Fick dich.
    - Du verfickte, schwanzgeile Nutte.
    - Fick dich.
    - Du hattest seinen Schwanz in deiner Möse, stimmt’s?
    - Fick dich.
     
    Während ich die Treppen hinaufstieg, erwog ich, welche Vorteile ein Leben ohne Freunde und ohne festen Wohnsitz hätte. Einer davon war ganz sicher, dass man keine Jobs angeboten bekam, die einen in eine Serie von Gewaltverbrechen verwickelten.
    Ich schloss das Apartment auf und war fast ein bisschen enttäuscht, als Dot mich nicht auf dem Sofa erwartete, um mir endgültig den letzten Nerv zu rauben. Ich betrat das
dunkle Wohnzimmer, stolperte über irgendein ausgestrecktes Bein und landete mit dem Gesicht auf dem Teppich.
    Die Person, die hinter der Tür gelauert hatte, stemmte ihren Fuß in meinen Nacken und presste meine Nase noch tiefer in den Teppich.
     
    - Wo ist die verdammte Blechkiste?
     
    Ich ruderte mit den Händen, stieß gegen einen festen Gegenstand und packte ihn.
     
    - Draußen auf dem Parkplatz.
     
    Der Fuß trat fester zu.
     
    - Was? Scheiße verdammt! Soll das’n Witz sein?
     
    Natürlich war es kein Witz. Es war die reine Wahrheit. Die Blechkiste – oder das Auto, wie manche auch dazu sagen – stand unten in der Auffahrt auf unserem Parkplatz. Ich hatte keine Ahnung, weshalb sich der Typ für meine alte Rostlaube interessierte und es sogar für nötig befand, mich deshalb zu misshandeln, aber der Wagen stand definitiv unten. Vielleicht war ich aber auch ein bisschen verwirrt. Und dieser Umstand, in Verbindung mit meiner allgemeinen Erschöpfung, dem Gefühlschaos und dem Unwillen, noch länger auf mir herumtrampeln zu lassen, ließ mich wohl meine Pflichten als guter Gastgeber vergessen. Jedenfalls schwang ich das schwere alte Telefon, das meine Hand ertastet hatte, und hörte es gegen das Schienbein des Mannes krachen, mit einem satten Sound, wie ihn ausschließlich Geräte von hoher handwerklicher Güte hervorrufen, gefolgt von einem leisen Klingeln im Inneren des Apparats, das durch die Erschütterung ausgelöst wurde. Ein Ton, der
übrigens perfekt mit dem Klingeln harmonierte, das Gabes Schüsse in meinen Ohren hinterlassen hatte.
    Der Kerl, der offensichtlich dringend einen günstigen Gebrauchtwagen suchte, hüpfte von mir weg und ließ sich in den Loungesessel fallen, den Chev in einem Gebrauchtmöbel-Laden auf der Melrose erstanden hatte.
     
    - Scheiße! Autsch, verdammt! Scheiße!
     
    Ich rappelte mich auf, eilte zur Wand, schaltete das Licht ein und nahm den Typen unter die Lupe. Offensichtlich hatte man eigens für ihn die Worte spillerig und pockennarbig erfunden. Vermutlich hatte er die Sprachschöpfer außerdem auch zu Überbiss , schütteres Haar und wächserne Blässe inspiriert. Weißer Abschaum muss man wohl nicht eigens erwähnen.
    Ich blinzelte und musterte seine verbundene Schulter und Hand.
     
    - Ich kenn Sie nicht.
    - Kennst du mich , mein Sohn?
     
    Ich fuhr herum und blickte zu dem Typen auf der Couch, der sich zu Wort gemeldet hatte. Er war groß, schlank, trug abgewetzte Cowboystiefel, Jeans und eine Levis-Jacke. Sein Gesicht wirkte ähnlich gegerbt und verwittert wie seine Kleidung. Ach ja, und die Kanone in seiner behandschuhten Hand war wirklich riesig.
    Daher hielt ich es für klüger, ihm zu antworten.
     
    - Ich sag mal nein und hoffe, es ist die richtige Antwort.
     
    Der Typ mit dem Verband hob das Telefon auf und drosch es mir in den Nacken.

    - Wir wollen die verdammte Blechkiste.
     
    Vermutlich sonderte er noch mehr derartigen Wortmüll ab, aber ich war zu bedient, um noch was davon mitzukriegen.
     
     
    - Los, wach auf, komm schon, reiß dich

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