Clemens Gleich
Trunkenheit', dachte Gramp bei sich und versuchte, nüchtern zu wirken.
Der Bahnbote führte sie zum nächsten Aufzug auf die Frachtebene. Er zeigte offensichtliche Anzeichen von Angst, hatte wahrscheinlich zu viel Zeitung gelesen. Als sich die Schleusentür öffnete, zögerte er nervös. Ärgerlich schubste Palankin den jungen Mann durch die sich öffnenden Aufzugtüren in die Kabine. Immer noch ärgerlich schubste er ihn unten angekommen wieder heraus. Ein paar geschriene Worte wehten hinein:
"Magnus Palankin!", schrie Salvin Huntgeburth.
"Langsam kenne sogar ich meinen Namen", gab Magnus Palankin zurück. "Was hast du hier rumgefingert, du kleine Ratte?" Magnus machte einige schnelle Schritte auf Salvin zu, der daraufhin die Beine in die Hand nahm und in dieselbe Richtung flüchtete, aus der er nebst der FAK-Truppe gerade gekommen war.
"Ich wusste, dass hier was Großes am Kochen ist!", rief er über seine Schulter zurück. Er lief zickzack zwischen Felligen durch, die glotzend im Weg standen.
"Was sind das denn für Gestalten?", fragte Magnus in Richtung der Flüchtenden.
"Das sind die von dieser Felligenrechtsorganisation FAK", antwortete Gramp. "Sollen wir sie einfangen?"
"Nein, wir tun ihnen nicht den Gefallen, wie Mami und Papi hinter ihnen herzurennen", entschied Magnus. "Wo wollen sie denn hin? Wir haben noch ewig Zeit bis zur nächsten Haltestelle und für eine anderweitige Flucht sind sie zu inkompetent. Wir holen sie nachher in Ruhe ein. Sollen sie solange ein bisschen nachdenken." Langsam die Fassung wiedergewinnend untersuchte er einen der Felligen, um herauszufinden, was passiert war. Er fand es heraus, es gefiel ihm aber überhaupt nicht. Er fummelte ein bisschen an einem Transporter rum, bis irgendwann alle zu brummen anfingen, als sie ihre Tanks zum wieder Einladen bereit machten. Gramp dachte bei sich, dass es etwas Seltsames hatte, jemand die unsichtbaren Äthermaschinen benutzen zu sehen. Es erinnerte ihn an die Oper, denn auch dort verstand er die meisten aller Bewegungen und Handlungen nicht. Palankin ging durch die Reihen, schickte von überall kleine Grüppchen der geistesabwesend dastehenden Figuren zurück in ihre Tanks, zurück in den Schlaf. Einige Wachen wollten ihm helfen, doch gab es für sie nichts zu tun. Schließlich wischte der Major sich den Schweiß ab und gesellte sich zu den zwei anderen.
"Sehen Sie?", fragte er zu Leonard gewandt. "Trotz Sabotage handzahm und völlig normal in der Funktion."
"Ich habe es gesehen", sagte Leonard. "Aber wie konnten sie überhaupt hier reinkommen und diesen Befehl geben?"
"Sie hatten eine imperiale Autorisation, das ist es ja, was mich beunruhigt. Hey!" Er tippte eine Wache an. "Hast du hier vorhin verdächtige Gestalten gesehen?"
"Nein, mein Herr. Ich bin gerade erst zum Dienst angetreten, aber Sef hat sich vorhin beim Wachwechsel ziemlich beschwert, was sie heutzutage so alles in gesicherte Bereiche lassen, Herr. Hey, SEEF!" Ein mürrisch dreinblickender Wächter mittleren Alters trabte an und beschrieb ein paar zerzauste Felligenrechtler plus einen zerzausten Schreiber vom Echo, die einen Passierschein vorweisen konnten.
"Sie waren auch an dem Transporter da, habe ich gesehen", sagte der Wächter. "Haben dort wahrscheinlich auch ihre Autorisation benutzt." Ohne Antwort ging Magnus Palankin durch den Frachtraum. Seine Aufräumarbeiten hatten in der riesigen Menge herumstehender Felliger nur eine kleine Delle hinterlassen. An der Kupplung, am Übergang zum nächsten Waggon fragte er die Wache:
"Sind hier ein paar seltsame Gestalten durchgekommen?"
"Äh, ja!", antwortete sie.
"Warum haben Sie die nicht festgehalten?"
"Äh, naja, sie hatten..."
"...eine Berechtigung, ich weiß. Es wird trotzdem auch von einfachen Soldaten erwartet, in gewissen Grenzen das Hirn zu benutzen." Palankin drehte sich kopfschüttelnd um. Mittlerweile waren Teams glatzköpfiger Techniker eingetroffen, und begannen routiniert, die Transporter wieder zu beladen. Es sah danach aus, als würde dieses Aufräumen noch einige Zeit in Anspruch nehmen.
"Äh, was ist mit mir?", fragte Leonard, der sich immer mehr fehl am Platz vorkam. Magnus ließ ein Lächeln über sein Gesicht huschen.
"Bleiben Sie einfach hier. Eine bessere Demonstration kriegen Sie im Leben nicht mehr. Stellen Sie sich einfach in eine Ecke, in der niemand über Sie stolpert." Das tat er. Er stellte sich unter einen Entlüftungsschlitz, spürte das kalte Metall der Wand am Rücken und steckte
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