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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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Schmerzkeuchen entrang sich seiner Kehle. Schwarze Runen breiteten sich von seinem Hals beginnend über seinen Körper aus. Selbst das Weiß seiner Augen war bald mit lebender Schrift tätowiert. Pikmo sah diese Seltsamkeiten sehr nüchtern als gute Gelegenheit, anzugreifen. Er sprang mit gestreckter Klaue auf den kleinen blauen Wicht zu, der unter immer neuen Runensätzen erbebte. Pikmo war sich schon so gut wie sicher, seinem Gegner mit diesem Angriff den Kopf von den Schultern zu reißen, da traf ihn ein kleines, hartes, runenverziertes, blaues Projektil genau in die Brust und warf ihn zurück. Das Projektil war ebenfalls ein Bruder: der Schrumpfkopf. Das Es. Das Es hatte sich aus Pis Tragetasche befreit, Pikmo getroffen und sich überdies einen unwirklich tintigen Aura-Umhang aus violettem Hass zugelegt, auf dem es schwebte wie auf einer außerweltlichen Welle. In den Tiefen seiner toten Augen leuchtete ein roter Schein aus brennendem Blut. Es schrie. Alle duckten sich für den schmerzhaften Moment, in dem dieser Schrei durch ihren Kopf ging wie ein Sägemesser. Pi zuckte immer noch, doch als Pikmo wieder hören konnte, erkannte er, dass sein Kontrahent nicht mehr vor Schmerzen zuckte, sondern vor irrem Gelächter. Das Es hängte sich um Pi wie ein Umhang, guckte mit seinem runzligen Köpfchen über eine Schulter. Pikmo kannte in seinem jetzigen Zustand keine Angst. Doch er korrigierte seine kalkulierten Siegchancen drastisch. Er sah zu Elis Siebenring hinüber, die wie vom Donner gerührt mit dem Rücken zum Hundertfüßler stand. Pis Blick folgte Pikmos. Sein Lachen stoppte. Er vergaß den letzten Rest seines Auftrags, vergaß, wen er wirklich töten sollte und fing endlich, endlich! an, Pikmo zu töten.
    Fuzz hielt sich die starrend schmutzigen Hände vors Gesicht. Er überlegte, welcher Kampfausgang gut für ihn wäre. Wahrscheinlich keiner. Er sah die rohe Gewalt, die Pi in größtmöglichen Portionen austeilte, wie er alles, was er hatte, gegen seinen Bruder warf, dem nichts Besseres übrigblieb, als um sein nacktes Überleben hin und her zu springen wie ein Gummiball. Als Pikmo die ersten Schnitte kassierte, rannte Fuzz zu Jianna ins Gebüsch und riss sie wortlos hinter sich her in Richtung der relativen Sicherheit des großen Hundertfüßlers.
    Der alte Koblaocoon sah indes im Augenblick gegen Shardid nicht viel besser aus als Pikmo gegen Pi. Er konnte sich jedem Angriff nur noch mit Mühe entziehen. Er brauchte jedes Mal etwas mehr Glück. Doch das Glück lag bei Shardid, der ihm – eins, zwei – erst das Messer, dann den Stab aus den Händen schlug. Schwer atmend fiel der alten Mann auf den Boden, wo er versuchte, Mitleid zu erregen. Shardid packte ihn am Kragen, zog ihn auf Visierhöhe und murmelte:
    "Ich würde dich zu gerne am Leben lassen und ausfragen." Er hob die Schattenklinge. "Aber das Risiko ist zu groß." Er schnitt dem Alten die runzlige Rübe ab. Er zuckte, etwas knallte, und als die Klinge den Hals seines Opfers passierte, hinterließ sie nur einen Striemen, weil sie sich auflöste. Shardid sah auf seine Hand. Sie blutete. Dann sah er zum Himmel, in die Mündung von Gramps Gewehr über ihm. Er hatte aus einer offenen Ladebucht des Luftschiffes geschossen.
    "Hauptmann Gramp!", rief Shardid ihm in erstaunlicher Gemütsruhe schalldruckverstärkt zu. "Sind Sie wahnsinnig geworden, eine Stimme des Ministeriums anzuschießen?"
    "Und Sie?!", konterte Gramp schreiend im Sinkflug. "Sind Sie wahnsinnig geworden, eine Stimme des Ministeriums zu köpfen?!" Palankin sprang in diesem Moment einfach aus dem Schiff. Gramp krallte sich an der Schiebetür fest, damit er beim weiter heraushängen besser sah. Er erwartete fast, dass die monströse Rüstung krachend auf dem Boden zerbersten müsse, doch da falteten sich aus ihren Beulen im Rücken zwei riesige, dürre Panzerhände, komplett mit Handfläche, komplett mit fünf Fingern. Kurz vor dem Boden glühten die Fingerspitzen auf und bohrten sich in leere Luft. Die Hände krabbelten an Nichts herunter wie zwei Spinnen an einer Wand, ihre Fracht, die Rüstung so sanft absetzend, als sei sie nur eine Treppenstufe herabgestiegen. Kobla schrie wie am Spieß:
    "Hilfe!! Lasst mich hier nicht sterben!!" Schnell wie ein Filmriss war Shardids Hand vom Kragen an seinem Hals, ihm den Puls abdrückend.
    "Ganz ruhig", sagte der Muskelpanzer mit Magnus Palankins verstärkter Stimme. "Ich bin sicher, wir als erwachsene Menschen können das alles aufklären."
    "Das hier

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