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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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beim dritten verstellte sich der Fokus seiner heiklen Konstruktion, sodass der dritte Wandler den Arm der Rüstung zerriss. Der erste Wandler traf Pis Messer, aus dem er ein Stück für eine Energieexplosion verwendete, die Pi wieder umwarf. Der zweite hätte Pi ins Gesicht getroffen. Stattdessen traf sie den kleinen Schrumpfkopf, der sich ihr in den Weg stellte. Ein geisterhaftes Schrillen folgte der Explosion. Gramp übergab sich. Fuzz' Ohr blutete. Dann folgte eine rauschende Stille, weil keiner mehr detailliert hören konnte. Vage und dumpf drang es an Hauptmann Gramps Ohren, wie Shardid das blaue Monster mit derart derben Tritten bearbeitete, dass er selber unwillkürlich zusammenzuckte, als er hinsah. Aus einer schwarzen wimmelnden Masse heraus hob Pi wie zum Trotz noch den Stumpf seines Messers, doch Shardid trat auf diese Hand und klebte ihm den Zettel auf seine Stirn. Sofort erstarb jeglicher Widerstand in ihm.
    Krater. Rauch. Schockgezeichnete Gesichter. Eine abgetrennte Hand. Und endlich echte Stille.
    "Habe ich ... das Richtige getan?", fragte Hauptmann Gramp mehr sich selbst als in Erwartung einer echten Antwort. Fuzz rannte zu Pi. Jianna rannte zu Pikmo. Die Siebenrings lösten sich langsam aus ihrer Schockstarre. Aus dem gelandeten Luftschiff schwärmten Wächter aus, sicherten die Umgebung. Palankins Rüstung schien die Weltenscheide, das Tor zu beobachten. Shardid hob seine Hand aus dem Gras auf und steckte sie in die Tiefen seiner lädierten Robe.
    "Ja", sagte er dann den Hauptmann musternd. Er schien noch ganz zu sein. "Sie haben am Ende das Richtige getan. Obwohl ich so vieles falsch gemacht habe. Dem eigens präparierten Schlürfergewehr haben Sie nicht getraut, oder?"
    "Nein", gab Gramp zu. "Andererseits hab ich auch dem Projektor nicht getraut, den mir Laocoon gegeben hat."
    "Laocoon ist tot."
    "Er sah mir recht lebendig aus", sagte der Hauptmann trotzig. "Vielleicht hat er seinen Tod simuliert."
    "Nein. Das wüsste ich."
    "Woher denn?"
    "Ich habe ihn getötet." Gramps Stimmungswind drehte sich um 180 Grad. In einer hunderttausendfach eingeschliffenen Bewegung lud er sein Gewehr durch und legte es an.
    "Ich blicke überhaupt nicht durch!", schrie er. "Aber ich bin heute in der Stimmung, einfach meinen Eingebungen zu folgen!"
    "Das hat ja bisher mäßig funktioniert", kommentierte Shardid trocken. "Was sagt Ihnen die Eingebung jetzt über mich?" Gramp starrte, bis ihm aufging, dass "starren spielen" schlecht klappte, wenn man die Augen des Gegenübers nicht sehen konnte. Müde ließ er die Waffe sinken:
    "Sie sagt, dass Sie nicht alles erzählt haben, dass es kein simpler Mord war."
    "Zwei Treffer. Für Intuition keine schlechte Rate. Sie haben recht: Es war kein Mord, aber ich bin dennoch an seinem Tod schuld. Die heutige Situation hat sich vor langer Zeit bereits abgezeichnet."
    "Was? Das mit diesem da?" Gramp zeigte auf das Häufchen Pikmo in einiger Entfernung.
    "Eher die Hintergründe. Das Imperium stand damals in diplomatischen Verhandlungen mit den Waraii über die Grenzgebiete."
    "Was? Mit denen?"
Shardid lachte über Gramps Empörung:
    "Ja, mit denen. Ich wusste, wie barbarisch die Waraii sind, ich wusste, dass Laocoon ein alter Mann war und dennoch ließ ich ihn auf seinen Wunsch hin ein besonders heikles Gespräch allein führen. Das Gespräch war eigentlich sinnlos, denn die Wahrscheinlichkeiten für positive Ergebnisse gingen gegen Null." Shardid schüttelte langsam den Kopf, als er daran zurückdachte. "Nein, es ging dem Ministerium um einige reale Gefechtsdaten. Diese Gesprächseinladung war der kaum verhüllte Versuch, mal ein bisschen auf eine Stimme des Ministeriums einzuschlagen, und wir packten diese Gelegenheit beim Schopf, auf Waraii-Lords einzuschlagen und somit nützliche Daten zu erheben – notfalls bis zum bitteren Ende." Shardid betrachtete seinen Zuhörer. Hatte er je einen dieser stinkenden Halbdämonen gesehen? "Laocoon schien am besten geeignet, also schickte ich ihn dort hin. Sie haben ihn in Stücke gerissen." Gramp öffnete den Mund, um etwas über Teleportation zu sagen, doch Shardid kam ihm zuvor:
    "Ja, er hätte verschwinden können und sollen, wenn die Situation zu kritisch würde. Stattdessen blieb er und sammelte Daten; sammelte und sammelte, bis er starb. Er war einfach des Lebens müde. Die Stimmen haben ein forderndes Leben, irgendwann wünscht man sich seine Ruhe." Er betrachtete nachdenklich den Stumpf, an dem noch vor Kurzem seine rechte Hand

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