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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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so ziemlich alles faul.
    "Hey!", rief sie dem Jungen hinterher, "Hey! Findest du es nicht komisch, was hier so passiert?"
    "Nein", antwortete Fuzz mit halb gedrehtem Kopf, "es passiert schon mal, dass Fremde vorbeikommen."
    "Und? Willst du uns nicht deinem Stamm oder, wasweißich, deiner Familie vorstellen?"
    "Nein."
    "Warum nicht?" Jianna wurde langsam wütend. Fuzz sah ihr über seine Schulter in die Augen:
    "Weil das meist schlimm endet. Für die Fremden."
    "Na super. Was sind das denn für Leute?"
    "Meine Leute sind wild, direkt, lustig, brutal und unberechenbar", grinste Fuzz. "Wir machen immer, was wir wollen."
    "Na prima." Jianna rollte mit den Augen.
    "Genau. Und jetzt hab ich eine Frage: Wo ist Pi?"
    "Wo ist dieses Vieh?!" Diese Worte pressten sich aus dem wutroten Kopf von Hauptmann Gramp. Er stand mit seinen Leuten und Shardid auf einem Bauernhof. Die Koordinaten dieses Bauernhofes stammten aus einem Notruf der örtlichen Wache, die dort einen Mann verloren hatte und mit derselben Szene konfrontiert gewesen war wie Gramp jetzt, denn er hatte befohlen, nichts anzufassen, und war mit seinen Männern in einem Stahlmuli nonstop durchgefahren. Die Scheune des Gehöfts war bis auf die Grundfesten abgebrannt und schwelte leise vor sich hin. Gramps Hunde schnüffelten nervös die Ecken aus. Gramps Felliger humpelte aus dem Wohnhaus mit einem Obstkorb in den Händen. Darin lag ein Kopf, der nur anhand der Mütze als der des Wächters erkennbar war, denn er hatte Selleriestangen in den Ohren, kleine Mohrrüben in der Nase und eine Salatgurke im Mund. Außerdem schien der Täter das Schminkzeug der Bauersfrau gefunden zu haben, denn das Gesicht war in eine grotesk fröhliche Fratze geschminkt.
    "Der ist komplett wahnsinnig", schnaufte der Hauptmann wie eine Fahne hinter sich her, als er ins Haus schritt. Die Situation draußen hatte etwas Surreales. Drinnen wurde es schlimmer. Im Schlafzimmer lag ein bärtiger Mann im Bett, wahrscheinlich der Bauer. Er schien zu schlafen, doch als einer der Wächter die Decke lupfte, bollerte der Kopf vom Kissen herunter über die Holzdielen und die Arme fielen zu beiden Seiten aus dem Bett. Der Wächter deckte den Rest wieder zu. Shardid Rooth betrat den Raum, kaum merklich den Kopf schüttelnd.
    "Hauptmann Gramp", sagte er, "Ich werde ab hier allein und mit meinen Methoden weiter Jagd auf diese seltsame Kreatur machen. Sie kümmern sich um die beiden anderen Flüchtigen." Gramp lief zurück ins Zimmer, um Shardid von vorne anzusehen, anzuschreien:
    "Was?! Sie sehen doch, wie er mit Wächtern umspringt! Ich will ihn persönlich fassen, Sie finden niemanden mit größerer Motivation!" Shardid blieb betont ruhig:
    "Hauptmann, gerade weil ich sehe, wie er mit Wächtern umspringt, werde ich mich darum kümmern. Ich will ebensowenig wie Sie weitere Opfer aus den Reihen der imperialen Wache."
    Denkt man an Journalisten, drängt sich oft der folgende, unangenehme Stereotyp auf: Die Nase wird hoch getragen, vielleicht, um den eher niedrigen Hygienestandards auszuweichen. Diese Art Journalist hält seine Moral für unangreifbar und kategorisch, alle abweichenden Standards für unhaltbar. Seine Formulierungen strotzen daher vor den neuesten gesellschaftlich anerkannten Formulierungen, die durch die Mitte des Mainstreams schwimmen und die er oft genug selbst erfunden und dort platziert hat. Die Formulierungen, die verwendet werden, um ihn zu beschreiben, enthalten meist das Wort "schmierig", denn das trifft als Beschreibung seines Sozialverhaltens ebenso wie seines Auftretens den gefühlten Kern. Er nennt seine Opfer "Geschichten" und misst ihren Wert allein aus dem Platz, den sie letztendlich auf dem Papier der Publikation beanspruchen. Er wäre gern so respektiert wie ein Arzt oder ein Notar, ist aber eher berüchtigt, denn er arbeitet für das größtmögliche Schundblatt. Und man erfährt all das innerhalb der ersten zehn Minuten der Interaktion mit ihm.
    Genau dieser stereotypische Journalist kroch durch ein dichtes Gartengebüsch in einem der besseren Viertel Romalas. Er arbeitete für das Tägliche Echo und verkörperte all die beschriebenen Eigenschaften mit einer Exaktheit, die Absicht vermuten ließ. Zu allem Überfluss hieß er auch noch Salvin Huntgeburth. Für diesen Namen konnte er natürlich nichts, er passte ihm allerdings wie die Faust aufs Auge, die er sich im Arbeitsalltag unweigerlich gelegentlich fing, weil Menschen in seiner Gegenwart schnell zu dem Schluss kamen, dass er

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