Clemens Gleich
freuen, dich durchzunehmen wie eine Hure beim Einreiten, sobald du aufhörst, uns interessante Sachen zu erzählen." Der Signalwart zappelte, um sich herauszuwinden. Pi kugelte ihm die Schulter aus. Das war besser als jedes verbale Argument; es entschied die Diskussion zugunsten von Pi. Der Verlierer führte sie daraufhin an der uninteressanten Absturzstelle vorbei zur Leiche. Leider lag die Leiche in den Armen ihrer Gefährtin, die eben dabei war, das Gehirn aus dem sorgsam geöffneten Schädel zu essen. Telemann bekam einen Würgereiz und entschuldigte sich. Pi bekam einen Wutanfall wegen Wahrsagerei: Ohne vollständiges Gehirn war es sehr fragwürdig, ob es überhaupt Ergebnisse zu lesen gab. Der Versuch musste natürlich dennoch gemacht werden, und sei es nur aus Niedertracht. Er griff nach der Leiche. Die Frau wollte protestieren, aber Pi knurrte sie mit einer Bosheit an, die sie wimmernd in eine Ecke warf. Froh über dieses Resultat nahm Pi etwas undefinierbar Braunes aus einem seiner Beutel, kaute eine Weile andächtig darauf herum und spuckte es schließlich dem Toten ins Gesicht, um es dort zärtlich zu verstreichen. Telemann erschien leicht zitternd wieder in der Tür, einen Flügel schwach in einer Geste erhoben, um die Frau zu beruhigen. Pi setzte sich auf den Boden, umarmte die Leiche von hinten und sah über die tote, kalte Schulter in Telemanns Augen, die größer wurden, größer und von Federn umwachsen. Telemann war eine Eule in einem Baum. Pi war der Wächter, ging seine Runde auf dem Ast, pfeifend, in Gedanken schon bei, schon in seiner Frau. Er ging ein paar Schritte, genoss eine aufkommende Windbö, dann riss die Vision abrupt ab. Pi wurde noch wütender. Der Wächter hatte geträumt. Das roch nicht nach Dieben, das roch nach einem Träumer. Pi stürmte hinaus. Dann stürmte er wieder hinein, gab der Frau in der Ecke grundlos eine deftige Ohrfeige und schrie Telemann an: "Komm!" Der Angeschriene trippelte hinter ihm her und fragte:
"Es ist jemand, den du kennst, oder?" Als Antwort erntete er einen Tritt, der ihn in eine Umlaufbahn befördert hätte, hätte der Angriff nicht seine Luftspiegelung getroffen, die er sicherheitshalber vorgeschickt hatte.
"Wir gehen!", schrie Pi.
"Äh, gut. Wohin?", fragte Telemann.
"Zum Traumschloss! Frag nicht so blöd!"
Die Befragung des Traumschlosses brachte Ergebnisse, die wiederum mehr Wut brachten.
"Na gut!", brüllte Pi, "Ich kenne den, der ihnen hilft! Zufrieden?!" Telemann zuckte mit den Schultern. War er zufrieden damit, einen tobenden Irren vor sich zu haben? Was antworten?
"Aber weil ich ihn kenne", fuhr der tobende Irre fort, "kann ich dir sagen, dass sie dieses Schiff nicht gestohlen haben. Das ist so gar nicht sein Stil."
"Vielleicht war es jemand anders."
"Vielleicht. Vielleicht ist das Schiff aber auch eine Ablenkung."
Gerade wurde Fuzz wach, weil eine volle Blase ihn von seinen träumenden Höhenflügen ablenkte. Seine erste Amtshandlung war folglich, Wasser in die Luft zu lassen. Es ist für jeden Mann ein schwer zu erklärendes erhebendes Gefühl, aus großer Höhe in die Tiefe zu strullern. Fuzz aaahte laut. Davon wachte Pikmo auf und tat es ihm augenblicklich gleich mit der Entleerung. Pikmos Bewegung wiederum weckte Jianna, die erst "Männer!" stöhnte und dann überlegte, was sie jetzt tun sollte, denn sie musste auch mal. Es half ihr wenig, dieses Problem zu schildern, weil es für ihre Kompagnons keines war.
"Du machst einfach so hier runter, so wie wir", schlug Fuzz verständnislos vor.
"Das würde dir so passen!" Jianna vermutete schon seit einiger Zeit (durchaus mit einigem Recht), dass Fuzz sie beobachten würde, wenn sie sich auszöge.
"Komm schon, was ist dabei? Wir drehen uns auch um", sagte Pikmo. Unten in den Wiesen war das ihre Vereinbarung in Sachen Toilette gewesen.
"Was? Ich dreh mich nicht um! Ich will sehen, wie sie hier oben pinkelt", krähte Fuzz.
"Das hättest du gerne! Pikmo, halt ihm die Augen zu! Oder dreh ihn um. Oder am besten beides." Pikmo tat wie befohlen. Fuzz strampelte. Jianna versuchte es.
"Es geht nicht", sagte sie. Pikmo ließ Fuzz los.
"Wieso nicht?", fragte er. "Hast du nicht gesagt, du musst mal?"
"Ich kann nicht, wenn jemand guckt."
"Aber es hat keiner geguckt."
"Ich kann nicht, wenn jemand danebensteht. Es muss doch hier ein Klo oder sowas geben", nörgelte sie.
"Ein Klo?!", flüsterschrie Fuzz. "Wir sind nicht auf 'ner Vergnügungsreise! Da unter dir ist das größte Klo der Welt,
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