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Clemens Gleich

Clemens Gleich

Titel: Clemens Gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pikmo und Jianna (German Edition)
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spülen. Die Meinungen konvergierten bald in Richtung "die Transporter suchen und dann mal gucken".
    "Wir sollten ein paar freilassen, so als offizielle Stellungsnahmetat", schlug Jason aufgeregt vor. Die Idee fand Zuspruch, nicht zuletzt deshalb, weil niemandem etwas Besseres einfiel. Also machten sich die fünf FAK-Mitglieder auf, den Transportraum zu erobern. Der günstigen Gewichtsverteilung wegen war es bei der Imperialen Eisenbahn so, dass normale Frachtcontainer samt deren Transportfahrzeugen im unteren Teil des Zuges parkten, deshalb war die grobe Marschrichtung klar: nach unten. Das hörte sich einfach an, war es aber nicht. Die Passagierebene bot für Fahrgäste in etwa so viele Möglichkeiten, in ein unteres Stockwerk zu gelangen wie eine durchschnittliche Straßenbahn. Die FAK-Truppe lief aus ihrem riesigen Waggon hinaus, an die geflanschten Übergänge zum nächsten. Das war verkehrt. Umdrehen. Sie liefen in eine Sackgasse nach der nächsten. Irgendwann hatten sie einen notbeleuchteten Gang gefunden, von dem Türen zu Nottoiletten abgingen – vielleicht, falls die oberen mal ausfielen. Als eine Schleuse direkt neben ihnen leise zischend eine künstliche Kakerlake ausspie, blieben sie vor Schreck alle stocksteif still stehen. Die Kakerlake krabbelte hierhin und dorthin, suchte nach Schmutz und fand schließlich Felistra, die mal wieder eine ihrer Kunstlederhosen trug. Die Maschine betastete sie interessiert mit ihren Fühlern, lief aber schließlich doch weiter auf der Suche nach leichter Verdaulichem. Erleichtert atmete die Betastete auf, da ging hinter ihr die Tür auf, durch die sie gekommen waren. Es trat ein: die Presse. Die Presse hieß: Salvin Huntgeburth.
    Felistra kannte und erkannte Salvin von Bildern. Sie mochte ihn nicht. Für sie war er in dieser Situation nur eine weitere Sorte von spezialisierter Kakerlake. Doch Helwer war offenkundig erfreut, den Journalisten hier zu treffen:
    "Salvin!", übertrieb er. "Wie geht es dir? Gut, dich hier zu sehen!" Salvin misstraute der überschwenglichen Begrüßung.
    "Was willst du?", fragte er. Helwers Grinsen verschwand. Gut, dachte er, kommen wir gleich zur Sache:
    "Na, du bist ja immerhin ein einflussreicher Mensch, deine Anwesenheit öffnet uns bestimmt die eine oder andere Tür."
    "Soso", sagte Salvin süffisant. "Die eine oder andere Tür, hm? Warum sollte ich euch überhaupt mitnehmen? Ihr behindert mich doch nur."
    "Jetzt mach mal halblang, ja?" Helwer wurde wütend. "Ich habe meinen Arsch für dich riskiert, ich habe Gefängnis riskiert! Da, als wir diesen Biotechniker abgefüllt haben, als wir in seine Wohnung eingebro..."
    "Pst!", machte Salvin. "Leise! Schrei es halt noch lauter!" Als Helwer still blieb, entspannte er sich etwas und fragte: "Was wollt ihr überhaupt hier unten?"
    "Wir befreien Sklaven." Das klang selbst in Helwers eigenen Ohren ein bisschen schwach, also fügte er hinzu: "Da kommt bestimmt eine ziemlich spektakuläre Geschichte für's Echo bei rum." Diese Chance bestand tatsächlich, gestand sich Salvin widerstrebend ein. Er musste und würde ja nicht erzählen, dass er diese Leute unterstützt hatte. Diese Story könnte genausogut von einem Informanten stammen.
    "Hm", sagte Salvin. "Gut. Gehen wir weiter." Die seltsame, heterogen zusammengewürfelte Gruppe trat durch das Schott, aus der die künstliche Kakerlake gekommen war. Der dahinterliegende Raum glich dem davorliegenden in allen Aspekten, nur dass es Duschkabinen statt Toiletten gab. Salvin steuerte einfach stracks den Ausgang am anderen Ende an. Auch dieses Schott war offen. Dahinter lag ein kurzer Gang, an dessen Ende ein Schott lag, das definitiv nicht ohne Weiteres zu durchschreiten war, denn es war nicht nur geschlossen, sondern auch bewacht.
    "Kann ich Ihnen helfen?", rief die Wache im Tonfall von "Verschwinden Sie auf der Stelle!" Verdammt!, dachte Salvin. Helwer hoffte trotz seiner Erlebnisse mit ihm immer noch auf einen Vorteil durch seine Person, doch Salvin wusste es aus unzähligen Erfahrungen besser: Er hatte als Pressevertreter, als er selbst, keine besseren Chancen, irgendwo hineinzukommen. Er hatte schlechtere. Es gab Leute, die ihn rein aus Prinzip auf keine Veranstaltung ließen, zu der er nicht ausdrücklich namentlich eingeladen war. Er musste etwas tun. Was? Irgendwas! In einem Anfall heroischer Verzweiflung wedelte Salvin kurz mit seinem Angestelltenausweis des Echos vor der Wache herum, weil er das in einem Roman gelesen hatte. Man musste nur

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