Cleopatra
Stuts, das Material holen. Der hat bei uns noch eine Rechnung offen.« »Lass uns aber erst alles ausmessen und eine Liste machen. Er soll mir meinen Schlafanzug mitbringen. Sie haben doch ein Gästezimmer?«
Marga schaute entgeistert von einem zum andern. »Was soll denn das alles?«
»Ach, nichts weiter«, sagte Willem. »Wir werden Ihnen einen hübschen kleinen Autopalast bauen.«
»Im Schlafanzug?«
»Jawohl, Mevrouw«, sagte Willem. »Kost und Logis inbegriffen.«
8
Meulendijk rief an, während ich gerade dabei war, mir das Schulterholster umzuschnallen. Es erschien mir ratsam, etwas Wirksameres bei mir zu haben als nur den Reifenheber unter meinem Vordersitz.
»Es hat ein bisschen gedauert«, sagte Bernard in den Hörer. »Aber ich habe hier eine neue Aufgabe für dich, in Antwerpen. Ich könnte in einer halben Stunde …«
»Vielen Dank, Bernard, aber im Moment kann ich unmöglich nach Antwerpen fahren.«
»Aber du arbeitest doch nicht mehr an dieser …«
Einen Moment lang war ich in Versuchung, es ihm zu sagen. Bei dem Lonneke-Auftrag handelte es sich um eine Verlängerung einer Meulendijk-Untersuchung. Ich hätte die Sache leicht über den ein oder anderen Umweg wieder zu Meulendijk zurückschleusen können, mit allen Vorteilen, die dessen elektronische Ermittlungsmöglichkeiten mit sich brachten. Doch ich erinnerte mich an seine Verbindungen zur Männerseilschaft und beschloss, diese Idee fallen zu lassen.
»Nein, nein«, antwortete ich stattdessen eifrig, »ich habe einen anderen Fall, ein gewisser Gerrit de Groot, der des Computerdiebstahls verdächtigt wird. Er wurde vor kurzem verhaftet und von Koos Geerigs in der Warmoesstraat vernommen.« Ich nannte ihm absichtlich einige Details. Falls Meulendijk misstrauisch wurde, würde er die Sache überprüfen und herausfinden, dass meine Geschichte stimmte.
»Das klingt ja nicht gerade nach einem Fulltimejob.«
»Stimmt schon, aber es wäre meinem Klienten gegenüber unfair, wenn ich mich jetzt nach Antwerpen verdrücken würde. Lässt sich die Sache nicht verschieben?«
Das ließ sie sich natürlich nie und nach einigem Nörgeln ließ er mich in Ruhe. Ich spähte zwischen den Lamellen der Jalousie hindurch hinunter auf die Straße. Alles sah ganz normal aus: Autos und Menschen. Unten versuchten die Makler, teure Häuser zu verkaufen. Oben war alles still. Die Büroklammer hatte an ihrem Platz gesteckt, und soweit ich feststellen konnte, wurde ich nicht observiert. Vielleicht waren sie aber auch einfach nur gut – wer immer sie sein mochten.
Das Telefongespräch mit Meulendijk brachte mich auf die Idee, dass ich auch an anderer Stelle etwas Druck aus dem Kessel lassen könnte, indem ich so tat, als sei ich vollauf mit etwas ganz anderem beschäftigt als mit Cleveringa. Ich fummelte die Büroklammer zurück an ihren Platz und ging zu einem Taxistand. Ein Taxi ins Zentrum ist kaum teurer als das ganze Theater mit Parkhäusern und viel billiger als das Entfernenlassen von Radkrallen oder die Neuanschaffung von Scheiben und Autoradios. Hin und wieder blickte ich mich unauffällig um. Wenn sie gut waren, mit mehr als einem Wagen und Fußgängern mit Ohrstöpseln arbeiteten, hätte man jedoch in der Innenstadt herumgucken können, so lange man wollte, ohne sie jemals zu bemerken.
Vom Dam aus spazierte ich zum Nieuwezijds Voorburgwal und dann zum Hinterausgang von De Goos &C Bering. Das Gittertor stand offen und auf dem breiten gepflasterten Streifen waren vier Pkw mit der Front zu einer Backsteinwand geparkt. Neben der Metalltür, auf der MAGAZIN stand, warteten Stapel von leeren Kartons und Verpackungsmaterial aus Styropor darauf, weggeräumt zu werden. Über der Tür befand sich ein kleines Fenster und darüber ein größeres mit einem Rollo davor – wahrscheinlich das Büro auf der ersten Etage. Ich sah keine Kameras.
Ich drückte auf den Klingelknopf und die Tür klickte auf. Dahinter befand sich ein Raum mit Regalen, in denen massenweise Computer, Monitore, Drucker, Software in Kartons und eine chaotische Menge von losen Ersatzteilen gelagert waren. Ein Mann in einer braunen Stoffjacke machte Kreuzchen auf einem Klemmbrett. An der Tür drehte ich mich um und suchte nach den Spuren einer Alarmanlage.
Der Mann kam auf mich zu. »Ich glaube, Sie sind falsch hier.«
»Das glaube ich nicht. Ich arbeite an dem Einbruch von letzter Woche.«
»Oh, Entschuldigung, sind Sie von der Polizei?«
Ich gönnte ihm einen wohlwollenden Blick. »Ich
Weitere Kostenlose Bücher