Cleopatra
nehme an, Sie sind Herr van Tiel?«
Ich zog ein Stück Papier hervor, eine Kopie der Personalliste, jedoch ohne die Anmerkungen der Polizei. Jan van Tiel war der Chef der kleinen Reparaturabteilung und verwaltete zugleich das Magazin. Er hatte ein wasserdichtes Alibi und schien, nach den Notizen von Geerigs zu urteilen, am wenigsten als Komplize in Frage zu kommen. »Ich hätte da noch ein paar Fragen«, sagte ich beiläufig. »Wenn Sie vielleicht einen Moment Zeit für mich hätten?«
»Haben Sie schon etwas herausgefunden?«
»Es gibt vier Leute, die nichts von dem stillen Alarm wussten. Unseren Informationen zufolge sind das diese vier …«
Ich zeigte auf die letzten vier Namen.
Er schaute fassungslos auf die Liste. »Ja glauben Sie denn, dass einer von uns etwas damit zu tun hat?«
»Na ja, Sie sind doch auch gefragt worden, wo Sie am Samstagabend waren?«
»Ja, aber …«Er schwieg beunruhigt.
»Sie kommen nicht in Frage, sonst würde ich mich nicht mit Ihnen unterhalten. Diese vier haben auch ein Alibi, aber sie wussten nichts von dem stillen Alarm. Deswegen überprüfen wir sie ein wenig genauer. Was meinen Sie?«
Er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe. »Das sind Kollegen; ich glaube nicht, dass einer von denen etwas damit zu tun hat. Vor zwei Wochen waren wir noch alle zusammen auf Bootstour, auf Betriebsausflug. Die Zeitarbeitskräfte waren auch dabei. Unser Chef organisiert solche Sachen. Ein gemeinsames Essen nach der Hektik des Weihnachtsgeschäfts …«
»Was ist mit Theo Ranks?«
»Der arbeitet noch nicht so lange hier, aber er ist ein grundehrlicher Kerl und außerdem Zeuge Jehovas.«
»Und die stehlen nicht. Okay, Liesbeth de Ruiter?«
»Betty?« Er schüttelte den Kopf.
Ich runzelte die Stirn. Der Name ließ irgendetwas in meinem Gehirn klicken wie ein Relais unter Spannung. »Und die Zeitarbeitskräfte?«
»Es würde mich wundern. Die Arbeitsatmosphäre hier ist gut, man fängt ganz von selbst an, sich mit dem Geschäft zu identifizieren. Sogar Leute, die hier nur eine Weile gearbeitet haben, schauen hin und wieder noch herein, sind ja auch meistens Computerfreaks und wir geben ihnen Rabatt.«
»Kommt das oft vor? Und kennen Sie sie alle noch?«
»Natürlich kenne ich sie alle noch. Ich sage Ihnen doch, es ist so eine Art Club. Am Samstag war noch einer von ihnen hier, der hatte ein Problem mit seiner SCSI-Karte, die braucht man für ein externes Laufwerk …«
»War das einer von den Zeitarbeitskräften?«
»Ja, Bruno. Er wurde von Hermes geschickt, hat hier im Frühjahr ein paar Monate als Vertretung gearbeitet.«
»Bruno und wie weiter?«
»Bruno Kaiman.« Er schaute mich an. »Warum?«
»Haben Sie ihn auch wieder weggehen sehen?«
Sein Gesichtsausdruck wurde abweisend. »Ach, hören Sie doch auf. Ja, ich habe ihn weggehen sehen. Er ging vorne raus, durchs Geschäft.«
»Und dann hinaus auf die Straße?«
»Das konnte ich natürlich nicht sehen. Ich muss ja hier bleiben. Er ging durchs Geschäft raus, weil er auch den anderen kurz guten Tag sagen wollte.« Er klang ärgerlich und ungeduldig, als könne er Zweifel am guten Ruf des Freundeskreises der Mitarbeiter nicht vertragen.
»Sie schließen um sechs Uhr. Wäre es möglich, dass jemand nach Geschäftsschluss zurückbleibt und sich versteckt?«
Er schüttelte den Kopf. »Wir behalten die Kunden schon im Auge. Ihre Kollegen haben uns das auch schon gefragt. Alles in allem hat jeder von uns die anderen weggehen sehen, auch die Zeitarbeitskräfte.«
Ich bedankte mich bei ihm und ging durch das Geschäft hinaus. Im kurzen Flur befanden sich eine Tür, die in den Keller führte, und eine Toilette für das Personal, die nicht besonders gut als Versteck geeignet war, aber ein gewandter Kerl, der sich hier auskannte, hätte sich sogar unter oder hinter den Ladentheken oder den Regalen im Geschäft selbst verstecken können. Sobald der eiserne Rollladen sich geschlossen hatte, hätte er herauskommen, seine verkrampften Muskeln lockern, die normale Alarmanlage ausschalten und mit dem Zusammenpacken der Beute beginnen können.
Eine halbe Stunde, hatte Geerigs gesagt.
Der stille Alarm ging los, als der Insider die Hintertür für seine Komplizen mit dem Lieferwagen öffnete. Der stand wahrscheinlich schon rückwärts vor dem Ausgang bereit. Die Tatsache, dass sie nur zwanzig Minuten gebraucht hatten, um einzuladen, das Gittertor zu schließen und ein Stück weiter weg auf dem Nieuwezijds zu parken, wies
Weitere Kostenlose Bücher