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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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sehr viel sympathischer. Hat sich auch viel besser mit seinem Vater verstanden. Man könnte sagen, dass Udai ihm bedingungslos vertraute. Prithvi sah gut aus, war charmant, hat ein bisschen viel getrunken, aber das hatte er unter Kontrolle. Ein Playboy. Madeleine war nicht die erste Frau, mit der er etwas hatte, aber sie war zweifelsfrei die letzte. Für jedermann war offensichtlich, dass er sie über alles liebte ... aber ansonsten war er ein heller Kopf. Er hätte Ihnen gefallen.«
    Als sie die Palastgebäude verließen, blieb Edgar stehen und zeigte nach vorn. »Vergessen Sie das alles heute Abend. Das dort ist der Bungalow von Colin -da drüben, eine halbe Meile entfernt, am Nordende des Sees. Sehen Sie ihn?«
    Sie folgten einem befestigten Uferweg, froh über den Schatten, den die Weiden boten, und über die kühlere Luft, die vom Wasser aufstieg. Die Sonne war hinter die Aravalli-Berge gesunken und verwandelte den Himmel in eine umgedrehte Kupferschale, die sich im See spiegelte. Einige Vögel - Teichhühner, wie Joe aus ihren wassertretenden Bewegungen schloss - dümpelten auf der roten Wasseroberfläche, aber sonst war es still. Zwei Graureiher standen mit eingefallenen Schultern reglos am Ufer, ihre bewegungslosen Silhouetten wurden von der tiefen Stille noch betont. Erst in ein oder zwei Stunden würden sich die Tiere in zitterndem Unbehagen sammeln und einen zerbrechlichen Waffenstillstand schließen, um vor Einbruch der Nacht noch etwas zu trinken. Joe bemerkte ein kleines Boot auf dem See, das in Richtung Ufer unterwegs war. Ein Inder ruderte, aber Joe konnte die andere Person im Heck nicht identifizieren.
    Edgar folgte seinem Blick und meinte: »Ihre Dritte Hoheit. Sie ist eine gute Anglerin. Eigentlich glänzt sie in allen Sportarten. Sie wird eine bewundernswerte Regentin für den kleinen Bahadur abgeben. Ist ein gutes Vorbild für ihn und vielleicht eine Herausforderung! Ich möchte zu gern miterleben, wie sie den Jungen vom Einfluss dieses Kindermädchens entwöhnt. Zu viel Gewicht auf Nebensätze, Bunsenbrenner und Platos Ansichten über das Uni-versum. Was der Bursche braucht, ist Erfahrung im echten Leben!«
    Der Bungalow war nach einer Blaupause der zivilen Unterkunft gebaut, die Edwin Lutyens entworfen hatte - praktisch und so konstruiert, dass jeder noch so kleine Luftstrom eingefangen werden konnte. Vor allem war er aber vertraut. Nach neun Monaten in Indien hätte Joe sich darin blind zurechtgefunden. Colins Begrüßung fiel herzlich und knapp aus. Ohne Einleitung führte er sie zu einem Tisch auf der Veranda mit Blick auf den See. Darauf lagen mehrere Papiere und Stifte. Flaschen mit Mineralwasser kühlten in silbernen Eiskübeln. Sie ließen sich zu etwas wie einer militärischen Einsatzbesprechung nieder.
    »Ich hatte nur vier Tage, um unserem Tiger auf die Spur zu kommen, eine Woche wäre besser gewesen, aber angesichts der Geschwindigkeit, mit der diese Kreatur die Dorfbewohner tötet, habe ich nicht die Absicht, länger als notwendig zu warten. Zwei oder drei Menschen werden jeden Tag getötet beziehungsweise können nur mit knapper Not entkommen. Es war schwer, einen der Anwohner dazu zu bewegen, mich zu begleiten, obwohl ich mit der neuesten Lee-Enfield bewaffnet war. Sie haben eine Heidenangst und verstecken sich einen Großteil des Tages.«
    »Warum so viele Opfer?«, fragte Joe. »Ich weiß natürlich nichts über Tiger, aber schlägt er nicht ein wenig sehr oft zu?«
    Colin sah auf den Tisch und meinte nachdenklich: »Ein Tiger braucht eine bestimmte Menge Fleisch am Tag, um am Leben zu bleiben . ungefähr dreißig Pfund. Seine übliche Beute sind Chitalhirsche, Samburhirsche, Schweine, Büffel - an denen kann er in Ruhe zwei oder drei Tage fressen. Um offen zu sein -an den hiesigen Dorfbewohnern ist nicht viel dran.«
    »Ja, natürlich«, warf Joe hastig ein und kam sich ziemlich dumm vor.
    Colin spürte diese Verlegenheit und fügte rasch hinzu: »Claude hat mir dieselbe Frage gestellt.«
    »Claude? Wird er an der Jagd teilnehmen? Komisch, ich hätte nicht gedacht, dass er auch nur das geringste Interesse an einer Tigerjagd hätte.«
    »Hat er auch nicht. Sein Interesse besteht darin, mir über die Schulter zu schauen, um sicherzustellen, dass ich alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen habe, um die Sicherheit seines Schützlings zu gewährleisten -Bahadur. Wie Sie sich vorstellen können, liegt Claude sehr an der Gesundheit des Jungen! Er hat mich zwei Tage lang begleitet.

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