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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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stammelte Herr Désirandelle, Sie haben gut reden! Ach, diese Ueberfahrt nach Oran!… Weder Frau Désirandelle noch ich selbst hätte sie gewagt, wenn dabei nicht die Zukunft unsers Agathokles im Spiele war!«
    Es handelte sich in der That um die Zukunft des einzigen Erben der Désirandelle’s. Jeden Abend kam Clovis Dardentor, ein alter Freund der Familie, nach dem Hause in der Popinièrestraße, um da eine Partie Besique oder Piquet zu spielen. Er hatte dort jenes Kind fast geboren werden, hatte es wachsen sehen… wenigstens körperlich, denn die Intelligenz war bei ihm hinter dem Wachsthum weit zurückgeblieben. Agathokles besuchte später ein Lyceum ebenso erfolglos, wie die meisten trägen und geistig beschränkten Zöglinge. Von einer besondern Anlage für das oder jenes zeigte er keine Spur. Im Leben gar nichts zu thun, erschien ihm als das Ideal für den Menschen. Mit dem, was er später von seinen Eltern zu erwarten hatte, sah er sich einst im Genuß von zwölftausend Francs Rente. Das ist ja schon etwas; Herr und Frau Désirandelle hatten aber von einer weit rentenreicheren Zukunft ihres Sohnes geträumt. Sie kannten nämlich jene Familie Elissane, die vor ihrer Uebersiedlung nach Algerien in Perpignan gewohnt hatte. Frau Elissane, die Witwe eines frühern Kaufmanns und jetzt fünfzig Jahre alt, erfreute sich einer hübschen Wohlhabenheit, Dank dem von ihrem Gatten hinterlassenen Vermögen, der sich nach Zurückziehung von allen seinen Geschäften in Algerien niedergelassen hatte. Die Witwe besaß nur eine Tochter von zwanzig Jahren. Eine gute Partie, das Fräulein Elissane! sagte man bis zum Süden von Oran hier ebenso wie in den Ostpyrenäen oder wenigstens in einem gewissen Hause der Popinièrestraße. Was konnte da passender erscheinen, als eine Heirat zwischen Agathokles Désirandelle und Louise Elissane?
    Ehe man sich jedoch heiratet, muß man sich kennen, und wenn sich Agathokles und Louise auch als Kinder gesehen hatten, bewahrten sie von einander doch keine Erinnerung mehr. Da nun Oran nicht nach Perpignan kam, weil Frau Elissane nicht leicht von der Scholle wegzubringen war, so mußte Perpignan wohl oder übel nach Oran gehen.
     

    Agathokles kam auch heran. (S. 43.)
     
    Das war die Veranlassung zu dieser Reise, obwohl Frau Désirandelle alle Zeichen der Seekrankheit schon verspürte, wenn sie nur Wellen auf einen Strand laufen sah, und auch Herr Désirandelle, trotz seiner Versicherungen, etwas furchtsamer Natur war. Da dachten die Leutchen an Clovis Dardentor. Dieser Perpignaneser war ein reiseerfahrener Mann, der es nicht abschlagen würde, seine Freunde zu begleiten. Vielleicht schätzte er den Werth des zu verheiratenden jungen Mannes recht niedrig; seiner Ansicht nach waren aber alle, die sich zu Ehemännern verwandeln wollten, einer so viel werth wie der andre. Gefiel der Agathokles der jungen Erbin, so machte sich die Sache ganz allein. Freilich, Louise Elissane war ein reizendes Mädchen… kurz, wenn die Désirandelle’s erst in Oran angelangt waren, wird es Zeit sein, sie dem geneigten Leser vor-und ihm freizustellen, Agathokles auszustechen.
    Wir wissen also nun, zu welchem Zwecke sich die kleine perpignanesische Gesellschaft auf dem »Argeles« eingeschifft hatte und weshalb sie selbst eine Fahrt über das Mittelmeer wagte. In Erwartung der Stunde zum Essen begab sich Clovis Dardentor nach dem Oberdeck, wo sich diejenigen Passagiere der erster Cajüte befanden, die das Schwanken des Schiffs noch nicht in ihre Cabinen verscheucht hatte. Herr Désirandelle, dessen Blässe fortwährend zunahm, folgte ihm und machte sich’s auf einer Bank bequem.
    Agathokles kam auch heran.
    »He, mein Junge, Du bist besser construiert, als Dein Vater! begann Dardentor. Bei dem knarrt es schon an allen Ecken…«
    Agathokles begnügte sich zu antworten, daß »es bei ihm nicht knarrte«.
    »Desto besser für Dich, und suche nur bis zum Ende auszuhalten. Geh’ nicht da hinunter, um eine Physiognomie aus Papiermaché oder eine Miene wie ein Kürbis in Marmelade aufzustecken!«
    Nein, das war nicht zu fürchten. Das Meer that dem jungen Manne nichts an.
    Clovis Dardentor hatte es nicht für angezeigt gehalten, nach der Cabine der Frau Désirandelle hinunter zu gehen. Die gute Dame wußte ja, daß er an Bord war, und das genügte. Trostworte von ihm hätten auf sie auch keinen heilsamen Einfluß ausgeübt. Und dazu gehörte Herr Dardentor zu der Kategorie von abscheulichen Menschen, die immer bereit

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