Clovis Dardentor
von mehr als tausend Meter Höhe, dort Waldbestände in der Gesammtausdehnung von viermalhunderttausend Hektaren, ferner Binnenseen und Wasserläufe, wie die Macta, die Habra, den Chelif, den Mekena, den Sig u. a. m. Wenn die Karawane auch nicht überall hinkam, so sollte sie doch durch die schönsten Gebietstheile ziehen.
An diesem Tage verfehlte Clovis Dardentor den Zug nicht so, wie früher den abgehenden Dampfer. Er fand sich sogar schon sehr zeitig auf dem Bahnhofe ein.
Als Veranstalter der Reise erfüllte er nur seine Pflicht, den Andern vorauszueilen, die ja völlig übereinstimmten, ihn als Führer der Expedition gelten zu lassen. Kühl und schweigsam hielt sich Patrice in der Nähe seines Herrn und wartete darauf, das gesammte, übrigens nicht sehr umfangreiche Gepäck – einige Reisetaschen und -säcke, ein paar Decken, nur das Nöthigste – zur Beförderung aufzugeben.
Schon war es halb neun Uhr, um neun Uhr fünf Minuten sollte der Zug abgehen.
»Nun, rief Clovis Dardentor, was machen sie denn Alle?… Sollte unsre »Smala« ihre Nase nicht bald sehen lassen?«
Patrice ließ dieses Wort der Eingebornen so hingehen, da man sich in arabischem Lande befand, und antwortete, daß er eine auf den Bahnhof zukommende Gesellschaft sehe.
Es war die Familie Désirandelle mit Frau und Fräulein Elissane.
Herr Dardentor begrüßte sie herzlichst. Er fühlte sich so glücklich, daß seine alten Freunde aus Frankreich und seine neuen Freunde aus Afrika seinen Vorschlag angenommen hatten. Seiner Versicherung nach, würden sie von der Reise unverlöschliche Erinnerungen heimbringen. Frau Elissane schien ihm heute ganz besonders wohl auszusehen… Fräulein Louise in der Touristentracht ganz bezaubernd Um Plätze sollte sich niemand bekümmern… das sei seine Sorge… Er werde für die ganze Gesellschaft die Billets besorgen… das sollte später ausgeglichen werden. Was das Gepäck betreffe, so werde sich Patrice dessen annehmen, auf ihn könne man sich nach allen Seiten verlassen.
»Ah,« rief sie mit einem gelinden Aufschrei. (S. 149.)
Er selbst, Dardentor, schäumte heute von guter Laune und froher Hoffnung geradezu über.
Die beiden Familien traten in den Wartesaal, nachdem sie Patrice die wenigen Gepäckstücke übergeben hatten, die sie in den Waggon nicht mitnehmen wollten. Auch während des Aufenthalts in Saint-Denis du Sig und in Mascara sollten jene bis zur Ankunft in Saïda in Verwahrung der Bahn bleiben.
Nach dem Ersuchen an Frau Dósirandelle und Agathokles, mit Frau Elissane und deren Tochter im Wartesaale zurückzubleiben, begaben sich Clovis Dardentor mit leichtem Schritte – wie mit dem eines Sylphs – und Herr Dósirandelle schwer nachtrampelnd nach dem Schalter für die Ausgabe der Rundreisekarten. Hier standen in langer Reihe gegen zwanzig Reisende, ungeduldig, ihre Billets zu erhalten.
Doch wen erblickte Herr Dósirandelle sofort darunter? Herrn Eustache Oriental in eigner Person, den Vorsitzenden der Astronomischen Gesellschaft von Montélimar, mit dem von ihm unzertrennlichen Fernrohr am Riemen. Ja, auch dieses Original hatte sich durch den Köder einer vierzehntägigen Reise zu ermäßigten Preisen verführen lassen.
»Wie, brummte Herr Dardentor, der wird auch dabei sein?… Nun, da werden wir aufpassen, daß er nicht immer den besten Platz und die besten Stücke auf seinen Teller bekommt! Zum Kuckuck, erst kommen die Damen!«
Als Herr Oriental und Herr Dardentor indeß vor dem Schalter zusammentrafen, glaubten sie sich doch durch ein leichtes Nicken mit dem Kopfe begrüßen zu müssen. Dann entnahm Herr Dardentor die Billets erster Classe für die Familie Elissane, die Familie Dósirandelle und für sich selbst, ein Billet zweiter Classe aber für Patrice, der sich geweigert hätte, in der dritten zu fahren.
Bald ertönte die Glocke zum Einsteigen, die Wartesaalthüren flogen auf und die Reisenden drängten sich nach dem Perron hinaus, neben dem der Zug wartete. Die Locomotive summte und zitterte schon unter dem hochgespannten Dampfe, der zischend aus den Sicherheitsventilen hervordrang.
Der directe Zug von Oran nach Algier ist immer ziemlich stark besetzt; wie gewöhnlich bestand er auch heute aus einem halben Dutzend Waggons. Die Touristen sollten ihn übrigens schon in Perregaux verlassen, um hier nach einer Seitenlinie überzugehen, die südlich in der Richtung nach Saïda führt. Sechs Personen finden, bei einigem Andrange von Reisenden, nicht leicht sechs freie
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