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Clovis Dardentor

Clovis Dardentor

Titel: Clovis Dardentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gegen zehn Uhr aufgebrochen werden. So wie seine Gefährten ihm die Ordnung der Einzelheiten der Reise überließen, war er entschlossen, von Punkt zu Punkt dem Motto »
Transire videndo
« zu folgen.
    Unser Perpignaneser war der erste aus dem Waggon, überzeugt, daß Agathokles gleich nach ihm aussteigen und sich beeilen werde, Louise die Hand zu reichen, um ihr beim Herabsteigen nach dem Perron behilflich zu sein. Der schlafmützige Bursche wurde aber von dem jungen Mädchen überholt, die mit Hilfe des Herrn Dardentor leichten Fußes heraushüpfte.
    »Ah, rief sie mit einem gelinden Aufschrei, während sie sich umwendete.
    – Haben Sie sich weh gethan, Fräulein? fragte Clovis Dardentor.
    – O nein… nein… ich danke Ihnen, Herr Dardentor… ich glaubte aber… daß…
    – Sie glaubten… was?..
    – Daß die Herren Lornans und Taconnat nicht an der Reise theilnähmen…
    – Sie?« rief Clovis Dardentor mit laut schallender Stimme.
    Mit einem mächtigen Sprunge befand er sich bei seinen Freunden und öffnete zum Willkomm die Arme, während die beiden jungen Leute Frau Elissane und ihre Tochter begrüßten.
    »Sie… Sie? wiederholte er.
    – Ja, wir in eigner Person! bestätigte Jean Taconnat.
    – Und der Dienstantritt bei den Siebenten Jägern?…
    – Wir meinten, der könne ebenso gut in vierzehn Tagen erfolgen, und um die Zeit auszunützen…
    – Schien es uns, daß eine solche Rundreise… fuhr Jean Taconnat fort.
    – Ah, ein vortrefflicher Gedanke, rief Herr Dardentor, der uns Allen die größte Freude bereitet!«
    Allen?… Das war doch vielleicht etwas zu viel gesagt. Wie würden, von Louise abgesehen, Frau Elissane und die Désirandelle’s diese Ueberraschung betrachten?… Entschieden mit Mißfallen. Die Begrüßung der beiden Pariser fiel denn auch seitens der Frauen sehr trocken und seitens der Männer sehr steif aus.
    Clovis Dardentor war gewiß des guten Glaubens gewesen, daß weder Marcel Lornans noch Jean Taconnat sie begleiten würde, als er das der Frau Elissane versicherte. Nichtsdestoweniger zeigte er sich jetzt hochbefriedigt.
    »Das ist ja ein wahres Glück! jubelte er.
    – Der Zug war schon fast im Abgehen, als wir nach dem Bahnhof kamen, erklärte Jean Taconnat. Ich hatte so viele Mühe gehabt, ihn zu überreden… nun ja, wenigstens wenn er es nicht gewesen ist, der nicht weniger Mühe hatte, mich zu bestimmen… Mit einem Worte, wir zauderten bis zur letzten Minute…«
    Kurz, Clovis Dardentor und seine »Smala« befanden sich nun in Saint-Denis du Sig, dem ersten Halteplatze auf der Reise, und die beiden jungen Leute wurden der Karawane angegliedert. Jetzt handelte es sich um Auskundschaftung eines Hôtels, wo man frühstücken, zu Mittag essen und gut schlafen konnte. Von einer Trennung war keine Rede. Es sollte keine zwei Gruppen geben, die Gruppe Dardentor einer-und die Gruppe Lornans-Taconnat andrerseits. Nein! Bestimmt nicht! Dieser Beschluß schuf ohne Zweifel Zufriedne und Unzufriedne, niemand ließ das aber äußerlich durchblicken.
    »Offenbar, murmelte Jean Taconnat, schlägt im Busen dieses Pyrenäers für uns das Herz eines Vaters!«
    Wären die Touristen in Saint-Denis du Sig vier Tage früher – am Sonntag statt am Mittwoch – eingetroffen, so hätten sie hier Araber gleich zu Tausenden sehen können. Am Sonntag war nämlich Jahrmarkt gewesen und die Hôtelfrage wäre dann nicht so mühelos gelöst worden. Gewöhnlich beträgt die Bevölkerung dieses Fleckens gegen sechstausend Köpfe, darunter ein Fünftel Juden und etwa viertausend Ausländer.
    Im Hôtel ging es beim Frühstück lustig zu… eher etwas gar zu lustig, wofür Herrn Dardentor’s gute Stimmung sorgte. In der Absicht, mit ihren Reisegefährten, denen sie sich doch gewissermaßen aufgedrängt hatten, nun nach und nach auf vertrauteren Fuß zu kommen, legten sich die beiden Pariser äußerlich eine discrete Zurückhaltung auf.
    »He, meine jungen Freunde, rief Clovis Dardentor, ich kenne Sie ja gar nicht wieder!… Ihre erste Unentschlossenheit hat Sie noch während der Fahrt ganz verändert. Sie… die lustigen Patrone…
    – Für unser Alter schickt sich das nicht mehr, Herr Dardentor, erklärte Jean Taconnat. Wir sind nicht so jung wie Sie…
    – O, die losen Vögel!… Doch halt… ich habe ja Herrn Oriental nicht hier auf dem Bahnhofe bemerkt.
    – War denn diese planetarische Persönlichkeit auch mit im Zuge? fragte Marcel Lornans.
    – Ja, doch er ist jedenfalls nach Saïda weiter

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