Clovis Dardentor
El-Gor, wo sie
vor Einbruch der Nacht anlangen mußte.
An dieser Stelle wurde ein Flußübergang nötig, der sich
weniger leicht als die früheren gestaltete.
Ein ziemlich breiter Oued durchschnitt die Straße.
Der Sar, ein Seitenarm des Oued-Slissen, hatte Hochwas-
ser, wahrscheinlich infolge der teilweisen Leerung einer
stromaufwärts gelegenen, übervollen Talsperre. Die Furten,
durch die die Karawane zwischen Saïda und Daya gezogen
war, hatten kaum die Füße der Gespanne benetzt, da sie fast
trocken lagen. Diesmal handelte es sich um 80 bis 90 Zenti-
meter Wassertiefe, was indes den Führer, der die Furt genau
kannte, gar nicht in Verlegenheit setzte.
Moktani wählte also eine weniger steil abfallende Stelle
aus, wo die Personen- und der Lastwagen bequemer nach
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dem Bett des Oued hinabgelangen konnten. Da das Was-
ser kaum bis über die Nabe der Räder reichen sollte, wür-
den die Sitzkästen trocken bleiben und die Insassen konn-
ten darauf rechnen, ungefährdet nach dem anderen, etwa
10 Meter entfernten Ufer zu gelangen.
Der Führer ritt voraus; Dérivas und Dardentor folgten
ihm. Von der Höhe seines gewaltigen Reittiers beherrschte
letzterer sozusagen die Fläche des Flusses, ähnlich einem
Wasserungetüm der antediluvianischen Epoche.
Zu beiden Seiten des Wagens, worin die Damen saßen,
hielten sich Marcel Lornans zur Linken und Jean Taconnat
zur Rechten. Dann folgten die anderen beiden Wagen, von
denen die Touristen nicht abgestiegen waren. Die auf den
Lastwagen sitzenden Eingeborenen bildeten die Nachhut
der Karawane.
Agathokles hatte auf das bestimmte Verlangen seiner
Mutter von dem Maultier absitzen und mit in den Wagen
steigen müssen. Frau Désirandelle wollte ihren Sohn keinem
unfreiwilligen Bad im Sar ausgesetzt sehen, für den Fall, daß
das launische Tier wieder einige Bocksprünge wagte, denen
sein Reiter rettungslos zum Opfer gefallen wäre.
Die Durchfahrt ging in der von Moktani eingehaltenen
Richtung bisher ohne Unfall vonstatten. Da sich das Fluß-
bett allmählich vertiefte, sanken die Gespanne nur nach und
nach ins Wasser. Dieses reichte ihnen, selbst in der Mitte
des Oued, noch nicht einmal bis an den Bauch. Wenn die
Reiter auch die Beine emporhoben, hatten das Herr Dar-
dentor und der Führer auf ihren Meharis nicht nötig.
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Die Hälfte der kleinen Strecke war bereits überwunden,
als sich ein Schrei vernehmen ließ.
Louise Elissane hatte ihn ausgestoßen, als sie Jean Ta-
connat verschwinden sah, dessen Pferde es für alle vier
Füße plötzlich an Grund fehlte.
Rechts von der Furt befand sich nämlich eine 5 bis 6 Me-
ter tiefe Senke, die der Führer dadurch vermied, daß er sich
etwas weiter stromauf davon hielt.
Der Aufschrei von Fräulein Elissane brachte die Kara-
wane zum Stehen.
Jean Taconnat als guter Schwimmer wäre nicht gefähr-
det gewesen, wenn er sich von den Steigbügeln befreit hätte.
Von dem plötzlichen Vorgang überrascht, fand er aber keine
Zeit dazu und wurde gegen die Seite seines Pferdes gewor-
fen, das heftig ausschlug.
Marcel Lornans riß in dem Augenblick, wo sein Vetter
verschwand, sein Pferd schnell nach rechts.
»Jean«, rief er, »Jean!«
Trotz seiner Unfähigkeit zu schwimmen, wollte er doch,
auf die Gefahr, selbst zu ertrinken, den Versuch machen,
ihm Hilfe zu bringen, als ein anderer ihm schon zuvorkam.
Dieser andere war Clovis Dardentor.
Nach Abwerfung seines Zerdani stürzte sich der Per-
pignaneser vom Rücken seines Mehari in den Sar und
schwamm nach der Stelle, wo sich noch ein Wirbeln des
Wassers zeigte.
Regungslos, kaum atmend und starr vor Schreck folgten
aller Augen dem kühnen Retter. Sollte er seine Kräfte nicht
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überschätzt haben und waren am Ende gar zwei Opfer statt
eines zu zählen?
Nach wenigen Sekunden tauchte Clovis Dardentor wie-
der auf und zog den halberstickten Jean Taconnat, den er
glücklich aus den Steigbügeln losgemacht hatte, nach sich.
Er hatte ihn am Halskragen gepackt, hielt seinen Kopf mit
der einen Hand über Wasser und steuerte mit der anderen
Hand den seichteren Stellen zu.
Einige Augenblicke später erstieg die Karawane das jen-
seitige Ufer. Alles verließ die Wagen und die Pferde und
drängte sich um den jungen Mann, der bald wieder zu
Bewußtsein kam, während Clovis Dardentor sich wie ein
durchnäßter Neufundländer schüttelte.
Jean Taconnat begriff nun, was vorgegangen war,
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