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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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dreimal in dieser Nacht wälzte ich mich auf die andere Seite des Bettes, um nachzusehen, ob er sich nicht still und heimlich zu mir gelegt hatte, wie er es früher so oft getan hatte. Aber jedesmal fand ich die andere Betthälfte kalt und leer.
    Was aber auf jeden Fall besser war, als Eric dort vorzufinden.
    Bei Tagesanbruch war ich bereits auf, duschte und hatte auch schon eine Kanne Kaffee gekocht, als es an der Vordertür klopfte.
    „Wer ist da?" Ich war auf der Hut und stand nicht direkt hinter der Tür, sondern ein wenig rechts davon, als ich diese Frage stellte.
    „Eric schickt mich", antwortete eine tiefe, schroffe Stimme.
    Ich öffnete die Tür und sah auf - weiter und immer weiter.
    Der Mann vor mir war riesig. Er hatte grüne Augen. Sein zerzaustes dunkles Haar war lockig, dicht und so schwarz wie die Nacht. In seinem Hirn summte und brummte die reine Energie, ein irgendwie roter Effekt: Werwolf.
    „Kommen Sie doch herein. Möchten Sie eine Tasse Kaffee?"
    Anscheinend stimmte das, was der Mann vor sich sah, nicht mit dem überein, was er erwartet hatte. „Worauf Sie wetten können, chère!", erwiderte er fröhlich. „Hätten Sie vielleicht auch ein paar Eier und Würstchen?"
    „Natürlich." Ich ging dem Mann voran in die Küche, wobei ich ihm über die Schulter zurief: „Ich bin Sookie Stackhouse." Dann bückte ich mich, um die Eier aus dem Kühlschrank zu nehmen. „Wer sind Sie?"
    „Alcide", erwiderte er, was er wie Alsie aussprach, mit kaum hörbarem D. „Alcide Herveaux."
    Der Werwolf sah mir unverwandt zu, während ich die Bratpfanne aus dem Schrank nahm, die alte, rußgeschwärzte Bratpfanne meiner Oma. Sie hatte sie zur Hochzeit bekommen und über dem offenen Feuer eingeweiht, wie es sich gehört für eine Hausfrau, die diese Bezeichnung überhaupt verdient. Nun war die Pfanne sozusagen perfekt ausgereift. Zuerst einmal zündete ich den Backofen meines Gasherds an. Dann briet ich die Wurst (um das Fett auszulassen), ließ sie auf ein Stück Küchenrolle gleiten, das ich auf einen Teller gelegt hatte und schob sie in den Ofen, um sie warmzuhalten. Nachdem ich mich bei Alcide erkundigt hatte, wie er seine Eier haben wollte, rührte ich diese mit etwas Milch glatt und bereitete schnell ein Rührei, das ich dann zu den Würstchen auf den warmen Teller rutschen ließ. Mein Besucher begab sich auf die Suche nach Besteck, öffnete gleich beim ersten Versuch die richtige Schublade und goß sich, nachdem ich ihm gezeigt hatte, in welchem Küchenschrank ich meine Tassen und Gläser aufbewahrte, sogar selbst Kaffee und Orangensaft ein. Dabei füllte er auch gleich noch meine Tasse auf.
    Er aß sauber, und er aß alles auf.
    Ich tauchte die Hände in heißes Seifenwasser, wusch das bißchen Geschirr ab, das sich angesammelt hatte, spülte dann die Pfanne aus und rieb sie mit ein wenig Bratenfett ein. Dabei warf ich meinem Gast von Zeit zu Zeit verstohlene Seitenblicke zu. Die Küche roch gemütlich nach Frühstück und Seifenlauge - ein merkwürdig friedlicher Augenblick.
    Alcide war alles andere als das, was ich erwartet hatte, als Eric mir mitteilte, er würde mir jemanden schicken, der ihm einen großen persönlichen Gefallen schuldete und der meine Eintrittskarte in die gesellschaftlichen Zirkel der Vampire von Mississippi sein sollte. Nachdenklich starrte ich auf die winterliche Landschaft vor meinem Küchenfenster und mußte mir eingestehen, daß alles haargenau so war, wie ich es mir die wenigen Male, in denen ich mir überhaupt zugestanden hatte, vom Zusammenleben mit einem Mann zu träumen, erträumt hatte.
    Genau so sollte das Leben doch sein, oder? Für normale Menschen zumindest: ein früher Morgen, Zeit aufzubrechen; eine Frau, die ihrem Mann das Frühstück bereitet, ehe er hinaus mußte ins feindliche Leben, zur Arbeit. Der große, etwas rauhbeinig wirkende Mann hier an meinem Küchentisch hatte gerade wirkliches Essen verzehrt. Höchstwahrscheinlich gehörte ihm ein Pick-up, und der stand jetzt vor meiner Vordertür geparkt.
    Natürlich handelte es sich bei diesem Mann um einen Werwolf. Aber Werwölfe waren in der Lage, ihr Leben so zu gestalten, daß es dem eines Menschen viel stärker glich als das von Vampiren.
    Andererseits jedoch hätte man ein ganzes Buch füllen können mit all den Dingen, die ich über Werwölfe nicht wußte.
    Mein Besucher beendete seine Mahlzeit, versenkte seinen Teller im Spülwasser, wusch ihn selbst ab und trocknete ihn ab, während ich den Tisch abwischte.

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