Club Dead
Leibeigener, arbeitet jedoch heimlich für meine Chefin.'
Diese verflixten Vampire! Sicher kann jeder nachvollziehen, wie froh ich bin, nicht auf die Künste anzusprechen, mit denen sie andere Menschen bezirzen und in ihren Bann bringen. Das liegt an meiner Fähigkeit, Gedanken zu lesen - einer der wenigen guten Seiten, die ich meiner Behinderung abgewinnen kann. Leider sind Sterbliche mit parapsychologischer Macke für Untote ungeheuer attraktiv.
Von all dem hatte ich nichts vorhersehen können, als ich mich in Bill verliebte, ganz sicher nicht. Aber mittlerweile war Bill so notwendig für mich wie das tägliche Brot, was nicht ausschließlich an den tiefen Gefühlen lag, die ich für ihn hegte oder an dem Entzücken, das ich rein körperlich beim Liebesspiel mit ihm empfand: Bill war inzwischen meine einzige Versicherung dagegen, nicht einfach so, gegen meinen Willen, von einem anderen Vampir annektiert zu werden.
Nachdem ich ein paar Ladungen Wäsche durch Maschine und Trockner hatte laufen lassen, um sie danach auch noch sorgfältig zusammenzufalten, fühlte ich mich schon wesentlich entspannter. Nun hatte ich fast alles beisammen, was ich mit auf die Reise nehmen wollte. Ich hatte mir auch ein paar Liebesromane und einen Krimi eingesteckt, für den Fall, daß mir Zeit zum Lesen bliebe. Ich bin Autodidaktin; ich bilde mich weiter, indem ich Bücher aus allen möglichen Sparten lese.
Ich streckte mich und mußte prompt gähnen. Irgendwie scheint es die Nerven zu beruhigen, wenn man einen Plan hat und weiß, was man tun muß. Zwar hatte ich den vergangenen Tag und auch die Nacht über viel im Bett gelegen, aber ich hatte nur unruhig geschlafen und war nun mitnichten so ausgeruht, wie ich angenommen hatte. Vielleicht gelang es mir ja jetzt, auf der Stelle und fest einzuschlafen.
Während ich die Zähne putzte und ins Bett kletterte, grübelte ich darüber nach, ob ich wohl unter Umständen in der Lage wäre, Bill auch ohne die Hilfe der Vampire zu finden. Aber wer konnte sagen, wie der Kerker beschaffen war, in dem mein Freund gefangen saß? Vielleicht gelang es mir, ihn zu finden - ihn dann zu befreien und mit ihm zu fliehen war eine ganz andere Sache, und sobald er frei war, würde ich entscheiden müssen, was ich zukünftig mit unserer Beziehung anfangen wollte.
Gegen vier Uhr morgens wachte ich plötzlich auf, mit der ganz merkwürdigen Gewißheit, daß mir eine ganz bestimmte Idee im Kopf herumspukte, die nur darauf wartete, bewußt zur Kenntnis genommen zu werden. Irgendwann in dieser Nacht hatte sich wohl ein hartnäckiger Gedanke in meinem Kopf eingenistet, einer von der Art, wissen Sie, den man nicht ignorieren kann, weil er einfach immer vor sich hinbrodelt, ganz wild darauf, endlich überlaufen zu können.
Genau dies geschah dann auch: Nachdem ich etwa eine Minute lang wachgelegen hatte, tauchte der Gedanke auch schon aus den Tiefen meines Bewußtseins auf: was, wenn Bill gar nicht entführt worden war, sondern von sich aus einen Treuebruch begangen hatte? Was, wenn er so bezaubert oder abhängig von Lorena war, daß er beschlossen hatte, die Vampire Louisianas zu verlassen und sich der Gruppe in Mississippi anzuschließen? Kaum hatte ich die Überlegung angestellt, da beschlichen mich auch schon Zweifel. Um eine solche Fahnenflucht bewerkstelligen und gleichzeitig als Entführung tarnen zu können, hätte Bill komplizierte und weitreichende Vorkehrungen treffen müssen, zu denen auch gehört hätte, sicherzustellen, daß die Nachricht von seiner Entführung und Lorenas Auftauchen in Jackson ganz bestimmt bis zu Eric durchsickerte. Es hätte für ihn doch gewiß weitaus undramatischere, einfachere Vorgehensweisen gegeben, sein Verschwinden zu organisieren.
Ob Pam, Chow und Eric wohl gerade Bills Haus durchsuchten? Es lag nicht weit von dem meinen entfernt: Man brauchte lediglich den alten Friedhof zu überqueren, schon war man da. Aber das, was sie suchten, würden sie in Bills Haus nicht finden. Ob sie dann vielleicht noch einmal zurückkehrten? Wenn sie die Computerdateien fanden, die ihre Königin so dringend benötigte, dann bestand keine Notwendigkeit mehr, Bill zurückzuholen. Vor lauter Erschöpfung schlief ich wieder ein, ohne alle diese Erwägungen zu Ende gedacht zu haben und noch im Einschlafen war mir, als hätte ich Chow draußen lachen hören.
Obwohl ich nun wußte, daß Bill mich betrogen hatte, hielt mich das nicht davon ab, in meinen Träumen nach ihm zu suchen. Mindestens
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