Club Dead
die ich besucht hatte, und so stellte ich Vergleiche an. Ganz eindeutig war Jackson nicht annähernd so groß wie Dallas (ein Pluspunkt, was mich betraf). Alcide wies mich auf die goldene Statue hin, die die Kuppel des neuen Parlamentsgebäudes zierte und ich bewunderte das Kunstwerk, das meiner Meinung nach einen Adler darstellte, wie es sich gehört. Ganz genau ließ sich das mit dem Adler aber nicht sagen, und es war mir peinlich nachzufragen. Vielleicht wurde es ja Zeit, daß ich mir eine Brille zulegte. Das Haus, zu dem wir wollten, befand sich in der Nähe der Kreuzung High Street/State Street. Neu war das Gebäude nicht: Die einstmals goldbraunen Steine hatten sich schmutzig hellbraun verfärbt.
„Die Wohnungen hier sind größer, als die in den neuen Wohnblocks", erklärte Alcide. „Wir haben ein Gästezimmer. Eigentlich sollte alles für uns bereit sein. Wir haben einen Reinigungsdienst mit der Aufgabe betraut, die Wohnung zu betreuen."
Ich nickte schweigend. Ich konnte mich nicht entsinnen, je zuvor in einem Apartmenthaus gewesen zu sein - bis mir einfiel, daß es doch ein Mietshaus gab, das ich kannte: In Bon Temps stand ein U - förmiges, zweistöckiges Apartmenthaus, die Kingfisher Apartments. In den vergangenen sieben Jahren hatte bestimmt jede alleinstehende Person unserer Stadt im Verlauf ihrer Beziehungskarriere irgendwann einmal eine Wohnung dort gemietet.
Alcides Wohnung, teilte er mir mit, lag im obersten, im vierten Obergeschoß des Hauses. Von der Straße aus gelangte man über eine Rampe in die Tiefgarage des Gebäudes. Am Eingang dieser Garage befand sich ein kleines Häuschen, in dem ein Wachmann saß, dem Alcide einen Plastikausweis zeigte. Der untersetzte Mann, dem eine Zigarette im Mundwinkel baumelte, warf einen eingehenden Blick auf diesen Ausweis, ehe er einen Knopf betätigte, woraufhin sich die Schranke vor der Zufahrt hob und wir freie Fahrt hatten. Beeindruckend fand ich diese Sicherheitsvorkehrungen nicht. Der Wachmann machte den Eindruck, als könne ich persönlich ihn mühelos aufs Kreuz legen, von meinem Bruder Jason ganz zu schweigen. Der hätte den Mann jederzeit zu Brei hauen können.
Nun kletterten wir aus dem Pick-up und hoben unsere Reisetaschen von der schmalen Rückbank. Mein Kleidersack schien sich gut gehalten zu haben. Alcide schnappte sich meinen Koffer, ohne vorher zu fragen, ob es mir recht sei. Dann ging er zu einem zentralen Block innerhalb des Parkbereichs, in dessen Wand ich eine glänzende Fahrstuhltür erkannte. Alcide betätigte einen Knopf, woraufhin sich die Tür umgehend öffnete. Nachdem Alcide auf den Knopf für den vierten Stock gedrückt hatte, setzte sich das Gefährt rumpelnd in Bewegung. Immerhin war die Kabine sauber, ebenso, als wir oben angekommen waren, Teppich und Flur, die sichtbar wurden, als die Fahrstuhltür aufging.
„Wir haben das Haus gekauft, als diese Wohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt wurden", erklärte Alcide, als sei das für ihn keine große Sache. Er und sein Dad hatten an der Umwandlung verdient. Es gab vier Wohnungen pro Stockwerk.
„Wer sind Ihre Nachbarn?" wollte ich wissen.
„Wohnung 501 gehört zwei Senatoren, die hier in Jackson im Senat sitzen. Ich bin sicher, die beiden sind heimgefahren - es sind Parlamentsferien. In 502 wohnt Mrs. Charles Osburgh III. mit ihrer Pflegerin. Noch letztes Jahr war Mrs. Osburgh eine richtig große Dame - jetzt kann sie, glaube ich, nicht mal mehr laufen. 503 steht im Moment leer, es sei denn, der Makler hat es geschafft, sie irgendwann während der letzten zwei Wochen zu verkaufen." Alcide entriegelte die Wohnungstür von Nummer 504, stieß sie auf und bat mich mit einer Handbewegung, vor ihm einzutreten. Gehorsam trat ich in den stillen, warmen Flur, von dem zur Linken eine Küche abging, die vom Rest der Wohnung nicht durch Wände, sondern durch halbhohe Tresen abgetrennt war, was einen unverstellten Blick auf den Wohn- und Eßbereich des Apartments erlaubte. Unmittelbar rechts von mir befand sich eine Tür, die höchstwahrscheinlich zu einer Garderobe gehörte. Weiter hinten im Flur führte eine Tür zu einem kleinen Schlafzimmer mit einem sorgfältig gemachten Doppelbett. Eine weitere Tür führte in ein kleines Bad mit blauen und weißen Kacheln sowie Handtüchern, die sauber und ordentlich an den dafür vorgesehenen Haken hingen.
Auf der anderen Seite des Wohnzimmers, zu meiner Linken, führte eine Tür in ein größeres Schlafzimmer, in das ich allerdings nur
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