Club Dead
einen kurzen Blick warf, damit es nicht so aussah, als hätte ich ein übermäßiges Interesse an Alcides Privatgemach. Bei dem Bett in diesem Zimmer handelte es sich um ein Doppelbett in Übergröße. Ließ das darauf schließen, daß Alcide und sein Dad ein reges gesellschaftliches Leben führten, wenn sie in Jackson weilten? Daß sie oft Gäste hatten?
„Das große Schlafzimmer hat ein eigenes Bad", erklärte Alcide. „Ich würde Ihnen dieses Zimmer zu gern zur Verfügung stellen, aber leider befindet sich dort auch das Telefon, und ich erwarte ein paar geschäftliche Anrufe."
„Das kleinere Schlafzimmer reicht doch völlig", versicherte ich rasch. Nachdem ich meine Sachen dort untergebracht hatte, sah ich mich noch ein wenig um.
Die ganze Wohnung war eine Symphonie in Beige. Beige der Boden, beige die Möbel. Tapeten mit einem orientalisch anmutenden Bambusmuster vor beigefarbenem Untergrund. Alles wirkte sehr ruhig und sehr sauber.
Während ich meine Kleider in den Schrank hängte, fragte ich mich, wie oft ich den Club wohl würde besuchen müssen. Mehr als zweimal, und ich würde einkaufen gehen müssen, was angesichts meiner finanziellen Verhältnisse unmöglich war. Vielleicht nicht wirklich unmöglich, aber auf jeden Fall unklug. Bei diesen Überlegungen senkte sich eine altvertraute Last auf meine Schultern.
Meine Großmutter, Gott habe sie selig, hatte nie viel besessen und hatte mir von daher auch nicht viel hinterlassen können. Nachdem die Kosten für die Beerdigung beglichen waren, war wirklich kaum etwas übriggeblieben. Daß sie mir ihr Haus vererbt hatte, war ein völlig unerwartetes, wunderbares Geschenk gewesen.
Das Geld, mit dessen Hilfe meine Großmutter Jason und mich aufgezogen hatte, jenes Geld, das aus einer längst versiegten Ölquelle gestammt hatte, war seit langem aufgezehrt. Mit dem Lohn, den mir die Vampire in Dallas für meinen Einsatz dort gezahlt hatten, hatte ich die beiden Abendkleider gekauft, meine Grundsteuer bezahlt und einen Baum fällen lassen, dessen Wurzeln sich im Winter zuvor bei einem Eissturm gelockert hatten. Der Baum hatte sich danach immer stärker und gefährlicher Richtung Hausdach geneigt, wobei ein großer Ast sich bereits gelöst und das Blechdach beschädigt hatte. Den Schaden am Dach hatten Jason und Hoyt Fortenberry für mich richten können; soviel Geschick beim Dachdecken besaßen sie glücklicherweise.
Ich erinnerte mich an den Wagen des Dachdeckers, der vor Belle Rive gestanden hatte.
Abrupt ließ ich mich auf das Bett fallen. Was war das denn jetzt? War ich wirklich so kleingeistig, neidisch zu werden, weil mein Liebster sich wohl ein Dutzend Dinge hatte einfallen lassen, um sicherzustellen, daß es seinen Nachkommen (den unfreundlichen und manchmal recht hochnäsigen Bellefleurs) nur ja an nichts mangelte, während ich, immerhin die Liebe seines Lebens nach dem Tode, mich so um meine Finanzen sorgte, daß mir oft die Tränen kamen?
Aber sicher war ich so kleingeistig! Da können Sie Gift drauf nehmen!
Dafür hätte ich mich eigentlich schämen müssen, oder?
Aber das würde ich später erst tun. Noch war mein Kopf nicht fertig mit den Beschwerden, noch spuckte er ständig neue aus.
Da hockte ich also, sorgte mich um das liebe Geld (besser gesagt, um den Mangel an demselben) und fragte mich gleichzeitig, ob Eric, als er mich für seine Mission anheuerte, wohl je der Gedanke gekommen war, daß ich nichts verdiente, wenn ich nicht zur Arbeit ging. Wenn ich nichts verdiente, konnte ich meine Stromrechnung nicht bezahlen, auch den Kabelanschluß nicht, das Telefon, die Kfz-Versicherung ... aber trotzdem hatte ich die moralische Verpflichtung, Bill zu finden, ja? Auch wenn ich gar nicht wußte, was aus unserer Beziehung geworden war! Ich ließ mich zurückfallen und redete mir ein, es würde sich schon alles regeln. Ganz hinten in meinem Kopf war ich überzeugt davon, ich müsse mich nur mit Bill zusammensetzen - gesetzt den Fall, ich bekam ihn zurück um ihm meine Lage zu schildern. Er würde doch gewiß ... er würde bestimmt irgend etwas tun!
Andererseits ging es aber doch nicht an, daß ich einfach so Geld von Bill annahm. Etwas anderes wäre es natürlich gewesen, wenn wir verheiratet gewesen wären. Wenn man verheiratet ist, ist so etwas in Ordnung. Mann und Frau teilen ihren gesamten Besitz. Aber Bill und ich konnten ja nicht heiraten, das war nicht legal.
Außerdem hatte er auch nie um meine Hand angehalten.
„Sookie?" erklang da
Weitere Kostenlose Bücher