Club Dead
Ich hatte für niemanden Augen gehabt außer für Daniel Day-Lewis, wie er durch den Wald rennt. Das hatte mir einen ziemlichen Schlag in die Magengrube versetzt. Wenn ich hinter einem Baum hätte hervortreten können, ehe der Mann auf dem Bildschirm Madeleine Stowe sah ...
Ich würde genau achtgeben müssen, wie ich mich aufführte!
„Wenn Sie also jemanden beißen, dann wird dieser jemand nicht automatisch zu einem Werwolf?" Entschlossen hatte ich meine Gedanken in eine andere Richtung gelenkt. Vergeblich, denn nun mußte ich daran denken, wie es gewesen war, als Bill mich zum letzten Mal biß, wie mir da ein Stromstoß bis in die ... ach verdammt!
„Aus so einem Biß entsteht ein Wolfsmensch. Die sind Ihnen sicher aus den Filmen bekannt. Sie sterben aber rasch, diese armen Wesen, und diese Eigenschaft vererbt sich nicht, wenn sie in ihrer - nun: ihrer menschlichen Gestalt Kinder zeugen. Jeweils beim Gestaltwandel kommt es zu Fehlgeburten."
„Interessant." Mir fiel wirklich nicht ein, was ich sonst hätte sagen können.
„Aber da ist auch noch das Element des Übernatürlichen, wie bei den Vampiren", sagte Alcide, immer noch ohne mich auch nur aus den Augenwinkeln heraus anzusehen. „Dieses Gemisch aus Genetik und Übernatürlichem - was das heißt, kann anscheinend niemand so richtig verstehen. Wir können der Welt nicht so einfach mitteilen, daß es uns gibt, wie die Vampire es getan haben. Uns würde man in Zoos sperren, sterilisieren, ghettoisieren - weil wir nun mal von Zeit zu Zeit Tiere sind. Die Vampire scheinen nur reicher und glamouröser geworden zu sein, seit sie an die Öffentlichkeit gegangen sind." Bei diesen Worten klang er mehr als nur leicht verbittert.
„Wie kommt es überhaupt, daß Sie mir all diese Dinge einfach so erklären?" fragte ich. „Wenn die ganze Sache doch ein Geheimnis ist?" Der Mann hatte mir innerhalb von zehn Minuten mehr mitgeteilt als Bill in all den acht Monaten.
„Mein Leben wird einfacher, wenn Sie sich auskennen - wo wir doch jetzt ein paar Tage zusammen verbringen sollen. Ich gehe mal davon aus, daß auch Sie Ihre ganz eigenen Probleme haben. Zudem scheinen die Vampire auch über Sie ein gewisses Maß an Macht ausüben zu können. Ich glaube nicht, daß Sie unsere Geheimnisse verraten werden, und sollte es zum Schlimmsten kommen und ich mich völlig in Ihnen getäuscht haben, dann bitte ich einfach Eric, Ihnen einen kleinen Besuch abzustatten und Ihre Erinnerungen zu tilgen." Irgendwie irritiert und verwundert schüttelte er den Kopf. „Ich weiß zwar nicht, warum, aber ich habe aus irgendeinem Grund das Gefühl, Sie zu kennen."
Darauf wollte mir keine Antwort einfallen, aber irgend etwas mußte ich sagen, denn wenn ich schwieg, bekamen seine letzten Worte eine allzu große Bedeutung. „Ich bedauere sehr, daß die Vampire Ihren Dad in der Hand haben. Aber ich muß Bill einfach finden, und wenn es nur diesen einen Weg dafür gibt, dann muß ich den gehen. Das bin ich ihm schuldig, auch ..." Meine Stimme wurde immer leiser. Diesen Satz mochte ich wirklich nicht beenden! Jedes einzelne denkbare Satzende war einfach zu traurig, zu endgültig.
Er zuckte die Achseln, was bei Alcide Herveaux ziemlich viel Bewegung verursachte, weil er so groß war. „Es gibt wahrlich Schlimmeres, als ein hübsches Mädchen in einen Nachtclub auszuführen", versicherte er mir erneut, ganz offensichtlich bemüht, mich aufzumuntern.
Ich an seiner Stelle wäre vielleicht nicht so großherzig gewesen. „Hat Ihr Dad immer schon gespielt?"
„Nein. Das macht er erst, seit meine Mutter tot ist."
„Tut mir leid." Ich sah ihn nicht an für den Fall, daß er in diesem Augenblick unbeobachtet sein wollte. „Was mich betrifft, so leben meine beiden Eltern nicht mehr", sagte ich dann.
„Sind sie schon lange tot?"
„Sie starben, als ich sieben Jahre alt war."
„Wer hat Sie dann großgezogen?"
„Meine Oma. Mein Bruder und ich sind bei ihr groß geworden."
„Was ist mit Ihrer Oma? Lebt sie noch?"
„Nein. Sie starb in diesem Jahr, sie wurde ermordet."
„Das ist hart." Sein Tonfall war recht beiläufig.
„Ja, das ist es." Ich hatte noch eine Frage: „Haben Ihre Eltern Ihnen erklärt, was mit Ihnen los ist?"
„Nein. Mein Opa hat es mir gesagt, als ich etwa dreizehn war. Er hatte die Zeichen erkannt. Ich weiß wirklich nicht, wie verwaiste Werwölfe es schaffen können, den Wechsel ohne jegliche Hilfe durchzustehen."
„Das wäre sehr schwer, das kann ich mir
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