Club Dead
ganzen Leben meinen eigenen freien Willen an eine andere Person ab. Je länger ich Eric ansah, desto leichter fiel mir dies, bis ich in der Lage war, mich ganz aus dem Leid und der Ungewißheit dieses unendlich fremden Ortes zurückzuziehen.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich immer noch im Bett, allerdings hatte man mich zugedeckt. Ich lag auf dem Rücken; mein einst so wunderhübsches Kleid hatte man mir ausgezogen, die beige Spitzenunterwäsche nicht. Das war gut. Neben mir lag Eric - das war weniger gut. Er schien sich das wirklich zur Gewohnheit machen zu wollen. Er lag auf der Seite, den Arm über meinen Oberkörper, ein Bein über mein Bein geworfen. Sein Haar lag Seite an Seite mit dem meinen auf dem Kissen verteilt, die einzelnen Strähnen kaum voneinander zu unterscheiden, so ähnlich war unser beider Haarfarbe. Ich lag immer noch in einem leicht benebelten, irgendwie schwebenden Zustand da und grübelte über diese Tatsache nach.
Eric hatte sich eine Auszeit genommen, befand sich also in jenem absolut unbeweglichen Zustand, in den Vampire sich versetzen können, wenn sie nichts anderes zu tun haben. Diese Auszeiten wirken erfrischend auf die Untoten, glaube ich. Sie mindern die Last der Welt, die die Vampire ansonsten Jahr für Jahr ununterbrochen bedrängt, an ihnen zehrt, sie abnutzt. Eine Welt voller Kriege, voller Hungersnöte, voller neuer Erfindungen und Einrichtungen, mit denen sie umzugehen lernen müssen. Eine Welt sich ständig ändernder Sitten und Wertvorstellungen, Gebräuche und Moden, die sie sich zu eigen machen müssen, um sich anzupassen, dazuzugehören. Ich zog die Decke beiseite, um mir meine Wunde anzusehen. Zwar hatte ich immer noch Schmerzen, aber sie waren schon wesentlich geringer geworden. Die Haut an meiner rechten Seite zierte dort, wo der Pfahl gesteckt hatte, ein großer runder Kreis frischen Narbengewebes. Die Haut an dieser Stelle war heiß, glänzend und irgendwie glatt und schimmernd.
„Es sieht schon wesentlich besser aus", sagte Eric, woraufhin ich vor Schreck nach Luft schnappte, denn ich hatte gar nicht mitbekommen, wie er aus seiner vorübergehenden Leblosigkeit aufgetaucht war.
Eric trug seidene Boxershorts, was mich erstaunte, denn ich hatte ihn für einen Mann gehalten, der knappe, kurze Unterhosen bevorzugt.
„Ganz herzlichen Dank, Eric." Mir war gleich, wie sehr meine Stimme zitterte: Eine Verpflichtung ist und bleibt nun einmal eine Verpflichtung, und ich mußte mich ganz einfach bei ihm bedanken.
„Wofür?" Erics Hand streichelte ganz sanft meinen Bauch.
„Dafür, daß du im Club zu mir gestanden hast. Dafür, daß du mit mir zusammen hier herausgekommen bist. Dafür, daß du mich nicht mit all diesen Leuten alleingelassen hast."
„Wie weit geht denn deine Dankbarkeit, Sookie?" flüsterte Eric, den Mund dicht über meinen Lippen. Seine Augen blickten mittlerweile hellwach, und sein Blick bohrte sich in den meinen.
„Wenn du solche Sachen sagst, macht das irgendwie alles kaputt!" antwortete ich, bemüht, nach wie vor sanft und ausgeglichen zu klingen. „Du solltest nicht wollen, daß ich mit dir schlafe, nur weil ich dir etwas schuldig bin!"
„Eigentlich ist es mir völlig egal, aus welchem Grund du mit mir schläfst - Hauptsache, du tust es!" erwiderte Eric ebenso unbewegt. Dann lagen seine Lippen auf meinem Mund, und ich konnte tun, was ich wollte - es gelang mir nicht, unbeeindruckt zu bleiben. Das lag zum einen daran, daß Eric Hunderte von Jahren auf dem Buckel hatte, in denen er seine Kußtechnik hatte verfeinern können. Allerdings muß man sagen, daß er diese Jahre wahrlich nicht ungenutzt hatte verstreichen lassen. Meine Hände stahlen sich fast gegen meinen Willen nach oben und legten sich auf Erics Schultern. Dann - auch wenn ich mich schäme dies zuzugeben - erwiderte ich seinen Kuß. Mein Körper mochte müde und zerschunden sein, er pochte trotzdem auf seinem Recht, er wollte haben, was er nun einmal begehrte, und weder mein Kopf noch mein Wille konnten mit ihm Schritt halten. Eric schien sechs Hände zu haben, und diese waren alle zur selben Zeit einfach überall auf meiner Haut, sie wiegelten meinen Körper auf, stachelten ihn an, sich durchzusetzen, sich zu nehmen, was er brauchte. Ein Finger fuhr unter das Gummi meines (minimalistischen) Slips und glitt direkt in mich hinein.
Ich gab ein leises Geräusch von mir - keins allerdings, das sich irgendwie nach Protest anhörte. Daraufhin bewegte sich der Finger in einem
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