Club Dead
menschliche Doktor hat dir eine gehörige Portion Drogen verpaßt", sagte Eric und lächelte auf mich herab. „Nun trage ich dich hinauf in eins der Schlafzimmer, damit du geheilt werden kannst."
„Er ist hier!" teilte ich Eric mit.
Dessen Augen signalisierten eine Warnung. „Russel? Ja, natürlich ist er hier. Aber Alcide hat sich, fürchte ich, nicht gerade wie ein edler Ritter benommen. Er ist einfach hinaus in die Nacht, hinter dem zweiten Übeltäter her. Er hätte bei dir bleiben sollen."
„Der kann mich doch mal!" sagte ich freundlich.
„Das würde er auch gern, besonders, nachdem er dich hat tanzen sehen."
Richtig lachen konnte ich nicht, dazu war mir zu elend zumute, aber der Gedanke an Lachen schoß mir zumindest kurz durch den Kopf. „Vielleicht war es keine gute Idee, mich derart unter Drogen zu setzen", teilte ich Eric mit. Ich brauchte einen klaren Kopf! Ich mußte so viele Geheimnisse wahren.
„Da magst du recht haben, aber ich bin froh, daß du jetzt keine Schmerzen mehr hast."
Dann befanden wir uns in einem Schlafzimmer, wo Eric mich doch wirklich und wahrhaftig auf einem Himmelbett ablegte. Er nahm die Gelegenheit wahr, mir warnend zuzuflüstern, ich solle um Himmels willen vorsichtig sein. Ich setzte alles daran, diese Warnung tief in meinem drogenvernebelten Inneren zu versenken, denn sonst - denn sonst wäre ich womöglich einfach damit herausgeplatzt, daß ich es einfach wußte, über jeden Zweifel erhaben wirklich wußte, daß Bill sich irgendwo ganz in meiner Nähe befand.
Kapitel 10
Das Schlafzimmer war ziemlich voll. Eric hatte mich dort auf einem so hohen Bett abgelegt, daß ich fürchtete, ohne Trittleiter nicht wieder herunterzukommen. Ich hatte Russel sagen hören, dieses Bett sei für die geplante Heilung am besten geeignet. Mittlerweile fing ich an, mich zu fragen, was ich mir unter dieser 'Heilung' wohl vorzustellen hatte. Ich nahm nicht zum ersten Mal aktiv an einem Heilverfahren der Vampire teil - beim letzten Mal hatte man die Behandlung, durch die der betreffende Heilungsprozeß vonstatten gegangen war, getrost als unkonventionell bezeichnen können.
„Was passiert jetzt?" wollte ich daher von Eric wissen, der sich dicht neben meinem Bett aufgebaut hatte, und zwar auf der linken Seite, dort, wo ich unverletzt war.
Meine Frage wurde aber nicht von Eric beantwortet, sondern von dem Vampir, der Erics Platz an meiner rechten Seite eingenommen hatte. Dieser Vampir wirkte aufgrund seines langen Gesichts ein wenig wie ein Pferd; er hatte hellblonde Brauen und Wimpern, die fast nicht zu sehen waren, weil sie sich kaum von seiner blassen Haut abhoben. Seine bloße Brust war unbehaart. Er trug eine Hose, bei deren Anblick ich den starken Verdacht hatte, sie könne womöglich aus Vinyl bestehen und von daher selbst jetzt im Winter ein wenig zu - nun ja: nicht atmungsaktiv genug sein. Ich jedenfalls verspürte wenig Lust, ihm das Teil vom Leib zu pellen! Das einzige, was diesen Vampir vor der völligen Unscheinbarkeit rettete, war sein wunderbares, ganz glattes Haar in der Farbe weißen Maises.
„Miß Stackhouse, ich möchte Ihnen Ray Don vorstellen", sagte nun Russel Edgington.
„Hallo." Mit guten Manieren ist man immer und überall willkommen, pflegte meine Oma stets zu predigen.
„Erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen", erwiderte der Vampir mit dem Pferdegesicht dann auch prompt und erwartungsgemäß. Ihn hatte man also auch gut erzogen - wobei die Götter wissen mochten, wann das geschehen war. „Wie es Ihnen geht, frage ich erst gar nicht", fuhr er fort. „Ich sehe schließlich selbst, daß Sie ein tiefes, breites Loch in Ihrer Seite haben."
„Irgendwie schon komisch, nicht? Daß der Pflock nun einen Menschen erwischt hat?" plapperte ich stoisch munter drauflos. Ich hoffte sehr, diesen Arzt später noch einmal zu Gesicht zu bekommen. Ich mußte ihn unbedingt nach dem Namen der Droge fragen, die er mir verpaßt hatte. Das Zeug war ja Gold wert!
Ray Don warf mir einen skeptischen Blick zu, der mir deutlich zu verstehen gab, daß ich die Grenze dessen, was dieser Vampir im Rahmen einer höflichen Unterhaltung als angenehm empfand, wohl überschritten hatte. Vielleicht konnte ich dem Mann einen dieser Kalender zukommen lassen, mit deren Hilfe man jeden Tag ein neues Wort lernen kann. So einen, wie ich ihn jedes Jahr an Weihnachten von Arlene geschenkt bekam.
„Ich erkläre dir, was nun passiert", warf Eric ein. „Du weißt doch, wie das ist bei
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