Club der Verdammten 01: Seelenhüter: Erotischer Vampirroman (German Edition)
waren. Verwirrt schaute sie sich um und dann zog ein Leuchten über ihr Gesicht. Sie befanden sich auf dem der Villa gegenüberliegenden Berg, zum ersten Mal sah sie aus dieser Richtung auf das entfernte Dorf im Tal. An einem lang gestreckten Hang erblickte sie inmitten einer ausgedehnten grünen Fläche mit vereinzelten Baumgruppen ihr Haus. So weit das Auge reichte, erstreckten sich Wälder und Felder, Hügel und saftige Wiesen unter einem märchenhaften Abendhimmel. Es war ein fantastisches Panorama – nicht beeindruckender als von der anderen Seite aus, jedoch so ungewohnt, dass sie den Anblick minutenlang genussvoll einwirken ließ.
Plötzlich erkannte sie, warum sie ausgerechnet hierhergefahren waren. Die Sonne versank am Horizont und der gelbe Ball setzte die Villa in Brand, tauchte sie in das letzte Glutrot seines Feuerscheins und verschwand als stetig kleiner werdender Halbkreis direkt hinter dem Haus. Es war phänomenal, so etwas Schönes hatte sie nie zuvor gesehen. Sie streckte die Arme nach Luka aus und neigte den Kopf in den Nacken.
Seine weichen Lippen berührten sie sanft.
Paula schwebte noch immer wie auf Wolken, als sie zu Hause ankamen, und hatte gerade genug Zeit, erneut zu duschen und sich umzuziehen, bis die Partygäste nach und nach eintrudelten. Sie wusste, dass sie noch einige Stunden würde warten müssen, bis sie endlich mit Luka lange genug allein war, um das ersehnte Gespräch zu führen. Doch seine Zärtlichkeit und das Leuchten seiner Augen hatten ihr die Muße gegeben, den Zeitpunkt abwarten zu können.
Paula blickte sich um. Sie kam aus dem Staunen nicht hinaus, denn nicht nur Leute, mit denen sie jederzeit bedenkenlos einen Kindergeburtstag besucht hätte, sondern etliche äußert merkwürdige Gestalten bevölkerten Haus und Terrassen. Da war zum Beispiel eine junge Frau, die in einen hautengen Netzanzug gekleidet war und nichts darunter trug als nackte Haut. Ihre bis zum Oberschenkel reichenden Stiefel hatten eine Absatzhöhe, bei der Paula schwindlig wurde. Dafür hatte die Dame die bewundernden Blicke der Gesellschaft auf ihren unbestreitbar knackigen Hintern in der nicht vorhandenen Tasche. Ihre etwas mehr als streichholzlangen Haare stachen in alle Richtungen ab und sie erinnerten Paula an ein Monchhichi Äffchen, wäre da nicht die auffällige Färbung der Haarpracht gewesen, die von Tiefschwarz am Ansatz in ein leuchtendes Kristallviolett an den Spitzen verlief. Sie war noch eine der harmlosesten Gestalten, die sich in der Schar tummelten, strahlte pure Sinnlichkeit, aber auch eine geheimnisvolle, raubtierhafte Aura aus.
Jemand legte die Hand auf Paulas Schulter und sie blickte zur Seite. Luka stand neben ihr und flüsterte an ihrem Ohr: „Keine Angst, sie beißen nicht …“
Paula lachte noch lauter. „Wirklich nicht?“ Sie hatte gespürt, dass viele der Besucher Vampire waren, aber bei manchen Leuten war sie unsicher, ihr Bewusstsein meldete, dass sie einen Blutsauger vor sich hatte, doch irgendetwas war anders. Sie konnte es nicht benennen. Die Augen der Fremden hatten einen brennenden und stechenden Ausdruck und sie würde sich hüten, ihnen im Dunkeln zu begegnen. Andere Gäste erschienen fast wie normale Menschen. Paula wunderte sich über ein merkwürdiges Gefühl, das sie schon einmal verspürt hatte, es jedoch nicht einzuordnen wusste. Sofern sie sich mit jemandem unterhielt oder manchmal auch nur, wenn sie einen Blick spürte, hin und wieder sogar als undefinierbares Prickeln im Nacken, hatte sie kurzzeitig den Eindruck, dass ein Nebel durch ihr Gehirn ziehe. Sie erzählte Luka davon und er lachte schallend.
„Warum lachst du mich aus?“
„Verschließ deine Gedanken, Engel.“
„Weshalb?“
Er beugte sich noch dichter an ihr Ohr und sein Atem streifte ihre Haut, sodass sie eine Gänsehaut bekam. „Du bist nicht die Einzige. Viele andere hier können sie lesen … wie ein aufgeklapptes Buch. Nur Schattenseelen beherrschen die Kunst des Gedankenlesens, ohne dass der Betroffene etwas merkt.“
Paula blieb der Mund offen stehen. Wow. Das hätte sie eigentlich ahnen sollen. Sie spürte, wie ihr Kopf rot anlief und ein Brennen ihre Augen zum Tränen brachte. „Oh mein Gott“, entfuhr es ihr und sie schlug erschreckt die Finger vor die Lippen. Sie erinnerte sich ihrer Gedanken, als die jungen Medizinstudenten und dieser Marko Carwin zu Besuch waren und die Röte verstärkte sich. Sie tippte Luka an die Schulter. „Sag mal, diese drei Typen, die dort
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