Club Kalaschnikow
völlig übergeschnappt? Wenn du das nächste Mal mit diesem Weichei vögeln willst – wie heißt er überhaupt? Pjotr? Pawel?«
Katja öffnete den Mund, um zu sagen: »Beruhige dich, es war nichts«, aber er begann zu brüllen, und da verging ihr die Lust zu antworten, zu widersprechen und sich zu rechtfertigen. Er fluchte so widerlich und ausgiebig, daß Katja fast schon Mitleid bekam. Sie hörte ihn an, ohne ein Wort zu erwidern, wartete, bis er sich beruhigen würde.
Danach ging er schweigend in der Küche auf und ab. Endlich blieb er stehen und sagte ganz ruhig, ohne ihr in die Augen zu sehen: »Von mir aus kannst du weiter mit deinem Weichei vögeln. Ich erlaube es dir. Nur sorge bitte dafür, daß mir das niemand ins Ohr bläst. Aber ich kenne dich ja, du bist einfach zu bescheuert. Du meinst, wenn man einmal zusammen im Bett war, muß man gleich heiraten. Also, ich warne dich. Wenn du mich verläßt, ist es aus mit deinem Theater. Dein geniales Ensemble wird auf der Straße stehen. Na, die eine oder andere Tänzerin kann ich vielleicht noch beim Striptease gebrauchen.«
»Das heißt, du erlaubst mir, mit ihm zu schlafen?« fragte Katja leise. »Wie stellst du dir das vor – Liebe nach Fahrplan? Oder haben wir freie Terminwahl?«
»Hör auf!« Er donnerte mit der Faust auf den Tisch und fing wieder an zu brüllen.
»Gleb, sag mir ehrlich«, bat ihn Katja, als er sich beruhigt hatte, »warst du in diesen acht Jahren auch nur einen Monat ohne irgendein ›Schätzchen‹?«
»Ich bin ein Mann. Das ist etwas anderes.«
»Toll!« sagte Katja lachend. »Das ist wirklich toll!« Sie klatschte sogar Beifall.
»Du weißt sehr gut, wie ich das meine.« Seine Stimme wurde wieder laut.
»Halt, nicht schreien. Sag mir doch bitte, wozu brauchst du mich überhaupt? Du hast doch so viele Schätzchen, alle hübsch, romantisch und empfindsam. Und ich bin langweilig, kalt und zynisch. Was also findest du an mir?«
Er starrte sie an, als sähe er sie zum ersten Mal, zwinkerte verwirrt, öffnete wie ein ans Ufer gespülter Fisch ein paarmal den Mund und preßte schließlich heiser heraus: »Katja, du willst mich doch nicht wirklich verlassen und zu … zu diesem …?«
»Darüber zu sprechen ist noch zu früh. Im übrigen möchte ich jetzt schlafen. Laß uns dieses Gespräch ein andermal weiterführen.«
Sie stand auf und wollte ins Bad.
»Du wirst nicht weggehen, hast du kapiert?« Gleb riß sie am Arm, zerrte sie zurück in die Küche. »Setz dich. Wir sind noch nicht zu Ende. Hast du das absichtlich getan, um mich zu verletzen? Wolltest du mir damit irgend etwas beweisen? Ich verstehe. Ja, manchmal benehme ich mich wie ein Schwein. Aber du bist auch nicht eben zimperlich!«
»Gleb, du weißt sehr gut, daß ich dir nichts beweisen will. Ich bin einfach müde.«
»Du hast immer gewußt … und hast trotzdem nie etwas gesagt … Du hast dich benommen, als sei dir alles einerlei.«
»Nein, Gleb, es war nur für dich sehr bequem, zu denken, mir sei alles einerlei. Aber so etwas gibt es nicht. Ich bin schließlich ein lebendiger Mensch. Aber genug davon. Du weißt, ich hasse diese Beziehungsdiskussionen.«
»Du hast mich nie geliebt.« Er lief wieder in der Küche auf und ab. »Wenn du mich geliebt hättest, dann hättest du gekämpft! Wenigstens einmal hättest du mich angeschrien und mich gefragt, wo ich war, hättest eine Szene gemacht! Aber du hast geschwiegen, als wäre nichts geschehen, und dann spielst du mir urplötzlich einen solchen Streich!«
»Entschuldige, daß ich dir keine Szenen gemacht habe. Entschuldige, daß ich nicht schreien und kämpfen kann.Ich bin schlecht, du bist gut. Und dabei wollen wir es vorläufig belassen. Geh schlafen, Gleb.«
Ohne ihn anzusehen, ging sie in ihren Trainingsraum, wo in der Ecke eine kleine Schlafcouch stand. In der letzten Zeit schlief sie immer häufiger nicht im Schlafzimmer, sondern hier.
Sie hatte keine Kraft mehr, die Couch auszuziehen und das Bett zu machen. Sie zog Rock und Bluse aus, streifte ein altes langes T-Shirt über, rollte sich unter der dünnen Wolldecke zusammen und schlief augenblicklich ein.
Sie erwachte davon, daß Gleb sich neben sie legte. Seine Hände waren schon unter ihrem T-Shirt.
»Katja, wir lassen alles stehen und liegen und fahren nach Kreta! Was meinst du, sollen wir uns nicht eine kleine Auszeit nehmen? Nun sei doch nicht mehr so bockig!« Er riß sie mit dem Gesicht zu sich herum.
»Gleb, laß mich, nicht jetzt … ich kann
Weitere Kostenlose Bücher