Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Club Kalaschnikow

Club Kalaschnikow

Titel: Club Kalaschnikow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
Vom Netzwerk:
interviewen wolle, er aber habe zu diesem Zeitpunkt – welch unglückliches Zusammentreffen! – gerade einen seiner Massagetermine. Und seine Zeitsei doch so knapp, außerdem seien Frau und Sohn gerade in Moskau.
    »Natürlich, mein Lieber!« Korsh zwinkerte ihm vergnügt zu. »Ich freue mich immer über deinen Besuch und über hübsche junge Journalistinnen auch.«
    Die Provinzlerin entpuppte sich als aufgeweckte magere Brünette von etwa neunzehn Jahren mit südrussischem Akzent. Ihre Zerbrechlichkeit, ihre knabenhaft schmalen Hüften, zarten Arme und kleinen Brüste kontrastierten sehr erfreulich mit den üppigen Formen der weißhäutigen Masseurin.
    Zwei Wochen später erschien in einer angesehenen demokratischen Zeitung ein ausführliches, kluges Interview, das eine ganze Seite füllte. Für die junge, begabte Journalistin war es ein glänzendes Debüt, die angesehene Zeitung engagierte sie als Mitarbeiterin, zunächst als Korrespondentin auf Honorarbasis, dann als festangestellte Reporterin. Sie konnte in Moskau Fuß fassen, heiratete und machte eine recht ordentliche Karriere.
    Nach einem Monat erschien eine weitere Freundin. Dieses Mädchen hatte schon dreimal versucht, einen Studienplatz an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät zu bekommen, und jedesmal hatte man sie aufs schäbigste durchfallen lassen. Sie brauchte dringend eine seriöse Protektion.
    Sie war zwanzig, schlank, langbeinig, mit dunkelbraunen Haaren, die ihr bis zur Taille reichten. So munter und aufgeweckt wie die Journalistin war sie nicht, in ihren großen blauen Augen standen anfangs Angst und Verwirrung, sogar Tränen, aber auch das hatte seinen Reiz. Nach einer Weile entspannte sie sich, trank von dem französischen Kognak. Sie wollte doch so gerne einen Studienplatz – und sie bekam ihn natürlich auch. Jegor Barinow verfügte über ausgezeichnete Beziehungen und legte an der richtigen Stelle ein Wort für sie ein.
    In der Folge erschienen dann einfach Freundinnen, dieweder ein Interview noch Protektion an der Uni brauchten. Nur Geld. Es waren ganz unterschiedliche Mädchen – Blondinen, Brünette, Rothaarige, aber immer sehr schlanke, schmalhüftige mit kleinem Busen.
    Barinow war ein großzügiger Mann, wenn es um sein Vergnügen ging. Das Geld verschwand bündelweise in Swetas Handtäschchen. Wie sie danach mit den Mädchen abrechnete, wieviel sie ihnen zuteilte, interessierte ihn nicht.
    * * *
    Am Sonntag war es trocken. Der Himmel hatte sich aufgeklärt, doch das Blau war kalt, schon ganz herbstlich. Katja zog den Gürtel ihres hellen Regenmantels fest, warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel und steckte eine Haarsträhne, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatte, fest.
    »Willst du wirklich allein fahren?« fragte Shannotschka.
    Katja nickte. »Mach dir keine Sorgen. Es ist besser als weiter im Dunkeln zu tappen.«
    Als die Tür hinter ihr zugeschlagen war, sauste Shanna wie der Blitz ins Schlafzimmer und öffnete die oberste Kommodenschublade. Dort lagen Stapel von Papieren – Quittungen, Mäppchen mit bezahlten Rechnungen, alte Glückwunschkarten, Wichtiges und Unwichtiges durcheinander. Trotz der Unordnung fand sie schnell, was sie suchte.
    Ein kleines Notizbuch, zerrissen und abgewetzt. Mit zitternden Händen blätterte Shannotschka in den mit Katjas deutlicher Handschrift bedeckten Seiten.
    Sie hatte Glück. Die gesuchte Seite war unversehrt. Die beiden Telefonnummern und der Name darüber waren von fremder Hand mit schwarzem Kugelschreiber geschrieben. Shannotschka wählte die Nummer, neben der in kleinen Buchstaben »pr« – »privat« – stand.
    Nach einigen Augenblicken wurde abgehoben.
    * * *
    Um zehn vor eins parkte Katja ihren Wagen am Gogol-Boulevard, nicht weit vom »Haus der Journalisten«. Sie setzte eine Sonnenbrille auf, überquerte die Straße und ging langam den Boulevard hinunter.
    Wozu tue ich das? dachte sie, während sie um das Denkmal herumschlenderte und jede junge Frau, die vorbeikam, musterte. Gut, Gleb hatte ein Verhältnis, ein ziemlich ernsthaftes sogar. Angenommen, seine Angebetete, das »Schätzchen« namens Olga, glaubte wirklich an Hexerei und schwarze Magie. Aber was sollte dann die Pennerin? Wozu die Warnung? Wenn sie mich auf diese exotische Weise vernichten wollte, wäre der Zaubertrödel doch besser im Kissen geblieben. Der ganze Zirkus hat genau zwei Wochen vor dem Mord an Gleb angefangen. Für die Frau, die mich angerufen hat, kam der Mord völlig überraschend. Ihre Tränen

Weitere Kostenlose Bücher