Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
»sich noch
nicht genug Mühe zu geben«. Als dieser Zusammenhang aufgearbeitet werden konnte und die Leiterin nun langsam neue, konstruktivere
Interaktionsmuster einübte, gelang es ihr, mit der Vorgesetzten adäquater zu kommunizieren und dementsprechend auch mehr durchzusetzen.
Individuelle Themen mit prospektivem Gehalt
Wie anhand der Coaching-Anlässe deutlich wurde, wollen viele Coaching-Klienten ihre personalen Möglichkeiten fortentwickeln,
ihren Kommunikationsstil verbessern, ihre Spontaneität, Kreativität oder Sensibilität erhöhen, ihre sozialen Bezüge intensivieren
usw. Hier geht es oft um die Verbesserung von sozialen Managementkompetenzen im Sinne von Führungsqualifikationen.
Bei Wünschen nach Entwicklung eines konstruktiveren Führungsstils, einem Mehr an Spontaneität, Kreativität usw. wird Coaching
zwar von Anbeginn anhand der realen Berufstätigkeit des Klienten diese Kompetenzen übend zu fördern suchen. Gleichlaufend
damit sollte aber durchaus auch nach eventuell beengenden Aspekten gefahndet werden, die dann durch Aufarbeitung zu beseitigen
sind.
Gelegentlich tragen Klienten auch ausdrücklich Anliegen mit eher intellektuellem Gehalt vor, wie ihr Managementwissen zu verbessern,
ihre organisationstheoretischen Kenntnisse oder genereller ihre konzeptionellen oder sozialwissenschaftlichen Kompetenzen
zu erweitern seien. |111| Eine Wissensförderung ergibt sich fast automatisch, wenn der Coaching-Klient alle für ihn relevanten Vorgänge in seinem beruflichen
System mit dem Coach als fachlich kompetentem Gesprächspartner verhandelt. Das Thematisierte kann dann seitens des Coach durch
»Minilectures« und Anregungen zur vertiefenden Lektüre angereichert werden.
Ein Internist fragte um Coaching an. Sein primäres Interesse bestand zwar in der Verbesserung seiner Bezüge zu seinen Patienten
und zu seinen Mitarbeitern, er wollte aber andererseits »seine sozialwissenschaftlichen Defizite«, wie er meinte, »etwas auffüllen«.
Im Anschluss an die Bearbeitung eines jeweiligen aktuellen Anliegens wurden die herangezogenen Konzepte sofort transparent
gemacht und durch Buchempfehlungen abgerundet.
1.2 Themen auf der Beziehungsebene
Fast alle beruflichen Situationen sind durch vielfältige Interaktionen charakterisiert, die gelingen oder misslingen können
und/oder die sich in der einen oder anderen Weise intensivieren oder ausbauen lassen. Dementsprechend artikulieren Coaching-Klienten
häufig Themen, die sich um misslungene Interaktionen zentrieren oder die sich mit Fragen befassen, wie Beziehungen im beruflichen
Feld noch günstiger als bisher zu gestalten sind.
Themen zu misslungenen Interaktionen
In diese Kategorie fallen Fragen, wie sich die Beziehung zu einer »überprotektiven« Sekretärin angemessen steuern lässt, wie
mit sexuell anzüglichen Kollegen umzugehen ist oder wie Klienten ihr Verhältnis zu »ewig mürrischen« Kunden, Kollegen oder
Vorgesetzten sinnvoller als bisher handhaben können. Vordergründig geht es dabei fast immer um den Wunsch, den jeweils anderen
zu verändern. In diese Kategorie von Themen gehören aber auch Fragen von Gecoachten, warum sie selbst jemanden »nicht ausstehen«
können, »obwohl doch objektiv eigentlich gar nichts gegen den Menschen einzuwenden ist«. Alle diese Fragestellungen können
singulär oder auch generell, im Sinne einer guten Personalführung oder einer angemessenen Kontrollfunktion, formuliert sein.
In allen diesen Fällen ist zunächst an konkreten, singulären Beispielen zu untersuchen, worin das gegenseitige Nichtverstehen
besteht; ob es |112| sich um unterschiedliche ideologische Positionen, um gegenseitige Fehlinterpretationen, um ungünstige Phänomene gegenseitiger
Einsteuerung (
Mead
1973), um kommunikative Verzerrungen (
Watzlawik
et al. 1969) oder um Übertragungsprobleme, also um »Verwechslungen« mit früheren Interaktionspartnern (
Richter
1969) handelt.
Auf der Basis sorgfältiger Rekonstruktionen der infrage stehenden Beziehung erhält der Coaching-Klient zunächst Unterstützung,
das interaktive Geschehen, in das er selbst eingebunden ist, zu verstehen. Sodann wird er angeregt, selbst Handlungsalternativen
zu kreieren, die auf die spezifische Interaktion abgestimmt sind. In einem dritten Schritt wird der Klient sukzessive bei
konkreten Neuversuchen unterstützt. Auf diese Weise sind nicht nur spezifische Interaktionen zu korrigieren, sondern auch
die
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