Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Abfangposition erreicht und kreiste dort mit trägen 300 Knoten. Irgendwo südwestlich von ihm brummte die King Air unsichtbar durch die Dunkelheit. Sie hatte jetzt auf die Reservetanks umgeschaltet, und hinter dem Cockpit schufteten die beiden Pumper.
»Steigen Sie auf zwölftausend und bleiben Sie in der Standardkurve«, sagte die warme Stimme aus Nevada, wohlklin gend wie die Stimme der Loreley, die Männer in den Tod lockte. Der Grund für diese Anweisung war, dass Global Hawk Sam gemeldet hatte, die King Air sei höher gestiegen, um eine Wolkenbank zu überfliegen.
Auch wenn der Mond nicht scheint, glühen die Sterne über Afrika strahlend hell, und eine Wolkendecke sieht aus wie ein weißes Bettlaken, von dem das Licht reflektiert wird. Schatten liegen über der fahlen Fläche. Die Buccaneer wurde auf eine Position fünf Meilen hinter der King Air und tausend Fuß über ihr geleitet. Mendozas Blick wanderte über das helle Plateau vor ihm. Es war nicht völlig eben; Altokumuluswolken ragten knollig daraus hervor. Er reduzierte seine Geschwindigkeit, denn sonst würde er sein Ziel schnell überholen.
Dann sah er es. Nur ein Schatten zwischen zwei Kumulusbergen, die aus der Wolkenschicht heraufbrachen. Der Schatten verschwand und war wieder da.
»Ich habe sie«, meldete er. »Kein Irrtum möglich?«
»Negativ«, sagte die Stimme in seinen Ohren. »Sonst ist da niemand am Himmel.«
»Roger. Kontakt.«
»Kontakt bestätigt. Frei zum Angriff.«
Mendoza drückte den Schubhebel leicht nach vorn, und die Distanz verringerte sich. Entsichern. Das Ziel schwebte ins Visier, rückte näher. Vierhundert Meter.
Die beiden Leuchtspuren der Geschosse vereinten sich am Heck der Beech. Das Leitwerk zersplitterte, aber die Geschosse rasten weiter in den Rumpf, durch die Reservetanks und ins Cockpit. Die beiden Pumper wurden zerfetzt und starben innerhalb einer Zehntelsekunde; den beiden Piloten wäre es genauso ergangen, aber der explodierende Treibstoff war schneller. Die Beech explodierte wie die Transall und fiel in lodernden Trümmer durch die Wolkendecke.
»Ziel ausgeschaltet«, meldete Mendoza. Wieder eine Tonne Kokain, die Europa nicht erreichen würde.
»Fliegen Sie nach Hause«, sagte die Stimme. »Ihr Kurs ist …«
Alfredo Suarez blieb nichts anderes übrig, als dem Don die Litanei der schlechten Nachrichten vorzutragen, denn er wurde gerufen. Der Herr des Kartells hätte in einem der bösartigsten Milieus der Welt nicht überlebt, wenn er nicht einen sechsten Sinn für Gefahren besessen hätte.
Stück für Stück presste er die Einzelheiten aus seinem Transportleiter heraus. Zwei Schiffe und jetzt auch zwei Flugzeuge verloren, bevor sie Guinea-Bissau erreichten. Zwei Go-fasts in der Karibik waren nicht zum vereinbarten Rendezvous erschienen und seither samt ihrer achtköpfigen Besatzung nicht mehr gesehen worden. Der Playboy war mit einer für die wertvollen Kunden in Südflorida bestimmten Tonne Puro verschwunden. Und dazu kam die Katastrophe in Hamburg.
Suarez hatte erwartet, dass Don Diego vor Wut an die Decke gehen würde. Aber das Gegenteil war der Fall. Der Don hatte schon als Junge gelernt, dass man als Aristokrat auf Kleinigkeiten verärgert reagieren durfte, während große Katastrophen vornehme Gelassenheit erforderten. Er bat Suarez, am Tisch sitzen zu bleiben, zündete sich einen seiner schlanken, schwarzen Zigarillos an und spazierte hinaus in den Garten.
In ihm kochte es, und seine Wut war mörderisch. Blut würde fließen, schwor er sich. Es würde Schreie geben, Tote. Aber zuerst die Analyse.
Gegen Roberto Cardenas gab es keine Beweise. Dass man den Agenten in Hamburg, der auf seiner Lohnliste stand, entlarvt hatte, war vermutlich nur Pech. Zufall. Aber nicht alles andere. Nicht fünf Schiffe auf See und zwei Flugzeuge in der Luft. Und dahinter steckten keine staatlichen Ordnungsmächte, denn die hätten Pressekonferenzen abgehalten und das konfiszierte Kokain genüsslich zur Schau gestellt. An so etwas war er gewöhnt. Sollten sie sich an Kleinkram weiden. Die Kokainindustrie setzte jährlich dreihundert Milliarden Dollar um. Das war mehr als der Staatshaushalt der meisten Länder außerhalb der G30.
Die Gewinne waren so gewaltig, dass keine noch so große Zahl von Verhaftungen das Heer der Freiwilligen stoppen konnte, die danach schrien, die Plätze der Toten und Inhaftierten einzunehmen. Die Profite waren groß genug, um Bill Gates und Warren Buffet daneben wie Straßenhändler
Weitere Kostenlose Bücher