Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
wehte der Duft von geröstetem Kaffee in der Meeresbrise herüber, als der PETN -Sprengstoff für eine Nanosekunde die 5000 Grad Celsius erreichte. Dann war das Schiff verschwunden.
Ein RIB war im Wasser geblieben. Jetzt kehrte es zu der Untergangsstelle zurück und sammelte ein paar treibende Trümmer ein, die ein scharfsichtiger Beobachter vielleicht entdeckt hätte. Sie wurden in Netze gewickelt, beschwert und auf den Meeresgrund geschickt. Der Ozean, blau und ruhig gegen Ende August, war wieder wie immer: leer.
Weit weg hinter dem Atlantik konnte Alfredo Suarez nicht glauben, was er da hörte, und er wusste auch nicht, wie er es Don Diego beibringen und am Leben bleiben sollte. Sein gescheiter junger Assistent hatte vor zwölf Stunden aufgehört zu senden. Das war Ungehorsam – mit anderen Worten, Wahnsinn oder eine Katastrophe.
Er hatte eine Nachricht von seinen Kunden bekommen, den Kubanern, die den größten Teil des Kokainhandels in Südflorida in der Hand hatten: Die Orion Lady war nicht nach Fort Lauderdale gekommen. Auch der Hafenmeister dort, der einen erlesenen Liegeplatz für sie bereithielt, wartete vergebens auf sie. Diskrete Erkundigungen ergaben, dass er versucht hatte, die Yacht zu erreichen, doch ohne Erfolg. Sie war seit drei Tagen überfällig und meldete sich nicht.
Ein paar erfolgreiche Kokainlieferungen hatte es gegeben, aber die Serie gescheiterter Transporte zu Wasser und in der Luft sowie ein massiver Schlag der Hamburger Zollbehörde hatten die Quote seiner »sicheren Ankunft« im Verhältnis zur ausgelieferten Tonnage auf fünfzig Prozent schrumpfen lassen. Dem Don hatte er fünfundsiebzig Prozent versprochen. Zum ersten Mal musste er befürchten, dass seine Politik der großen und dafür weniger zahlreichen Lieferungen – das Gegenteil der Gießkannenmethode, die sein Vorgänger vertreten hatte –, vielleicht doch nicht funktionierte. Er war nicht fromm, doch jetzt betete er, dass nicht noch Schlimmeres bevorstand. Was beweist, das Beten nicht immer hilft: Es sollte noch viel schlimmer kommen.
Weit entfernt, in der vornehmen historischen Stadt Alexandria am Ufer des Potomac, betrachtete der Mann, der die Katastrophe herbeiführen wollte, seinen bisherigen Feldzug.
Er hatte drei Stoßlinien entwickelt. Zum einen nutzte er die Kenntnisse über die von Juan Cortez präparierten Frachter, um es den regulären Ordnungskräften – Marinen, Zollbehörden, Küstenwachen – zu ermöglichen, die Giganten auf hoher See abzufangen, die Geheimverstecke »zufällig« zu entdecken, das Kokain sicherzustellen und das Schiff zu beschlagnahmen.
Die meisten der bei Lloyd’s registrierten Frachter waren nämlich zu groß, um unbemerkt zu sinken; das Aufsehen, das dadurch in der Schifffahrtswelt erregt wurde, führte dazu, dass auf Regierungsebene nachdrücklich interveniert wurde. Versicherungen und Reedereien würden sich korrupter Besatzungen entledigen, Bußgelder zahlen und die Unschuld der eigenen Unternehmensführung beteuern, aber der Totalverlust eines Schiffes wäre ihnen zu hoch.
Mit dem Aufbringen der Schiffe auf hoher See vereitelte die Cobra überdies das übliche Verfahren, bei dem das Kokain auf dem Meer an Bord genommen wurde, von einem Fischkutter zum Beispiel, und in einem zweiten Transfer auf See wieder von Bord geschafft wurde, bevor der Frachter in seinen Bestimmungshafen einlief. Aber das konnte nicht ewig so weitergehen, ja nicht einmal mehr besonders lange. Auch wenn Juan Cortez allem Anschein nach als verkohlter Leichnam in einem Grab in Cartagena verweste, musste bald klar sein, dass irgendjemand viel zu viel über die unsichtbaren Verstecke wusste, die der Schweißer geschaffen hatte. Dass einer dieser Hohlräume nach dem anderen per Zufall gefunden wurde, würde bald auffallen müssen.
Ohnehin wurden diese Triumphe der Staatsmacht nicht geheim gehalten. Sie drangen schnell an die Öffentlichkeit und kamen auch dem Kartell zu Ohren.
Die zweite Stoßlinie war eine Serie unregelmäßiger und scheinbar planloser Zufallsereignisse in verschiedenen Flug- und Seehäfen auf zwei Kontinenten, bei denen durch ein schreckliches Missgeschick eine ankommende Kokainlieferung entdeckt wurde, was dann sogar zur Verhaftung eines bestochenen Beamten führte, der als »Türöffner« gedient hatte. Auch diese Fälle würde man nicht in alle Ewigkeit als Zufälle abtun können.
Mit seiner lebenslangen Erfahrung in der Gegenspionage musste Devereaux, was selten vorkam, den Hut
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