Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
und den Spaniel an Bord kommen zu sehen; dann verschwanden ihre Köpfe unter den schwarzen Kapuzen, und sie wurden nach achtern geführt. Der Kapitän wusste sehr wohl, was er an Bord hatte, und betete zum Himmel, dass die Razzia erfolglos bleiben würde. Was ihn andernfalls erwartete, dachte er, waren etliche Jahre in einem Yanqui-Knast. Er befand sich in internationalem Gewässer, die Regeln waren aufseiten der Amerikaner, die nächste Küste gehörte zu Panama, einem Land, das bereitwillig mit Washington kooperieren und sie alle über diese furchtbare Grenze in den Norden deportieren würde. Alle Bediensteten des Kartells, von ganz oben bis zum untersten Handlanger, graute davor, an die USA ausgeliefert zu werden, denn das bedeutete eine lange Haftstraße ohne Hoffnung auf schnelle Entlassung gegen ein Schmiergeld.
Den älteren Mann, der ein bisschen steifere Gelenke hatte und mit seinem Seesack an Bord gezogen wurde, sah der Kapitän nicht mehr. Die Kapuzen nahmen den Gefangenen nicht nur die Sicht; sie waren innen auch so gepolstert, dass Außengeräusche gedämpft wurden.
Dank Juan Cortez und seinem Geständnis, bei dem Dexter dabei gewesen war, wusste er genau, was er suchte und wo es war. Während der Rest der Truppe so tat, als suchten sie die Maria Linda von oben bis unten und vom Bug bis zum Heck ab, ging Dexter still und leise in die Kapitänskajüte.
Die Koje war mit vier starken Messingschrauben an der Wand befestigt. Die Köpfe der Schrauben waren mit Schmutz überzogen, damit es aussah, als wären sie schon seit Jahren nicht mehr gelockert worden. Dexter wischte den Dreck ab und schraubte sie los. Jetzt konnte die ganze Koje heruntergenommen werden, wodurch die Bordwand freilag. Die Crew hätte es ungefähr eine Stunde vor der Ankunft an der Übergabestelle getan.
Der Stahl der Bordwand sah unberührt aus. Dexter tastete unten nach dem Verschlussriegel, fand und drehte ihn. Es klickte leise, und die stählerne Wand öffnete sich. Aber kein Seewasser rauschte herein. Die Bordwand war hier doppelt. Als Dexter die Platte behutsam wegnahm, sah er die Ballen.
Er wusste, dass der Hohlraum weit nach links und rechts, nach oben und nach unten reichte. Die Ballen waren wie Mauersteine geformt und nicht mehr als acht Zoll dick, denn so tief war der Hohlraum. Übereinander gestapelt, bildeten sie eine Mauer. Jeder Block enthielt zwanzig Briketts, in industrietaugliche Plastikfolie gewickelt und versiegelt, und die Blöcke steckten in Jutesäcken, die kreuz und quer mit verknoteten Schnüren umflochten waren, damit man leichter mit ihnen hantieren konnte. Dexter schätzte, dass es zwei Tonnen kolum bianischer Puro waren, ungefähr hundertfünfzig Millionen Dollar wert, wenn er auf das sechsfache Volumen gestreckt und zu überhöhten Straßenverkaufspreisen in den USA an den Mann gebracht worden wäre.
Vorsichtig knotete er die Umhüllung eines der Blöcke auf. Wie erwartet, waren auf der Plastikverpackung jedes einzelnen Blocks ein Muster und eine Zahl aufgedruckt: der Chargencode.
Als er fertig war, packte er die Blöcke wieder ein, wickelte sie in die Jute und verknotete sie so, wie er sie vorgefunden hatte. Die Stahlplatte kam an ihren Platz zurück und schloss sich mit einem Klicken, wie Juan Cortez es vorgesehen hatte.
Als Letztes musste er die Koje dorthinschieben, wo sie gewesen war, und festschrauben. Auch die Schicht aus Staub und Fett strich er mit dem Daumen wieder über die Messingschraubenköpfe. Als er fertig war, brachte er die Kabine in Unordnung, als wäre sie vergebens durchsucht worden, und ging zurück an Deck.
Nachdem die kolumbianische Besatzung unter den Kapuzen verschwunden war, hatten die SEAL s ihre Masken abgenommen. Commander Chadwick sah Dexter an und zog die Braue hoch. Dexter nickte nur, kletterte über die Reling hinunter in das RIB und zog sich die Maske über das Gesicht. Die SEAL s taten das Gleiche. Dann nahmen sie der Besatzung Kapuzen und Fesseln ab.
Commander Chadwick sprach kein Spanisch, aber SEAL Fontana konnte es. Mit Hilfe seines Offiziers entschuldigte sich der Anführer der SEAL s überschwänglich beim Kapitän der Maria Linda .
»Man hat uns offensichtlich falsch informiert, Capitano. Bitte akzeptieren Sie die Entschuldigung der U.S. Navy. Sie sind frei und können weiterfahren. Gute Reise.«
Als der kolumbianische Schmuggler die Worte »buen’ viaje« hörte, konnte er sein Glück kaum fassen. Er tat nicht einmal so, als wäre er empört über das, was
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