Cobra
verstehen konnten. »Ich bin ein Cobra.«
Wrey blieb die Spucke weg, und er musterte Jonny von oben bis unten. Tarvn murmelte leise etwas in sich hinein, für das Jonny sich nicht einmal die Mühe machte, seine akustischen Verstärker höher einzustellen. Allerdings erholte sich der Captain schnell. »Weiß das jemand von den Passagieren?«, raunte er.
Jonny schüttelte den Kopf. »Nur Sie beide – und ich will, dass das auch so bleibt.«
»Das hätten Sie mir früher sagen sollen«, setzte Wrey an.
»Seien Sie bitte still, Sir«, brachte Tarvn ihn unerwartet zum Schweigen, wobei er den Blick nicht von Jonny nahm. »Werden die Trofts in der Lage sein, Ihre Ausrüstung zu entdecken?«
»Das hängt davon ab, wie genau der Filter ist, durch den sie uns alle schleusen werden«, meinte Jonny achselzuckend. »Ein kompletter Bioscan wird sie ans Licht bringen, aber ein oberflächlicher Waffendetektor vermutlich nicht.«
Hinter Jonny räusperte sich der Steuermann. »Captain?«, sagte er mit beherrschter Stimme. »Die Trofts verlangen, dass wir uns ergeben.«
Tarvn warf einen kurzen Blick auf die Monitore und drehte sich wieder zu Wrey um. »Wir haben keine andere Wahl, Sir.«
»Erklären Sie ihnen, dass wir ein offizielles Kurierschiff des Imperiums sind und dies einen Vertragsbruch darstellt«, sagte Wrey gepresst, den Blick auf die Displays geheftet. »Drohen Sie nicht, diskutieren Sie – reißen Sie sich ein Bein aus, um uns aus dieser Situation herauszureden. Erst wenn …« Er stieß den Atem zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. »Erst wenn das nichts fruchtet, können Sie sich von mir aus auch ergeben.«
»Und versuchen Sie auszuhandeln, dass alle an Bord der Menssana bleiben dürfen«, fügte Jonny hinzu. »Möglicherweise müssen wir schnell von hier verschwinden, wenn sich die Möglichkeit bietet.«
»Ich kann nur dringend auf diese Möglichkeit hoffen«, murmelte Wrey. »Das alles hier ist Ihre Idee, vergessen Sie das nicht.«
Jonny hätte fast laut gelacht. Ein Bürokrat im mittleren Dienst, wie er im Buche stand – die Operation hatte kaum begonnen, und schon dachte Wrey an nichts anderes, als jede Schuld von sich zu weisen. Vorhersehbar und ärgerlich -, aber manchmal ließ sich das auch ausnutzen. »In diesem Fall bin ich dann wohl bevollmächtigt, die gesamte Operation zu leiten? Befehle an Captain Tarvn eingeschlossen?«
Wrey zögerte, aber nur kurz. »Was immer Sie wollen. Jetzt ist es Ihr Spiel.«
»Danke.« Jonny wandte sich wieder an Tarvn. »Mal sehen, was wir tun können, um die Karten in unserem Sinn zu mischen und vielleicht gleichzeitig für eine kleine Ablenkung zu sorgen.«
Er umriss seinen Plan, bekam Tarvns Einverständnis und eilte in den Einsatzraum der Marines, um alles vorzubereiten. Dann ging er zurück in den Salon, wo er sich leise mit Dru und Harmon beredete. Sie nahmen die Neuigkeit gefasst auf, und als sie zusammen die Schachfiguren einsammelten und wegpackten, umriss er die kleinen und – theoretisch – ungefährlichen Rollen, die sie für ihn spielen sollten. Beide zeigten sich entschlossen und bereitwillig einverstanden, und so wusste er, dass er seine potenziellen Verbündeten gut gewählt hatte.
Fünfzehn Minuten später war er wieder in seiner Kabine und versteckte das heikelste Datenmaterial über Aventine auf unzusammenhängenden Sektoren verschiedener MagCards, als Tarvn offiziell die Übergabe der Menssana bekanntgab. Den Anweisungen des Captains folgend, machte er sich mit den anderen in den Salon auf und versuchte, sich zu entspannen. Was ihm ungefähr so gut gelang wie allen anderen auch.
Eine halbe Stunde später kamen die Trofts an Bord.
Der Salon war der größte allen zugängliche Raum an Bord, doch fünfzehn Passagiere, dreizehn Mann Besatzung und vier Marines sorgten auch ohne die sieben bewaffneten Trofts, die längs der Wand aufgereiht standen, für ein ziemliches Gedränge. Wrey und Tarvn waren nicht anwesend, vermutlich hatte man sie woanders hingeschafft. Hoffentlich nahm, wer immer es bemerkte, an, die beiden fehlenden Marines wären bei ihnen.
Während des Krieges war Jonny nur selten an Gesprächen mit den Trofts beteiligt gewesen, damals jedoch hatte er den Eindruck gewonnen, dass die Aliens für gesellschaftlichen oder gar politischen Smalltalk nicht zu haben waren, und der Sprecher des Enterkommandos tat nichts, um diesem Eindruck entgegenzuwirken. »Das Schiff und alles, was sich an Bord befindet, ist
jetzt Eigentum der
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