Cobra
von dem aus er alle im Blick hatte. »Das soll natürlich geheim bleiben«, sagte er … und dann begann er mit der unglaublichsten Geschichte, die Justin je gehört hatte.
Jonny ließ ein paar Sekunden verstreichen, nachdem sein Ältester geendet hatte, dann zog er die Augenbrauen hoch und sah die Zwillinge an. »Nun? Eure Meinung?«
»Ich traue ihnen nicht«, meinte Joshua sofort. »Besonders nicht der Tlos-Domäne. Wieso sollten sie ohne Gegenleistung ihre Aufbauhilfe anbieten?«
»Zumindest das ist vollkommen klar«, meinte Jonny zu ihm. »Man nennt es kostenlose Probe – und es gilt für beide Seiten. Wenn wir den Job übernehmen und der Baliu-Domäne gefällt unsere Arbeit, werden sich die Tlossys zweifellos bei anderen Domänen als unsere Agenten anbieten.«
»Und wenn uns die Abmachung zusagt, werden sie versuchen, uns weitere Aufträge zu verschaffen«, meinte Corwin und nickte. »Mit dem gleichen Lockmittel haben sie operiert, als wir anfangs in den Handel mit den Trofts eingestiegen sind. Was mit ein Grund dafür ist, dass dieser jetzt zu einem so großen Teil über sie läuft.«
»Also schön«, meinte Joshua achselzuckend. »Angenommen, das Angebot ist korrekt. Sind fünf Planeten zweifelhafter Nutzbarkeit es wert, einen Krieg zu führen? Noch dazu einen, der nicht provoziert wurde?«
»Betrachte die Sache doch einmal von der anderen Seite«, sagte Corwin. »Angenommen, diese neuen Aliens stellen tatsächlich eine unmittelbare Bedrohung dar. Können wir riskieren, diese einfach zu ignorieren, und darauf hoffen, dass sie uns nicht finden?
Wäre es nicht tatsächlich besser, sie auszuschalten, solange dies noch vergleichsweise einfach zu bewerkstelligen ist?«
»Und was bedeutet ›vergleichsweise einfach‹?«, konterte Joshua.
Justin sah kurz in das verschlossene Gesicht seiner Mutter. Von jetzt an lief es nach bekanntem Schema: Corwin übernahm bei solchen Diskussionen gewöhnlich die Rolle des Advokaten des Teufels, was darauf hindeutete, dass Jonny der Angelegenheit ablehnend gegenüberstand. Es wäre interessant, seine Gründe zu erfahren, doch die würde er erst äußern, nachdem die Zwillinge ihre Meinung kundgetan hatten. Chrys dagegen war vielleicht nicht so zurückhaltend. »Mum, du hast noch gar nichts gesagt. Wie denkst du darüber?«
Sie blickte ihn an, ein mattes Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel. »Jetzt, wo du bald ein Cobra wirst? Natürlich will ich dein Leben nicht für irgendwelche Welten aufs Spiel setzen, die wir frühestens in tausend Jahren brauchen. Aber von solchen Gefühlen einmal abgesehen: Logisch betrachtet kommt man nicht um die Frage herum, wieso die Trofts wollen, dass gerade wir das übernehmen. Sie verfügen über eine Kriegsmaschinerie, die der des Imperiums ebenbürtig ist – wenn sie nicht mit der Bedrohung durch diese Aliens fertigwerden, was erwarten sie dann von uns?«
Justin blickte Joshua an und entdeckte im Gesicht seines Bruders bestenfalls eine Spur seiner eigenen plötzlichen Nachdenklichkeit. Verständlich; Joshua wusste weit mehr als Justin sowohl über die Fähigkeiten als auch die Grenzen der Cobras. Er drehte sich zu seinem Vater um, der wiederum ihn beobachtete. »Seltsam«, meinte er.
»Stimmt«, gab Jonny ihm Recht. »Der einzige Vorteil, den Cobras gegenüber Truppen in Kampfausrüstungen bieten, ist der, dass unsere Waffen verdeckt sind. Es ist schwer, sich einen Nicht-Guerillakrieg vorzustellen, in dem das ein entscheidender Faktor sein soll.«
»Die nächsten Kampfausrüstungen befinden sich natürlich weit weg im Imperium …«, begann Corwin.
»… aber wenn sie uns anheuern können, dann ganz sicherlich auch die Menschen dort«, beendete Justin den Satz für ihn. »Richtig?«
Corwin nickte. »Was, zumindest für mich, nur eine Antwort auf Mums Frage zulässt.«
Es entstand eine kurze Pause. »Es ist ein Test«, sagte Joshua schließlich. »Sie wollen wieder einmal versuchen, Einblick in die wirkliche Kampfkraft der Cobras zu bekommen.«
Jonny nickte. »Einen anderen Grund kann ich auch nicht erkennen. Zumal die Domänen auf dieser Seite der Assemblage während des Krieges wahrscheinlich keinerlei direkten Kontakt mit den Streitkräften des Imperiums hatten. Sie kennen nur die Berichte der Domänen von der anderen Seite und halten sie vielleicht für übertrieben.«
»So, und was machen wir jetzt?«, fragte Joshua. »Gehen wir auf Nummer sicher und sagen, wir wären uns zu schade für Söldnerarbeit?«
»Das wäre meine
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