Cobra
still im Salon, bis auf das tiefe Summen der leerlaufenden Schwerkraftlifts und Pyres leise im Gang verhallenden Schritte.
Drei Minuten später – unter einem höchst ungenauen Kugelhagel der Qasamaner – hob die Dewdrop ab und jagte dem sternenübersäten Himmel entgegen. Eine Stunde darauf befanden sich Cerenkov und Rynstadt in einer Quarantäneeinrichtung an Bord eines Troftkriegsschiffes, Prognose ungewiss.
Wiederum eine Stunde später war die Dewdrop im Hyperraum und auf dem Weg nach Hause.
29
Der Menssana wurde bei ihrer Rückkehr von der Erkundungsmission auf Aventine jene Art des Empfangs zuteil, die Entdecker zu allen Zeiten erfahren hatten. Die Mannschaft wurde mit einer offiziellen Grußnote seitens des Rates empfangen, ihre MagCards mit Datenmaterial wurden kopiert und an Hunderte von Wissenschaftlern überall auf dem Planeten verteilt.
Der Empfang der Dewdrop , zwei Tage später, fiel beträchtlich stiller aus.
Die letzte Seite von Teleks vorläufigem Bericht verschwand vom Monitor des ComBoards, und Corwin legte das Gerät mit einem Seufzer zur Seite.
»Und?«
Corwin hob den Kopf und sah seinem Vater in die Augen. »Sie haben Glück gehabt«, meinte er schlicht. »Im Grunde hätten sie alle dort draußen draufgehen können.«
Jonny nickte. »Ja. Der einzige Fehler der Qasamaner bestand darin, dass sie so viele Informationen wie möglich sammeln wollten, bevor sie das Schiff vernichteten. Wäre ihnen das egal gewesen, hätten sie ein Dutzend Mal Gelegenheit gehabt, die Dewdrop in die Luft zu sprengen.«
Corwin verzog das Gesicht. York hatte seinen Arm verloren, Winward gewann sein Augenlicht nur allmählich zurück, Cerenkov und Rynstadt befanden sich an Bord des Troftschiffes im Orbit noch immer in einem kritischen Zustand – und trotz alledem brachte er es noch immer fertig, im Zusammenhang mit der Mission von Glück zu sprechen. »In was sind wir da, um Himmels willen, eigentlich reingeraten?«, murmelte er.
»In eine gewaltige Sauerei«, seufzte Jonny. »Wie lange wird es dauern, bis Sun und Konsorten mit ihrer Abschlussbesprechung fertig sind? Hast du eine Idee?«
»Äh …« Corwin nahm sein ComBoard wieder zur Hand und gab eine Anfrage ein. »Nicht vor heute Abend. Und vor morgen früh bekommt niemand die Erlaubnis, an die Öffentlichkeit zu treten.«
»Das ist in Ordnung, wir sind nicht die Öffentlichkeit.« Der ältere Moreau starrte einen Augenblick ins Leere. »Pass auf, du holst heute Abend deine Mutter ab und fährst mit ihr zur Cobra-Akademie – benutze meinen Namen, um reinzukommen, und wenn sie dich hindern wollen, erzähle ihnen, du seist ein naher Angehöriger. Ich bin sicher, du findest irgendwas , das in die Vorschriften passt. Sprich mit deinen Brüdern nicht über Politik und halte sie nicht zu lange vom Schlafen ab. Sie werden morgen einen harten Tag haben, wenn der Rat an die Reihe kommt.«
Corwin nickte. »Wirst du auch da sein?«
»Ja, aber warte nicht auf mich. Ich habe vorher noch ein paar Dinge zu erledigen.«
»Allein?«
Jonny schenkte seinem Ältesten ein schiefes Lächeln. »Meine Gelenke haben gerade einen schönen Urlaub auf sonnigen Welten hinter sich. Ich bin durchaus in der Lage, dem aventinischen Winter ein paar Stunden lang allein zu trotzen, danke.«
Corwin zuckte mit den Achseln. »War ja nur eine Frage.«
Trotzdem verweilte er lange genug im Vorzimmer, bis er hörte, wie Yutu beim Star Field ein Boden-Orbit-Shuttle bereitstellen ließ. Es sah ganz so aus, als brauchte sich sein Vater heute Abend keine großen Sorgen wegen des aventinischen Winters zu machen.
Winter im eigentlichen Sinne gab es auf Kriegsschiffen der Trofts nicht.
Zum vierten Mal in fast ebenso vielen Minuten schien der Monitor des ComBoards Telek vor den Augen zu verschwimmen, und zum vierten Mal schüttelte sie hartnäckig den Kopf und schluckte einen Mundvoll Kahve. Es war spät, sie war müde und sie brauchte für die Ratssitzung am nächsten Morgen wenigstens
einen halbwegs klaren Kopf. Doch dies war die erste Gelegenheit, einen Blick in den Bericht der Menssana zu werfen, und sie wollte sich zumindest oberflächlich mit dem vertraut machen, was die Expedition herausgefunden hatte, bevor sie für heute Abend Schluss machte.
An der Tür klopfte es leise. »Herein«, rief sie.
Es war nicht, wie sie erwartet hatte, jemand vom medizinischen Personal der Akademie. »Die Krankenschwestern in der Überwachungsstation sind verärgert, weil Sie noch nicht schlafen
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