Cobra
Feind besetzte Siedlung hineinlenkte, verrieten
nur seine hin und her huschenden Blicke Anzeichen von Anteilnahme oder Besorgnis. »Wo sind die Bewohner der Siedlung?«
Justin sah sich um. Bis auf einen Cobra am Ende eines jeden Blocks, dem sie sich näherten, waren die Straßen tatsächlich menschenleer. Er übermittelte die Frage per Zeichengeber an Winward. »Sie befinden sich alle draußen im nördlichen und im zentralen Teil der Ortschaft«, gab er die Antwort weiter.
»Ich würde sie gern sehen, bevor ich mit Ihren Führern spreche.«
Justin zuckte mit den Achseln, darum bemüht, unbekümmert zu wirken. Ihr Zeitplan war knapp, aber das konnte er Moff gegenüber schlecht zugeben. »Von mir aus«, sagte er. »Lassen Sie sich nur nicht allzu lange Zeit. Ich möchte, dass die Gespräche in Gang kommen, bevor dort draußen wieder jemand zu schießen anfängt.«
»Unsere Leute werden keine Kampfhandlungen mehr beginnen, solange Ihre das nicht tun.«
Justin zuckte erneut mit den Achseln, lehnte sich zurück und ließ die Rundfahrt über sich ergehen. Eigentlich sollte er versuchen, sich ein Bild von Moffs Absichten zu machen, aber abgesehen von einem vielversprechenden Aufzeichnungsgerät in der Mojostange auf der Schulter des Qasamaners konnte er nichts entdecken, das ihm irgendwelche Hinweise hätte liefern können. Beim Gedanken an den bakteriologischen Angriff auf Cerenkov und Rynstadt während ihres ersten Aufenthalts bekam er eine Gänsehaut, obwohl Telek und Winward ihm versichert hatten, dass Moff vermutlich nicht sein eigenes Leben durch solche Tricks aufs Spiel setzen würde, solange ihn einfachere Methoden zum Ziel führten. Kein Naturgesetz zwang die Logik des Qasamaners, genauso zu funktionieren wie die des Aventiniers.
Moff bog ein paarmal ab, und – tatsächlich – dort waren die Siedlungsbewohner.
In Justins Augen wirkte es eher wie ein riesiges Picknick mitten im Ort. Die meisten Erwachsenen saßen in kleinen Gruppen auf dem Boden, während die Kinder zwischen ihnen und um
sie herum spielten. An den Seiten des Platzes standen Cobras Wache.
»Befinden sich die Übrigen hinter diesem Torbogen dort?«, fragte Moff, indem er darauf zeigte.
»Ich glaube schon, ja.«
Ohne um Erlaubnis zu fragen, bog der Qasamaner um eine Ecke und fuhr in die angegebene Richtung. Der Rest der Siedlungsbewohner lagerte auf einem kleineren Freigelände ein paar Blocks weiter nördlich, und Moff hielt an, als die Menschenmenge in Sicht kam. Einen Augenblick lang betrachtete er sie prüfend, so als hielte er nach Hinweisen auf Misshandlungen Ausschau, und Justin beobachtete, wie seine Schultern sich langsam drehten, während er dem Aufzeichnungsgerät in seinem Schulterstück einen Schwenk über das Gelände gestattete. Und so den Soldaten an der Blockade die Möglichkeit gab zu sehen, ob die Siedlungsbewohner wohlauf waren, falls das Gerät seine Bilder per Funk übertrug.
Plötzlich erstarrte Justin innerlich. Er beobachtete die Augen des anderen, merkte sich, wo sie innehielten. Moff betrachtete die Posten.
Er zählte die Cobras.
Natürlich. Es war derselbe Trick, nur von innen nach außen gekehrt, mit dem er auch das Innere der Dewdrop erkundet hatte, nachdem man Joshua und York die Rückkehr an Bord gestattet hatte. Justin schätzte, dass von den dreißig Cobras in der Siedlung etwa zwanzig die beiden Gruppen aus Zivilisten bewachten – eine lächerlich kleine Zahl für dreitausend Menschen, trotz der Möglichkeiten, die sie als Cobras hatten. Moff war dies sicher aufgefallen, und er würde ebenso gewiss zu dem Schluss kommen, dass die Gesamtzahl der Cobras nicht wesentlich höher war als die der sichtbaren.
Oder anders ausgedrückt: Das Forschungsteam bot ein leichtes Ziel. Was bedeutete … Ja, was eigentlich?
Justin wusste es nicht, aber die anderen brauchten diese Information umgehend. Er presste sein Mikro heimlich an die Lippen und sprach leise hinein.
York schüttelte den Kopf, den Blick fest auf das Display vor sich geheftet. »Keine Kopterbewegungen, soweit ich es erkennen kann«, sagte er an Telek gewandt. »Sind Sie sicher, dass Moffs Apparat nicht nur aufzeichnet?«
»Wir haben die Sendefrequenz gefunden, die er benutzt«, erwiderte sie gereizt. »Was ist mit anderen Flugmaschinen? Sie sagten, einige wären auf dem Landeplatz in Sollas aufgetaucht?«
»Sie stehen nach wie vor dort. Und Almo meldet noch immer keine Schwierigkeiten an der Blockade von Vortrupp eins?«
»Nein. Es sei
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