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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Zielerfassung, drehte den Kopf und sah die Frau an. »Passen Sie auf«, forderte er sie auf und feuerte seinen Bogenwerfer ab.
    Wer genau hinsah, dem wäre vielleicht aufgefallen, dass der Lichtblitz, der einen Augenblick später den Raum erhellte, in Wirklichkeit aus zwei Teilen bestand: dem Lichtstrahl des Fingerspitzenlasers, der einen ionisierten Pfad in die Luft brannte, sowie dem Funken mit hoher Ampèrezahl, der längs dieses Pfades zur Wand hinüberschlug. Doch am beeindruckendsten war der damit verbundene Donnerschlag, und in der metallgewandeten Zelle hätte er nicht beeindruckender sein können. Die Frau
sprang aus dem Stand einen Meter nach hinten und rief etwas, das Jonny wegen des mehrfachen Widerhalls nicht verstand. »Zufrieden?«, fragte er, als der Lärm endlich verklungen war.
    Sie starrte ihn aus großen Augen an, dann nickte sie schnell. »Oh, ja. Doch, durchaus. Was zur Hölle war das?«
    »Ein Bogenwerfer. Entwickelt, um elektronisches Gerät zu verschmoren. Funktioniert gewöhnlich recht gut.« Er hatte wirklich gut funktioniert – von dieser speziellen Ansammlung von Sensoren erwartete Jonny keinen Ärger mehr.
    »Das glaube ich Ihnen gern.« Sie atmete tief durch, und damit schien sie auch ihren Verstand wieder in Gang zu setzen. »Ein echter Cobra. Und wieso sind Sie noch nicht von hier ausgebrochen?«
    Eine ganze Weile starrte er sie an und überlegte, was er darauf antworten sollte. Wenn die Trofts wussten, dass er ihnen auf die Schliche gekommen war … andererseits bewies die Gegenwart der Frau, dass sie sich das sowieso bereits ausgerechnet hatten. Sollte er ihr also die Wahrheit sagen? – Dass die Aliens ihn vor die Wahl stellten, entweder seine Cobra-Kameraden zu verraten oder ihr das Leben zu retten?
    Er entschied sich für eine einfachere, wenn auch nur vorübergehende Lösung, und wechselte das Thema. »Sie wollten mir von dem Tunnel erzählen«, erinnerte er sie.
    »Ja. Richtig. Nein, er sah aus, als wäre er schon viel älter als drei Jahre. An ein paar Stellen sah es so aus, als hätte man dort Tore und Sicherheitsanlagen entfernt.«
    Mit anderen Worten, Tylers Schlupfloch, auf das er gehofft hatte, befand sich bereits in den Händen der Aliens. »Wie gut wird er bewacht?«
    »Es wimmelt dort nur so von Trofts.« Sie sah ihn argwöhnisch an. »Sie haben doch nicht etwa vor, auf diesem Weg zu verschwinden, oder?«
    »Und wenn doch?«
    »Es wäre Selbstmord – und da ich die Absicht habe, mich hinter Ihnen zu halten, säße ich damit ebenfalls ziemlich in der Klemme.«

    Er blickte sie stirnrunzelnd an und erkannte erst in diesem Moment, dass sie offenbar mehr von dem begriffen hatte, was hier gespielt wurde, als er ihr zugetraut hatte. Auf ihre nicht gerade sehr feinfühlige Art gab sie ihm damit zu verstehen, dass er sich nicht mit ihr zu belasten brauchte, sollte er sich zur Flucht entscheiden. Er musste sich nicht für ihre Sicherheit verantwortlich fühlen.
    Wenn es nur so einfach wäre, dachte er bitter. Würde sie ebenso großes Verständnis zeigen, wenn er tatenlos in der Zelle herumsitzen würde und sie damit zum Tode verurteilte?
    Oder stand ihm diese Alternative schon gar nicht mehr offen? Entgegen seinem Entschluss konnte er sie bereits jetzt nicht mehr als gesichtslose Statistin in diesem Krieg betrachten. Er hatte sich mit ihr unterhalten, hatte gesehen, wie sich der Ausdruck in ihren Augen veränderte, hatte sogar angefangen, sie ein bisschen zu verstehen. Was immer der Preis war – sein Leben oder auch Informationen -, er wusste jetzt, dass er letzten Endes versuchen musste, sie hier rauszubringen. Das Bauernopfer der Trofts hatte funktioniert.
    Du wirst stolz auf mich sein, Jame, solltest du je davon erfahren, dachte er zu den fernen Sternen. Meine Horizonmoral hat den Krieg überstanden, ohne etwas von ihrer dämlichen Größe zu verlieren.
    Andererseits … war er jetzt mit einer professionellen Einbrecherin in dem vermutlich verlockendsten militärischen Ziel eingesperrt, das Cranach zu bieten hatte.
    Möglicherweise hatten sich die Trofts in ihrer Versessenheit, ihm einen emotionalen Mühlstein um den Hals zu hängen, sogar selbst überlistet. »Ich heiße Jonny Moreau«, erklärte er der Frau. »Und Sie?«
    »Ilona Linder.«
    Er nickte, denn er wusste, indem er sich ihr vorgestellt hatte, war seine Entscheidung gefallen. »Also schön, Ilona, wenn Sie den Tunnel als Ausgang für eine schlechte Wahl halten, dann wollen wir mal sehen, was uns sonst noch

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