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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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dabei, ein paar Bewerbungen fürs College auszufüllen.«
    »Ach so. Hast du dich entschlossen, weiterzustudieren?«
    Jonny zuckte mit den Achseln. »Warum nicht?«
    Jame stellte sich neben seinen Bruder und überflog die Magnetformulare. Universität von Rajput, das Bomu-Institut für Technik auf Zimbwe, Universität von Aerie. Alle off-planet . »Du wirst eine lange Reise machen müssen, wenn du Weihnachten nach Hause kommen willst«, meinte er. Dann fiel ihm noch etwas auf: Die drei Bewerbungen waren nur bis zu der Zeile Militärdienst ausgefüllt.
    »Ich werde wohl nicht oft nach Hause kommen«, erwiderte Jonny ruhig.
    »Du willst einfach aufgeben, stimmt’s?« Jame legte so viel Geringschätzung wie möglich in seine Worte.
    Es nützte nichts. »Ich ziehe mich aus feindlichem Gebiet zurück«, verbesserte ihn Jonny nachsichtig.
    »Die Jungs sind tot, Jonny. Im ganzen Universum gibt es nichts, was du dagegen tun könntest. Pass auf, die Stadt macht dir keinen Vorwurf – es wurde keine Anklage erhoben, hast du das bereits vergessen? Also hör auf, dich selbst zu bemitleiden. Finde dich mit der Tatsache ab, dass es passiert ist, und lass es damit gut sein.«
    »Du bringst die Schuld vor dem Gesetz und moralische Schuld durcheinander. Das Gesetz spricht mich frei, die Moral nicht. Und die Stadt wird dafür sorgen, dass ich die Sache niemals vergesse. Ich kann den Ekel und die Angst in den Augen der Menschen sehen. Mittlerweile haben die sogar Angst, mir gegenüber sarkastisch zu sein.«
    »Na … ist doch besser, als bekämst du gar keinen Respekt.«
    Jonny schnaubte. »Na, vielen Dank«, meinte er und verzog das Gesicht. »Mir wäre es lieber, sie würden auf mir herumhacken.«

    Endlich ein Lebenszeichen. Jame preschte weiter voran, aus Angst, der Funken könnte wieder erlöschen. »Weißt du, Dad und ich haben über die Werkstatt gesprochen. Weil sie nicht für drei Leute ausgestattet ist.«
    »Ja – und?«
    »Was hindert uns daran, dass du und Dad den Laden führen, während ich ein paar Monate woanders arbeiten gehe?«
    Jonny schwieg einen Augenblick lang, schüttelte dann aber den Kopf. »Danke, aber nein. Das wäre nicht fair.«
    »Wieso nicht? Früher war das dein Job. Es ist nicht so, als würdest du dich hineindrängen. Außerdem würde ich ganz gerne eine Weile mal was anderes machen.«
    »Ich würde wahrscheinlich sämtliche Kunden vertreiben.«
    Jame verzog den Mund. »Das wird schon nicht passieren, das weißt du auch. Dads Kunden kommen, weil sie ihn und seine Arbeit schätzen. Es ist ihnen vollkommen gleichgültig, wer die Reparaturarbeiten ausführt, solange Dad die Oberaufsicht hat. Du willst dich bloß rausreden.«
    Jonny schloss kurz die Augen. »Und wenn schon.«
    »Wahrscheinlich ist es dir zurzeit egal, ob dein Leben den Bach runtergeht oder nicht«, presste Jame zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Vielleicht überlegst du mal einen Augenblick, was du Gwen damit antust.«
    »Ja. Die anderen Kinder machen es ihr ziemlich schwer, was?«
    »Von denen spreche ich nicht. Klar, sie hat die meisten ihrer Freunde verloren, aber ein paar halten weiter zu ihr. Was sie fertigmacht, ist, dass sie mit ansehen muss, wie sich ihr großer Bruder selbst zerfleischt.«
    Zum ersten Mal hob Jonny den Kopf. »Wie meinst du das?«
    »Genauso, wie ich es gesagt habe. Deinetwegen macht sie gute Miene zum bösen Spiel, doch wir alle wissen, dass es ihr wehtut, zu sehen, wie ihr vergötterter Bruder in seinem Zimmer herumhockt und … und …« Er suchte nach den passenden Worten.
    »Sich in Selbstmitleid suhlt?«

    »Genau. Du bist ihr etwas Besseres schuldig, Jonny. Schon jetzt hat sie die meisten ihrer Freunde verloren, sie hat es verdient, wenigstens ihren Bruder zu behalten.«
    Jonny sah wieder eine ganze Weile aus dem Fenster, dann blickte er kurz auf die Bewerbungsunterlagen für das College. »Du hast Recht.« Er holte tief Luft und ließ sie langsam wieder ausströmen. »Also gut. Sag Dad, dass er einen neuen Mitarbeiter hat«, meinte er und schob die Magnetformulare zu einem sauberen Stapel zusammen. »Ich fange an, sobald er mich gebrauchen kann.«
    Jame grinste und packte seinen Bruder an der Schulter. »Danke.« Er freute sich. »Kann ich es auch Mum und Gwen sagen?«
    »Klar. Nein, nur Mum.« Er stand auf und versuchte Jame anzulächeln. Fast gelang es ihm. »Gwen werde ich es selber sagen.«
     
    Der winzige bläuliche Lichtpunkt, der selbst durch die Schweißerbrille strahlend hell war,

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